HEV-Direktor Ansgar Gmür

«Du willst dir doch nicht vorstellen, dass nach dem Tod einfach nichts mehr ist!»

Der Schweizer Hauseigentümerverband feiert sein 100-jähriges Bestehen. Direktor Ansgar Gmür baut in seinem Leben ganz auf Gott. Darüber schreibt er auch in seinen Kolumnen. Der Glaube an Gott gebe ihm Sicherheit im Jetzt und dann auch im Jenseits, sagte er im Gespräch mit idea Spektrum.
Ansgar Gmür

idea Spektrum: Wie wohnt der oberste Schweizer Hausbesitzer?
Wir haben das Privileg, in Affoltern am Albis ein ziemlich grosses Haus mit acht Zimmern zu besitzen. Das hat auch zur Folge, dass alle drei Töchter, die schon länger erwachsen sind, noch zu Hause wohnen. Trotz mir! Das zweite Privileg ist, dass wir von da aus einen grossen, freien Blick auf die Alpen haben. Es ist ein recht modernes Haus, das wir aus einem Konkurs heraus kaufen konnten.

In welchem Raum halten Sie sich am liebsten auf?
In der Küche und der Wohnstube. Nach einem ungeschriebenen Gesetz essen wir am Abend gemeinsam, wenn auch ziemlich spät wegen mir. Der gemeinsame Austausch ist mir ganz wichtig. Es ist hochinteressant, was jedes zu erzählen hat. Auch am Samstagmittag und am Sonntagmittag essen wir alle zusammen. Das ist mir fast heilig.

Wie möchten Sie in 20 Jahren, also mit 82, wohnen?
Irgendwann möchte ich in einer Attikawohnung mit Weitblick wohnen, am liebsten in einem grösseren Ort auf dem Land, so wie jetzt. Eine Wohnung ohne Garten also, bei der man einfach den Schlüssel ziehen und weggehen kann. Ein Garten ist etwas Lässiges, aber eigentlich habe ich schon genug «gheuet» in meinem Leben!

In diesem Jahr feiert der Schweizer Hauseigentümerverband sein 100-jähriges Bestehen. Warum hat Ihr Verband Grund zum Feiern?
76 Prozent der Menschen in der Schweiz wünschen sich eigene vier Wände. Tatsache ist aber, dass sich das die meisten Leute nicht leisten können oder falsche Vorstellungen haben. Wir möchten jetzt das Eigentum feiern, weil es einem Urbedürfnis des Menschen entspricht. Jeder muss doch irgendwo seine Höhle haben! Politisch wird das Eigentum derzeit eher ausgehöhlt als gefördert. Gemäss Bundesverfassung sollte man es jedoch fördern. Wir dürfen es ruhig feiern, dass wir heute im starken politischen Gegenwind eine starke Stellung einnehmen – und dass wir auch in hundert Jahren noch da sein werden!

Was bedeutet dieses Jubiläum für den HEV-Direktor?
Viele Events, viel Engagement und viel Schönes. Die Leute reagieren zum Beispiel sehr positiv auf die SBB-Lok mit dem HEV-Aufdruck, die wir auf das Jubiläum hin geschaffen haben. Höhepunkt wird am 22. August auf dem Rütli das grosse HEV-Volksfest mit rund 3000 Gästen sein. Auf dem Rütli hat ja das Eigentum in unserem Land angefangen. Da sagten sich die Eidgenossen: «Wir wollen eine eigene Schweiz!» Darum werden wir natürlich auch die Landeshymne singen.

Sie sind auch Chefredaktor der Verbandszeitschrift «Der Hauseigentümer». Was fasziniert Sie an dieser Aufgabe?
Es ist schon faszinierend, wenn man eine der grössten Zeitungen des Landes herausgeben darf. Da führe ich auch meine regelmässige Kolumne. Hier erlebe ich die «Macht des Griffels», des Schreibers, um auch gewisse Missstände aufzuzeigen. In einer meiner letzten Kolumnen kritisierte ich den Bundesrat. Er stört sich daran, dass Muslime und Juden verfolgt werden. Darüber rege ich mich auch auf. Doch der Bundesrat hat sich noch nie aufgeregt darüber, dass an vielen Orten Christen verfolgt werden. Viele Leute sagen mir nach einer solchen Kolumne: «Mir ist dieser Missstand gar nicht aufgefallen, aber Sie haben absolut recht!»

In Ihren Kolumnen stellen Sie öfters christliche und auch biblische Bezüge her. Betrachten Sie Ihre Kolumne auch als eine Art Kanzel?
Nein, gar nicht. Ich bin nicht angestellt, um zu predigen oder zu missionieren. Trotzdem will ich zu meinen christlichen Werten stehen. Die Leute akzeptieren es auch, dass ich vor Weihnachten oder vor Ostern ganz klar christliche Aussagen mache. Dass ich immer wieder auf Grundgedanken des christlichen Abendlandes hinweise, ist für mich naheliegend. Wir haben natürlich ein eher älteres Publikum. Von diesem Publikum höre ich immer wieder: «Zum Glück haben Sie noch eine klare christliche Meinung.»

Was bedeutet Ihnen der Glaube an Gott?
Enorm viel! Ich höre manchmal von Leuten, es nehme sie wunder, was nach dem Leben komme. Dann sage ich: «Du willst dir doch nicht vorstellen, dass nach dem Tod einfach nichts mehr ist!» Der Glaube an Gott gibt mir Sicherheit im Jetzt und dann auch im Jenseits. Ich weiss, dass ich gerettet bin und ein ewiges Leben bei Gott habe. Das ist mir enorm wichtig. Auch die täglichen Sorgen sind mit Gottes Hilfe viel leichter zu ertragen. Ich sage nicht, mit Gott sei das Leben immer einfach. Doch es ist in jeder Situation einfacher zu ertragen.

Wie haben Sie zum Glauben an Gott gefunden?
Ich wurde sehr katholisch erzogen. Ich war Messdiener und musste oft zur Kirche gehen. Der Vater sagte immer: «Das schadet dir nicht.» Und er hatte recht. Doch als jüngerer Mann in der Stadt kam ich von der Kirche weg. Später lud mich in Basel ein Freund zu Treffen von christlichen Geschäftsleuten ein. Doch ich sagte immer: «Ich bin doch Katholik, das brauche ich gar nicht!» Irgendwann gab es ein Treffen mit einem Geschäftsmann aus Amerika, und da ging ich halt mit. Und an diesem Abend musste ich mir sagen: «Was der Mann über Gott erzählt, ist eigentlich logisch. Das hat etwas für sich.» Von diesem Tag an begann ich, mich wirklich mit Gott zu befassen.

Was hat Sie an diesem Abend so überzeugt?
Die Einfachheit der Botschaft. Und dass man gar nichts Besonderes sagen muss, sondern nur: «Gott, ich gebe dir mein Leben und lebe es in Zukunft bewusst mit dir.»

Hilft Ihnen der Glaube in Ihrer anspruchsvollen Aufgabe?
Das Wichtigste für einen Christen ist, dass er als Vorbild lebt. Er darf auch Fehler haben, aber er soll ehrlich dazu stehen. Er soll versuchen, ganz ehrlich und fair durchs Leben zu gehen. Als HEV-Direktor habe ich viele grosse Herausforderungen, also letztlich Sorgen. Doch in der Bibel heisst es ja: «Werfet alle eure Sorgen auf Ihn!» Und das mache ich. Ich bitte Gott ganz bewusst um Hilfe und erlebe seinen Beistand in vielen Situationen. Ohne Gott könnte ich meine Aufgabe nicht so gelassen und auch nicht so erfolgreich erfüllen. Es ist so: Mein Glaube hilft mir sehr!

Woher holen Sie die Kraft für Ihren Alltag?
Das Beten habe ich eigentlich schon als Katholik gelernt, aber nicht das Reden mit Gott. Beten ist heute für mich Reden mit Gott. Man muss aufpassen, dass man nicht einfach mit einem Einkaufszettel voller Sorgen zu Gott kommt. Zu einer Beziehung mit Gott gehören das Reden und das Hören. Man soll auch nicht nur mit eigenen Bedürfnissen und in Not zu Gott kommen. So versuche ich immer wieder, mit Gott zu reden. Eine Hilfe ist mir dabei auch das tägliche Bibellesen.

Wie oft besuchen Sie den Gottesdienst?
Im Katholizismus musste ich jede Woche drei-, viermal zur Kirche gehen. Heute fühle ich mich da viel freier. Ich gehe recht oft zum Gottesdienst, weil ich es bewusst will und weil es mir Freude macht. Ich sage nicht, man solle sich als Christ liederlich verhalten, sondern man soll diszipliniert sein. Doch der Gottesdienst soll kein Müssen sein.

Was profitieren Sie vom Gottesdienst?
Mir gefällt natürlich das Singen! Ich singe gerne und oft. Wir haben einen eigenen Hauskreis mit lauter Geschäftsleuten, in dem auch viel gesungen wird. Und dann profitiere ich meist von der Predigt. Ich möchte von jeder Predigt zwei, drei wesentliche Aussagen begreifen und dann mit nach Hause nehmen. Die Prediger sollten am Schluss eine knappe Zusammenfassung machen und den Zuhörern etwas Kompaktes mitgeben. Ich halte selber viele Reden, und ich versuche das jeweils auch so zu praktizieren.

