Christliche Werte vorleben

Geschäftsjahr beginnt in der Kirche

Knallharte Wirtschaftslogik und christliche Ethik sind in einem weltweit tätigen Unternehmen durchaus vereinbar. Wie das konkret funktioniert, erläuterte Carl Elsener, Leiter der Victorinox AG in Ibach.
Victorinox: Symbol für schweizerische Zuverlässlichkeit.

Das kleine rote Messer ist heute ein Symbol für Qualität und Zuverlässigkeit. Seit den Anfängen der Firma Victorinox Ende des 19. Jahrhunderts hat das ikonische Produkt einen weltweiten Siegeszug angetreten. 28’000 Taschenmesser werden täglich hergestellt. Jedes Jahr finden 26 Millionen Stück den Weg zu Kunden in über 120 Ländern. Das Unternehmen ist zu einer Organisation mit 1’800 Mitarbeitenden angewachsen und erzielt einen Jahresumsatz von 500 Millionen Franken. Diesen wirtschaftlichen Erfolg will Carl Elsener, der Victorinox in vierter Generation leitet, fortsetzen, und zwar bewusst auf der Grundlage christlicher Werte.

Kraft durch Gebet

Glaubwürdigkeit, Offenheit, Dankbarkeit, Vertrauen und Respekt, aber auch Bescheidenheit, Mut und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft nennt Elsener als Eckwerte einer christlich geprägten Unternehmenskultur. Diese Werte wolle er bewusstmachen und vorleben. Das beginne am ersten Arbeitstag jeden Jahres, wenn sich die Belegschaft in der Kirche trifft, unter anderem, um zu danken und verstorbener Mitarbeitender zu gedenken und auch, um Gottes Schutz und Segen zu erbeten. «Das Gebet gibt Kraft für schwierige Zeiten, aber auch Gelassenheit», bezeugte Carl Elsener vor der Gruppe Thurgau der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG).

Bestellungen brachen ein

Schwierigkeiten hat die Firma auch erlebt, vor allem nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Von einem Tag auf den anderen brachen die Bestellungen um 30 Prozent ein. Trotzdem sei es gelungen, die Arbeitsplätze zu erhalten. Dazu griff das Unternehmen auch zu ungewöhnlichen Massnahmen und «verlieh» 60 bis 80 Mitarbeitende während einiger Monate an andere Firmen. «Wir versuchen, die Zyklen mit antizyklischem Verhalten auszugleichen und so unsere soziale Verantwortung wahrzunehmen», erklärte Elsener. Vertrauen und Respekt seien die Grundlage.

Mitarbeiter halten

Gleiche Arbeit werde mit gleichem Lohn abgegolten, und alle Mitarbeitenden würden am Unternehmenserfolg beteiligt. Zudem leiste die Firma doppelt so hohe Kinderzulagen, bemühe sich um die Integration und Förderung, ebenso um den Schutz vor Überlastungssymptomen am Arbeitsplatz. Erklärtes Ziel ist es, nie Mitarbeitende aus wirtschaftlichen Gründen entlassen zu müssen. «Wir tun dafür alles Menschenmögliche und bilden in der Hochkonjunktur Reserven», so Elsener. Er beruft sich dabei auf die biblische Darstellung der sieben fetten und sieben mageren Jahre.

Schweizer Werte pflegen

Eine entscheidende Weichenstellung erfolgte im Jahre 2000, als die Familie beschloss, 90 Prozent der Aktien in die Victorinox-Stiftung einzubringen, um so den langfristigen Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Die restlichen zehn Prozent besitzt die Carl und Elise Elsener-Gut-Stiftung, die weltweit karitative Projekte unterstützt. Sie erhält zehn Prozent des Unternehmensgewinns. Den Rest investiert Victorinox wieder ins Unternehmen.

Und wie begegnet das Unternehmen der zunehmenden Konkurrenz aus Asien? «Unser Taschenmesser ist sehr stark mit Schweizer Werten verbunden. Deshalb investieren wir in die Marke und ins Retailgeschäft», erklärte Elsener. Er berief sich auf die Werte, die die Schweizer stark gemacht haben. «Wir sollten wieder stolz sein auf unser Land.»

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Buchtipp:
Stephan Holthaus: Mit Werten führen

Datum: 06.10.2012
Autor: Martin Sinzig
Quelle: idea Schweiz

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