Wissenschaft und Gottesglaube: unterscheiden und zusammenhalten

Wissenschaft und Gottesglaube gehören notwendig unterschieden und genauso notwendig zusammen. Ihr Zueinander beleuchtete der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, am 18. Juni anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg.
„Es gibt mehr Ding‘ im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumen lässt“ (Hamlet).
Bischof Wolfgang Huber

Mit dem Dialog zwischen beiden sei die Aufgabenstellung der FEST klar umrissen, sagte Huber, der selbst zwölf Jahre an der FEST gearbeitet hatte und seit über 40 Jahren mit ihr verbunden ist. „Zwischen dem heute verfügbaren, stets für bessere Einsicht offenen Wissen über die Entstehung der Welt und des Lebens sowie der sinnstiftenden, für neue Interpretationen offenen Deutung des Lebens aus der Perspektive des christlichen Glaubens ist wissenschaftlich wie bildungstheoretisch deutlich zu unterscheiden": meinte er zur aktuellen Debatte um ein kreationistisches oder ein naturwissenschaftliches Verständnis der Schöpfung auf.

Huber: Angriffe treffen nicht - auf beiden Seiten

Nach Hubers Ansicht treffen weder die Angriffe des Atheismus auf den Schöpfungsglauben noch die im Namen des christlichen Glauben vorgebrachten Angriffe auf die Evolutionstheorie die jeweils andere Seite im Kern. Eine sachgemässe und deshalb notwendige Kritik an problematischen Auslegungsformen des Schöpfungsglaubens auf der einen und der Evolutionstheorie auf der anderen Seite seien allerdings erst möglich, wenn die Debatte um die falsche Alternative zwischen den beiden Seiten befreit sei. Der Neigung zu einem Fundamentalismus auf beiden Seiten werde erst dann zu widerstehen sein, wenn den fundamentalen Fragen des Weltverständnisses und des Weltverhältnisses nicht ausgewichen werde, argumentiert Huber. Dazu brauche es die Begegnung und den Dialog zwischen Wissenschaft und Gottesglaube, wie er an der FEST gepflegt werde.

Freiheit zum Gebrauch der Vernunft

Die Zusammengehörigkeit von Wissenschaft und Gottesglaube habe von Anfang an ein bestimmtes Merkmal des Protestantismus gebildet, führt der Ratsvorsitzende in seinem Festvortrag aus. Auch das reformatorisch geprägte Christentum habe die Ambivalenz der Aufklärung ebenso erfahren wie erlitten. Aus dieser Erfahrung und dem in der Aufklärung entstandenen Dualismus „musste und muss immer wieder die Freiheit des christlichen Glaubens nicht nur verteidigt, sondern auch erneuert werden, die sich auch als die Freiheit dazu zeigt, sich seiner Vernunft zu bedienen." Zu dieser Freiheit gehöre es auch, sich der Endlichkeit der Vernunft bewusst zu werden und zu erkennen, dass auch der Kult der Vernunft eine Form des Götzendienstes ist.

Links zum Thema:
Der Vortrag von Wolfgang Huber im Wortlaut
Orientierungshilfe des Rats der EKD
Webseite der Studiengemeinschaft

Datum: 14.07.2008
Quelle: EKD

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung