Kleine Worte – grosse Wirkung

«Und-Glaube» oder «Aber-Glaube»?

Pflege ich mit Gott eine «UND-Beziehung» oder eine «ABER-Beziehung»?
Das häufigste Wort in der hebräischen Bibel (unserem «Alten Testament») ist das kleine «waw», was «und» bedeutet. Im Deutschen wird es oft mit «aber» übersetzt – mit einschneidenden Folgen.

Nehmen wir ein Beispiel: «Der Mensch denkt, Gott lenkt» – würden wir hier ein «und» oder ein «aber» dazwischensetzen? «Der Mensch denkt UND Gott lenkt» – oder «Der Mensch denkt, ABER Gott lenkt»?

Dieser volkstümlichen Kurzform liegt Sprüche Kapitel 19, Vers 21 zugrunde: «In eines Menschen Herz sind viele Pläne, UND (waw) zustande kommt der Ratschluss des Herrn.» Praktisch alle deutschen Übersetzungen schreiben «Aber». Das ist ein Gegensatz: Unsere menschlichen Pläne sind eins – der Ratschluss Gottes ist ein anderes.

Mit mir oder gegen mich?

Der hebräische Mensch kennt diesen Gegensatz nicht. Er denkt ganzheitlich und spricht auch so. Wenn ein «Waw» da steht, dann sind es wie zwei Seiten einer Wahrheit. Wir westlichen Menschen hingegen sind vom griechischen Denken bestimmt, das diese hebräische Ganzheit nicht kennt. Darum lesen und übersetzen wir oft in unseren Bibeln ein «aber», wo eigentlich ein «und» steht.

Die Folgen sind leicht zu erkennen. Wenn ich in Sprüche Kapitel 19, Vers 21 «aber» lese, dann kann ich zwar meine Pläne machen, «aber» Gott hat vielleicht ganz andere Gedanken, egal, was ich auch plane. Wenn ich dagegen «und» denke, dann kann ich meine vielen Pläne machen, sie vor Gott ausbreiten und erwarten: Er kennt sie, er ist dabei und er baut mich auf geheimnisvolle Weise in seine Gedanken ein. Am Schluss geschieht sein Ratschluss – mit mir und trotz meiner vielen Fehler und oft törichten Gedanken.

Der hebräische Buchstabe Waw

Das kleine Wörtchen «Waw» stellt uns vor die Frage: Pflege ich mit Gott eine «UND-Beziehung» oder eine «ABER-Beziehung»? Viele Gegensätze, die wir in unserem Kopf feststellen, wären gar keine, wenn wir mehr auf das verbindende «Waw» achten würden. Das bedeutet natürlich nicht, dass Gegensätze und Unvereinbares in der Bibel nun harmonisiert werden und das Schwarze Weiss genannt wird oder umgekehrt. Davor warnt Gott ausdrücklich. Aber in viele Situationen dürfen wir vertrauensvoll mit Gott hineingehen, ohne immer zu fürchten, dass er es ja doch «ganz anders» sieht. Also viel Mut heute: «Der Mensch denkt – und Gott lenkt.»  

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Datum: 20.11.2025
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch/ Kurs «Hebräisch denken» (Christoph Hilty, Mathias Gerber)

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