Alter Gottesleugner unterwegs zur Bescheidenheit

Der englische Titel des Buches lautet: Es gibt keinen Gott - aber das „keinen" ist ausradiert und mit „einen" ersetzt. Antony Flew, einer der bekanntesten Atheisten des Westens, kann sich am Ende seines Lebens mit dem Gedanken anfreunden, dass eine planende Intelligenz hinter dem Leben steht.
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Antony Flew
Cover des Buchs "There Is a God"

Der britische Philosophieprofessor ist 84. Sein Buch „There Is a God" bildet die erstaunliche Reise ab, die Antony Flew gemacht hat. Als junger Intellektueller nahm der Sohn eines Methodistenpfarrers im Jahre 1950 an den Debatten mit C.S. Lewis im sokratischen Club der Universität Oxford teil, wo er sein Paper „Theologie und Verfälschung" vorstellte. Darin äusserte er, wenn Gott in seiner Grösse unfassbar sei, dann könne er nicht widerlegt, aber auch nicht bewiesen (und als Gott ernst genommen) werden. Der bloss 1000 Worte lange Aufsatz, wieder und wieder in Lehrbüchern abgedruckt, diente seither Atheisten rund um den Globus als Argumentationshilfe gegen den Gott-Glauben.

Offen für Neues

Flew selbst mag inzwischen von Altersmilde ergriffen sein. Jedenfalls liess sich der britische Querdenker vom Prinzip des Oxforder Clubs leiten: „Den Hinweisen nachzugehen, egal wohin sie führen". Begegnungen und Debatten mit Schöpfungsgläubigen seit den 80er Jahren brachten ihn dazu, nach einer philosophischen Karriere seine Meinung über die Entstehung der Welt zu ändern. Der Professor wurde in den Gesprächen zunehmend mit Hinweisen, dass hinter dem Universum ein intelligenter Planer steht, konfrontiert.

Überwältigende Komplexität des Lebens

Im Mai 2004 nahm Flew an einer Debatte in der New Yorker Universität mit zwei Theisten, dem israelischen Wissenschaftler Gerald Schroeder und dem schottischen Philosophen John Haldane teil. Alle waren erstaunt, als Flew zu Beginn bekannt gab, dass er sich die Existenz eines göttlichen Wesens vorstellen könne. DNA-Untersuchungen hätten gezeigt, „dass nur planerische Intelligenz solche Komplexität hervorzubringen vermag". 2006 unterzeichnete Flew einen Offenen Brief an Premierminister Tony Blair, in dem gefordert wurde, neben der Evolutionstheorie auch ‚Intelligent Design' an britischen Schulen vorzustellen.

Der Zufall schafft es nicht

Laut Flew sind Atheisten fasziniert von der Idee, dass der Zufall, wenn er genug Zeit hat, jede Veränderung hervorbringen kann, sogar Leben. Schroeder widerlegte indes die sogenannte „Affen-Theorie", wonach genügend Affen, die genügend lange auf Schreibmaschinen einhämmern, irgendwann ein Sonett von Shakespeare verfassen. Ein Experiment des Britischen National Arts Council gab sechs Affen einen Monat die Gelegenheit zu tippen. Einen Monat und 50 Seiten beschriebenes Papier später war klar: Sie hatten kein einziges Wort geschrieben. Laut Schroeder ist die Wahrscheinlichkeit für das Erschaffen eines Sonetts durch Zufall 1 : 10 hoch 690 - eine Zahl mit 690 Nullen. Die Gesamtheit der Atome des Universums beträgt bloss 10 hoch 80! Schroeders Argument überzeugte Flew; er erklärte, die Affen-Theorie - die er und andere Atheisten so gerne brauchten, um Gott zu leugnen - sei einfach Unsinn.

Keine Bekehrung zum Christentum

Flew ist nicht Christ geworden; er behauptet nicht, eine persönliche Erfahrung mit Gott oder dem Übernatürlichen gemacht zu haben. Aber er hat in seinem neusten Buch im Anhang einen Artikel von Bischof Tom Wright aufgeführt, welcher die Tatsachen der Auferstehung Jesu darlegt. In der Einführung zu diesem Artikel schreibt Flew: „Bei weitem das beste Argument für den christlichen Glauben, das ich je gelesen habe." Die christliche Religion verdiene es als einzige, „eine göttliche Offenbarung der Wahrheit genannt zu werden ... Wenn man eine allumfassende Religion aufrichten wollte, dann müsste erst die christliche überboten werden."

Ghostwriter

Im Sonntagsmagazin der New York Times vom 4. November 2007 hat Mark Oppenheimer den Weg von Flew nachgezeichnet und die Entstehungsgeschichte des Buchs durchleuchtet. Der greise, vergessliche Denker gab im persönlichen Gespräch mit dem Journalisten zu, es sei von Roy Abraham Varghese als Ghostwriter verfasst worden. Dieser, ein langjähriger Freund Flews in den USA, will diverse Materialien des Professors verarbeitet haben. Er und die Lektorin verweisen darauf, dass Flew den Text billigte.

Links zum Thema:
Interview des christlichen Philosophen Gary Habermas mit Antony Flew, 2004
Der Verlag zum Buch „There Is a God"
Hintergrund-Artikel von Mark Oppenheimer

Quelle: Livenet / Freitagsfax, New York Times 

Datum: 09.07.2008
Autor: Peter Schmid

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