Hoffnung statt Ohnmacht trotz Kriegsnachrichten
Anja Eschbach ist seit August 2024 Kampagnenleiterin von StopArmut. Im Livenet-Talk spricht sie mit Anina Baer darüber, was wir angesichts der täglich hereinprasselnden Kriegsnachrichten konkret tun können.
StopArmut ist auch politisch
«Wir sind geprägt vom Wunsch, Versöhnung zu schaffen», sagt Anja über ihre Arbeit. «Das bedeutet einerseits die Versöhnung zwischen Menschen und Gott, aber auch zwischen Mensch und Mensch und zwischen Menschen und der Natur.» StopArmut sei mitunter eine politische Kampagne für Gerechtigkeit. «Wir arbeiten mit Kirchen zusammen, führen dort Workshops durch oder halten Predigten. Wir wirken aber auch in der Politik mit, bei Themen, die uns am Herzen liegen.» So sei StopArmut beispielsweise auch im Komitee hinter der Konzernverantwortungs-Initiative.
Ein Anliegen wird zum Engagement
Hinter dem Engagement steht die Hoffnung auf eine Veränderung. Anja erklärt, dass sie einer leidenden Person mit der Hoffnung begegnen will, dass sich deren Situation zum Guten verändern kann. Und sie will etwas bewegen, sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen. Das war schon von klein auf ihr Wunsch: «In unserer Kirche wurden immer wieder Missionarinnen und Missionare ausgesendet», erzählt Anja. «Sie erzählten auch im Kindergottesdienst von ihren Projekten.» Da blieb etwas bei ihr hängen. Das Wissen, dass es nicht allen Menschen so gut geht, wie ihr, trieb sie zum Handeln. «Ich schrieb dann meine Matura-Arbeit zum Thema Menschenhandel», erwähnt sie einen weiteren Meilenstein ihres Weges. Da damals die StopArmut Konferenz dem Thema Menschenhandel gewidmet wurde, ging Anja hin. Und heute ist sie selbst an der Durchführung einer solchen Konferenz beteiligt.
Newsportale sind einseitig
Das ständige Konfrontiertsein mit Schreckensnachrichten kann zusetzen. Für Anja ist eine «Newsabstinenz» jedoch keine Option. Um sich abzugrenzen, richtet sie sich stattdessen bewusste Zeitfenster zum Lesen von News ein. Den Rest des Tages will sie sich dann mit anderen Dingen befassen.
«Wir sollten unsere News nicht nur von Newsportalen beziehen», spricht Anja einen weiteren Punkt an, welcher auch an der Konferenz diskutiert werden wird. «Diese Portale sind dazu da, Leser durch ihre Schlagzeilen auf ihren Webseiten zu halten.» Daneben seien aber auch von Organisationen und Einzelpersonen wertvolle Informationen zugänglich. Begeistert ist Anja von Initiativen, die in der Konfliktbewältigung engagiert sind und die ihre Erfahrungen teilen. «Es gibt auch Lösungsansätze», freut sie sich. «Wenn wir uns aber nur in den digitalen News über Konflikte informieren, haben wir ein dunkles Bild.»
StopArmut Konferenz am 1. November
Am 1. November 2025 findet die 16. StopArmut Konferenz in Winterthur statt. Bei dieser Konferenz geht es ums Thema Konfliktbewältigung. Auf dem Werbeflyer steht: «Schwerter zu Pflugscharen – Von Reaktionen auf bewaffnete Konflikte». Es wird um Frieden und Versöhnungsarbeit gehen. Im Talk gibt Anja einen Vorgeschmack auf die Themen, die an der Konferenz behandelt werden und teilt die dahinter liegenden Überlegungen.
«Wenn wir in der Schweiz sehen, was in anderen Ländern passiert, sind wir einerseits froh, dass es uns selbst nicht getroffen hat. Andererseits warten wir darauf, ob es uns vielleicht auch einmal treffen wird.» Anja spricht von einer Spannung, von Emotionen, die in der Luft liegen. Diesen Spannungen seien wir nicht einfach ausgeliefert. Durchaus würde es Möglichkeiten geben, um sich aktiv für Versöhnung und Konfliktbewältigung einzusetzen. «Kirchen sollten Räume sein, wo wir Vergebung und Versöhnung einüben können», ist Anja überzeugt. Und natürlich sei das versöhnte Leben auch eine individuelle Sache, genauso wie das Gebet für Lösungen in Krisen oder die finanzielle Unterstützung von Organisationen, die sich für zivile Opfer oder anderes einsetzen.
Zum Talk:
Zur Website:
StopArmut Konferenz
Zum Thema:
Dossier: Livenet-Talk
«Glaube.Klima.Hoffnung.»: Wie Armut und Klimawandel die Gläubigen bewegen
Studie von StopArmut: Lücke zwischen Wissen und Handeln schliessen
Datum: 17.10.2025
Autor:
Markus Richner-Mai
Quelle:
Livenet