Teilen Sie Ihren Glauben mit Ihrer Familie?
Ja, ja, bei uns glaubt die ganze Familie. Alle gehen auch zum Gottesdienst.

Ihre Kolumnen beenden Sie meist mit zwei, drei Witzen. Wie kommen Sie zu diesen Witzen?
Ich weiss sehr viele Witze, und wenn man oft Witze erzählt, hört man auch viele Witze von anderen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass man viele Witze gar nie schreiben darf. Vor Blondinenwitzen zum Beispiel muss man sich hüten! Das ist oft eine Gratwanderung, denn ein guter Witz muss wirklich witzig sein.

Ist Humor auch eine Gottesgabe?
Ja, absolut! Gerade Im letzten Hauskreis habe ich den Titel «Hat Gott Humor?» gewählt. Aus vielen biblischen Geschichten kann man ableiten, dass Gott wirklich Humor hat. Da spricht plötzlich ein Esel mit dem Menschen. Auch bei Jona gibt es witzige Passagen. Wenn man Freude hat, und gläubige Menschen haben viel Grund zur Freude, dann gehören das Lachen und der Humor einfach dazu. Es ist für mich ein falsch verstandenes Christsein, wenn man meint, man dürfe als Christ nicht lachen und nicht witzig sein.

Welchen Witz erzählen Sie momentan gerne?
Da gibt es einige! Der Personalchef sagt zum Kandidaten: «Wissen Sie, wenn Sie zu uns kommen, werden Sie mit einem Leistungslohn bezahlt.» Darauf meint der Bewerber: «Oh, damit kann ich nicht leben.»

Haben Sie auch einen Lieblingswitz für Christen?
Ein Mann liest auf einer Bank im Park in der Bibel und lobt Gott. Da fragt ein Passant: «Was ist denn los?» – «Ich habe in der Bibel vom Auszug der Israeliten aus Ägypten gelesen und dass sie durch das Rote Meer gingen», sagt der Mann. Meint der Passant: «Das ist doch nichts Ungewöhnliches bei zehn Zentimetern Wasserhöhe.» Kurz danach lobt der Mann Gott wieder. Der Passant kommt zurück und fragt: «Was ist denn jetzt wieder los?» – «Gross ist Gott, wenn Ross, Reiter und Wagen bei zehn Zentimetern Wassertiefe ertranken.»

Was planen Sie für die Zeit nach dem HEV?
Es ist meine freudige Erwartung, dass ich nach der Pensionierung noch Theologie studieren kann. Ich habe mich an der Uni schon erkundigt, und das ist möglich. So Gott will und ich lebe, möchte ich das noch machen. Ich möchte gerne noch auf die Kanzel. Ich werde sicher nicht der beste Pfarrer sein, aber vielleicht der lustigste…

«In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen», sagt Jesus. Warum freuen Sie sich auf eine himmlische Wohnung?
Weil im Himmel alles gelöst ist! Dann muss ich nicht mehr zum Coiffeur, zum Zahnarzt, zum Arzt. Ich muss nicht mehr duschen, was ich einfach nicht gerne mache. Als Kind hatte ich weder Bad noch Dusche, ich kann auch nicht schwimmen. Dann werden auch alle Fragen, die ich Gott heute noch stellen möchte, klar sein.

An welche vorrangige Frage denken Sie?
Gott, warum hast du so viel Geduld mit uns Menschen?

Zur Person

Ansgar Gmür, Jahrgang 1953, als siebtes Kind in Amden auf einem Bergbauernhof aufgewachsen. Früher Tod der Mutter. Lehre als Chemielaborant in Basel, danach Matura auf dem zweiten Bildungsweg und Ökonomiestudium in Zürich. Controller bei Roche in Basel, Sekretär des Schweizerischen Gewerbeverbandes, Vizedirektor beim Verband der Arbeitgeber der Textilindustrie. 1992 bis 2000 Direktor des Verbandes der Schweizerischen Zellstoff-, Papier- und Kartonindustrie, seit Mai 2000 Direktor des Hauseigentümerverbandes Schweiz (HEV) mit über 330 000 Mitgliedern und Chefredaktor der Zeitung «Der Hauseigentümer» mit gegen 600'000 Lesern.

Ansgar Gmür und seine Frau Sandra wohnen zusammen mit den Töchtern Martina (28), Angelina (27) und Carina (25) im Knonaueramt.

Datum: 13.04.2015
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: Idea Spektrum Schweiz

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