Debatte in New York

Wäre die Welt ohne Religion besser?

Wäre die Welt ohne Religion besser? Über diese Frage haben zwei Atheisten, ein Jude und ein Christ in der Universität von New York debattiert. Bei den rund 800 Zuhörern kamen die Argumente der Religionskritiker besser an.
braucht die Welt Religion

Vor Beginn der Debatte beantworteten 52 Prozent die Ausgangsfrage «wäre die Welt ohne Religion besser?» mit Ja, 26 Prozent mit Nein, und 22 Prozent konnten sich nicht entscheiden.

Nach der Diskussion stimmten 59 Prozent der These zu, 31 Prozent waren dagegen und 10 Prozent unentschieden.

Diese Personen tauschten auf dem Podium ihre Argumente aus: auf Seiten der Atheisten der englische Philosophieprofessor Anthony Clifford Grayling (London) sowie der ebenfalls aus England stammende Filmemacher Matthew Chapman (New York) und auf Seiten der Religionsbefürworter Rabbi David Wolpe (Los Angeles) sowie der christliche Apologet Dinesh D’Souza, Präsident des evangelikalen King’s College in New York.

«Aberglaube»

Grayling vertrat die Ansicht, dass sich die Menschen aufgrund ihrer Vernunft und Erfahrung ihre Moral und Ethik selbst erarbeiten müssten, anstatt sich auf Lehren aus grauer Vorzeit zu verlassen. Religion habe ihre Wurzeln «im Glauben und Aberglauben von Ziegenhirten, die weder lesen noch schreiben konnten und vor 3‘000 Jahren lebten».

Chapman – Urenkel des Gründers der Evolutionstheorie, Charles Darwin – bestritt, dass Religion eine Gesellschaft besser mache. Zwar glaubten 90 Prozent der 311 Millionen US-Amerikaner an Gott, doch habe das Land die grösste Zahl von Gefängnisinsassen. Drogensucht sei weit verbreitet; Waffengewalt nehme «groteske» Ausmasse an. «Es ist verblüffend, dass in einem so reichen und christlichen Land so viele Menschen in Armut leben», so Chapman.

In nur 100 Jahren habe der wissenschaftliche Fortschritt viel Leid gemindert und die Lebenserwartung verlängert, während die Religion Tausende Jahre Zeit gehabt habe, um ihre Wohltaten zu beweisen. «Das ist nicht der Fall», erklärte Chapman.

«Atheisten bringen mehr Unheil»

Wolpe und D’Souza hielten dagegen, indem sie unter anderem auf das Unheil verwiesen, das atheistische Diktatoren wie der Nordkoreaner Kim Jong-il, der Kubaner Fidel Castro, der Rumäne Nicolae Ceausescu, der Kambodschaner Pol Pot und der Sowjetherrscher Josef Stalin hervorgebracht haben. Diese hätten mehr Menschenleben auf dem Gewissen, als man den Religionen zuschreiben könne. «Die religiösen Verbrechen, selbst die von Osama bin Laden, sind im Vergleich zu den atheistischen verschwindend klein», so D’Souza.

Hingegen belegen laut Wolpe zahlreiche wissenschaftliche Studien die Vorteile von Religion: Gläubige Menschen engagierten sich stärker für andere, würden seltener süchtig, lebten länger und gesünder. Die positiven Auswirkungen von Religion würden in den Medien unterbelichtet, während negative Folgen und Fehltritte aufgebauscht würden.

In der «Löwengrube»

Über das Ergebnis der Debatte zeigten sich D’Souza und Wolpe nicht überrascht. In New York befinde man sich auf säkularem Territorium. Schon vorher habe er gewusst, dass er sich in eine «Löwengrube» begebe, sagte D’Souza der Internet-Zeitung Christian Post. Trotzdem hätten Wolpe und er zeigen können, dass es für den Glauben genauso vernünftige Argumente gebe wie für den Unglauben.

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Buch zum Thema:
«Argumente für den Glauben»

Datum: 19.11.2011
Quelle: idea.de

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