Fachtagung in Bern

«Wasser – Segen und Bedrohung»

Wasser

Bern. An einer Fachtagung zum Thema «Wasser – Segen und Bedrohung» haben die Berner Kirchen gemeinsam mit der Oekumenischen Arbeitsgemeinschaft Kirche und Umwelt (OeKU) aufgezeigt, was die Bibel zum Thema Wasser sagt. Fachpersonen erläuterten zudem die Folgen der Klimaveränderung.

Wie für die UNO, steht das Jahr 2003 auch für die Berner Kirchen ganz im Zeichen des Wassers. An der Berner Ausstellung {BEA}haben sie das Thema «Wasser – Quelle des Lebens» ins Zentrum gerückt und zusätzlich mit der Oekumenischen Arbeitsgemeinschaft Kirche und Umwelt (OeKU) am 29. April eine Fachtagung durchgeführt: «Wasser – Segen und Bedrohung».

Bibel und Wasser

Die Bibel kennt unzählige berichte über das Wasser: Die Sintflut, die siebenjährige Dürreperiode in Ägypten, wie Moses das Rote Meer teilte oder wie Gott als Guter Hirte den Menschen zum frischen Wasser führt. «In der Zeitspanne als die Bibel entstand, herrschte eine grosse Wasserarmut», sagte Walter Dietrich, Professor für Theologische Fakultät an der Universität Bern. Zu wenig Wasser sei deshalb auch der biblische Normalzustand, während die Angst vor dem zuviel zu den Schreckensbildern gehöre.

Zu einem segen- und erfolgreichen Leben gehöre aber eine reichliche Wasserversorgung. Dietrich hob insbesondere auch die heilende Kraft des Wassers hervor, die Wassertaufe sowie das «geistliche Wasser», das den inneren Lebensdurst zu stillen vermöge.

Die Schweizer Bevölkerung braucht pro Jahr gerade mal 1 Prozent des vorhandenen Trinkwassers, täglich rund 162 Liter, davon einzig für die Toilette knapp die Hälfte. «Das Wasser ist für uns so selbstverständlich, dass viele Leute nicht einmal den Preis für einen Kubikliter Wasser kennen», sagte Ruth Kaufmann, Professorin für Ökologie.

Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass Wasser immer mehr privatisiert würde und dies für die Menschheit Gefahren berge. Gefährlich sei das Wasser aber auch dann, wenn es in grossen Mengen niederschlage. Obwohl man Seen und Flüsse heute grösstenteils mit Stauwehren regulieren könne, seien Katastrophen nicht zu verhindern.

Jörg Frei, Vorsteher des Wasser- und Energiewirtschaftsamtes Bern zeigte auf, wie sich Flüsse über bauliche Massnahmen einfach hinwegsetzen und sich ihr Land sozusagen zurückeroberten. Frei forderte deshalb: «Die Flüsse und Gewässer müssen wieder mehr Freiraum bekommen.»

Vor zunehmenden Naturkatastrophen warnte der Klimatologe Professor Heinz Wanner: «Der Mensch beeinflusst das Klima heute gleich stark wie die Sonne und die Vulkane.» Und in diesem Punkt seien sich die Klimaforscher weltweit sogar einmal einig. Ob und wie stark der Mensch Schuld an der Klimaveränderung sei, könne man aber nicht sagen.

An der Klimaveränderung sind alle schuldig

Laut Berechnungen wird sich die Erde bis im Jahr 2050 um 1,5 bis 2 Prozent erwärmt haben und die Niederschlagsmenge wird um 15 Prozent zunehmen. Künftig werde es weniger häufig, dafür umso heftiger regnen, befürchtet Wanner. Auch Stürme wie «Lothar» werden vermehrt auftreten. Die Ökologin Ruth Kaufmann-Hayoz ist überzeugt: «Wir bezahlen heute die Konsequenzen unseres eigenen Handelns.» Es sei jedoch schwierig Sofortmassnahmen zu ergreifen, denn für die Klimapolitik gebe es kein spezifisches Bundesamt. Zudem gehöre die Atmosphäre niemandem, es fehle das fundierte Wissen und die Verursacher gehörten meist nicht zu den Opfern.

Im anschliessenden Podiumsgespräch setzten sich die Fachleute mit der persönlichen Verantwortung auseinander. Fazit der Tagung: Es ist dafür zu sorgen, dass überall auf der Welt genügend Wasser in guter Qualität zur Verfügung steht. Der Mensch als Individuum kann kaum eine Veränderung hervorrufen, als Mitglied einer Organisation oder eines Unternehmens hingegen schon.

Konsumenten könnten mit einem gemeinsamen Boykott ein Unternehmen in die Knie zwingen. Die Bevölkerung sei schwierig auf das Thema Wasser zu sensibilisieren, denn niemand lasse sich gerne in sein Privatleben hineinreden.

An der Klimaveränderung seien alle schuldig und verantwortlich, doch gerade deshalb könne niemand zur Rechenschaft gezogen werden. Die Kirchen hätten die Wasserproblematik bereits vor Jahren erkannt und unterstützten seither zahlreiche Projekte zur Förderung von Wasser in Entwicklungsländern.

Datum: 05.05.2003
Quelle: RNA

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