Widerstandskraft und Neuanfang

Die Schöpfung bleibt nicht stehen

Der Bienenfresser ist ein anpassungsfähiges Geschöpf Gottes
Der Klimawandel bringt veränderte Lebens­bedingungen mit sich. Auf viele Tiere und Pflanzen kommen Herausforderungen zu. Doch Gott als Schöpfer hat die Natur anpassungsfähig geschaffen, so entsteht in der Schöpfung immer wieder Neues.

Die von Gott geschaffene Natur zeigt immer wieder neue Wunder. Ganz grundlegend das Wunder des Lebens, sei es das menschliche Leben, aber auch das von Tieren. Das Wachstum von Pflanzen und Lebensräumen. Die Schöpfung ist ein Wunderwerk Gottes. Doch der menschengemachte Klimawandel zeigt sein zerstörerisches Gesicht. Die Natur und sämtliche Lebensräume leiden unter den schnellen Veränderungen: Hitze, Dürre, Überschwemmungen und Sturm. Kurz: Das Extremwetter nagt an dem Wunderwerk Gottes.

Doch die Schöpfung bleibt nicht stehen. Gott hat einen Erhaltungstrieb, eine schöpferische Erneuerungskraft, eine göttliche Resilienz in seine Schöpfung gelegt. Dieser göttliche Geist ist in der Natur und lässt sie leben und agieren.

Die beschriebenen Herausforderungen nagen an diesem Willen der Erneuerung. Manche Wunderwerke der Natur schaffen es nicht: Arten sterben aus, Wälder werden zerstört und Ex­tremwetter löscht Leben aus. Allerdings steckt in der herausgeforderten Natur dennoch diese Resilienz, die einige Lebewesen, Pflanzen und Lebensräume am Leben hält und Zukunft schenkt. Doch wie sieht das konkret aus?

Anpassen und Ausweichen

Laut Andreas Krüss, Ökologe und Abteilungsleiter beim Bundesamt für Naturschutz (BfN), gibt es vorrangig zwei Strategien, wie Arten auf verschlechterte Lebensräume reagieren: Erstens passen sie sich im bestehenden Lebensraum an. Tiere etwa ändern ihr Verhalten, ihre Fortpflanzung oder entwickeln genetische Anpassungen – über Generationen hinweg. Doch auch Pflanzen passen sich an und können so veränderten Bedingungen standhalten; sie entwickeln sich mit ihrer Umwelt. Zweitens weichen Arten aus. Sie ziehen weiter und wandern, etwa in kühlere und feuchtere Gebiete.

Entscheidende Grundlage für den Fortbestand einer Art sei ihre genetische Vielfalt, betont Krüss: «Bei einem grossen Genpool steigen die Chancen, dass ausreichend viele Individuen mit Klimaveränderungen besser zurechtkommen als andere und so den Fortbestand ihrer Art sichern können.» Verkleinere sich die Population, sinke auch ihre genetische Vielfalt und damit die Möglichkeit der Anpassung.

«Vor allem Arten mit hohen und sehr spezifischen Ansprüchen an ihren Lebensraum – sogenannte Spezialisten – sind stärker bedroht als Generalisten.» Mobile Arten seien zudem im Vorteil gegenüber ortsgebundenen Arten.

Schöpfung unterstützen

Die Herausforderungen der Zeit stellen für die Ökologie ein Problem dar. Ohne Gegenmassnahmen drohe für bis zu 15 Prozent der heimischen Arten ein starker Rückgang oder gar ihr Verschwinden. Wichtig sei es, die Vielfalt zu sichern, denn sie ist die Versicherung der Ökosysteme.

Um die biologische Vielfalt zu erhalten, gibt es unterschiedliche Massnahmen, die helfen, so Krüss. Erstens: Der Erhalt und die Pflege naturnaher Lebensräume. Zweitens: Die Schaffung von Biotopverbundsystemen, etwa durch Hecken oder Gewässernetze. Drittens: Der Rückbau von Barrieren für wandernde Arten. Viertens: Die Reduktion des Pestizideinsatzes und Förderung ökologischer Landwirtschaft. Und Fünftens: Die Wiederherstellung von Mooren und Flussauen.

Wenn Menschen sich dem Erhalt der Natur annehmen, dann hat die Schöpfung durch ihre Erneuerungskraft viel mehr Chancen, sich auch in Extremsituationen zu halten. Menschen unterstützen dann die Kraft, die Gott in die Schöpfung gelegt hat.

Hier ein paar konkrete Beispiele:

Bienenfresser

Lange Zeit galt der Bienenfresser in Deutschland als ausgestorben oder wurde nur ab und an als seltener Brutgast beobachtet. Seit 1990 wird der Vogel in weiten Teilen Deutschlands wieder ansässig. Der Bienenfresser profitiert vom Klimawandel. Er zählt zu den südlichen Vogelarten, die ihr Verbreitungsgebiet aufgrund der gestiegenen Temperaturen nach Norden ausdehnen und zur Freude vieler Vogelfreunde die heimische Vogelwelt bereichern. Inzwischen brütet der wärmeliebende Vogel nicht nur am klimatisch besonders begünstigten Kaiserstuhl und im Saaletal. Auch weiter nördlich in der Winsener Marsch bei Hamburg, in den Niederlanden und in Dänemark fühlt er sich wohl.

Gottesanbeterin

Die Gottesanbeterin gehört zu den wärmeliebenden Tierarten, die sich seit Anfang der 1990er Jahre auf dem Vormarsch nach Norden befinden. Ursprünglich war sie im gesamten Mittelmeerraum und in grossen Teilen Asiens beheimatet. In Deutschland bevorzugte sie zunächst warme Regionen, etwa Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland. Ob sich die bis zu acht Zentimeter grossen Fleischfresser dort überall schon fortpflanzen, ist allerdings noch unklar. Das ist jedoch im nördlichsten bislang bekannten Verbreitungsgebiet ganz sicher der Fall: Auf einer Bahnbrache in Berlin hält sich seit 1998 ein grösserer Bestand.

Edelkastanie

Die Edel- oder auch Esskastanie ist in deutschen Wäldern bisweilen eher selten zu finden – doch das dürfte sich ändern. Von den Römern einst als Nahrungsmittel nach Mitteleuropa gebracht, erlebt die Kastanie heute allerdings eine Art «Renaissance». Sie ist einer der Hoffnungsträger in klimagebeutelten Wäldern. Denn die Edelkastanie gilt als anpassungsfähig, kommt mit wenig Niederschlag und hohen Temperaturen zurecht. Daher wird die Edelkastanie immer öfter bei Wiederaufforstungs-Projekten gepflanzt. Wichtig für klimastabile Wälder: Nicht nur eine Baumart pflanzen, sondern einen Mischwald gestalten – dieser kann besser auf Extremwetter reagieren.

Stechpalme

Der einzige in Mitteleuropa beheimatete immergrüne Laubbaum mag es eher mild und im Sommer nicht zu trocken. Vom Klimawandel hat die Stechpalme, wie es aussieht, wohl schon profitiert. Traute sie sich noch vor 50 Jahren allenfalls bis nach Norddeutschland und in den Süden Dänemarks vor, so fühlt sie sich inzwischen auch in Schweden wohl. Die milderen Wintertemperaturen haben es ihr erlaubt, ihr Verbreitungsgebiet deutlich nach Norden auszuweiten.

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Datum: 04.12.2025
Autor: Johannes Schwarz
Quelle: Magazin andersLeben 04/2025, SCM Bundes-Verlag

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