„Menschen helfen, ihr Potenzial aufzuspüren“

Philipp Aebi

Sie haben sich entschlossen, auch ihre berufliche Laufbahn für die Sache Gottes einzusetzen: Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Ideen. Wir stellen sie mit einem kurzen Interview vor. Heute Pfarrer Philipp Aebi.

Jesus.ch: Philipp Aebi, wie, wann und wo bist du Christ geworden?
Pfr. Philipp Aebi: Der Glaube an Jesus Christus war mir von Haus aus vertraut und wurde mir überzeugend vorgelebt. Als 16-jähriger Unihockeynationalspieler schwamm ich förmlich auf einer Erfolgswelle, sodass ich Gott zunehmend aus meinem Leben ausquartierte. Nach einem fatalen Misstritt mit Bänderriss als Folge, besann ich mich im Spitalbett auf meine Glaubenswurzeln, vertraute Jesus Christus neu mein Leben an und entschied mich, nicht mehr für mein Ego zu leben, sondern meine Talente zur Ehre Gottes einzusetzen.

Welche Erfahrung oder Einsicht hat deine Entscheidung, Christ zu werden, am stärksten beeinflusst?
Im Heidelberger Katechismus, einer Art Glaubenslehre aus dem 16. Jahrhundert mit Fragen und Antworten, stolperte ich einmal über einen Passus, der mich tief bewegte und mir zu einem Lebensmotto wurde: Eingangsfrage: „Was ist dein einzger Trost im Leben und im Sterben? Antwort: Dass ich nicht mein, sondern meines Heilands Eigentum bin.“ Mir war klar: ich verdanke mein Leben dem biblischen Schöpfergott. Ich bin nicht in diese Welt hineingeworfen und mir selbst überlassen, sodass ich ziel- und sinnlos umher vagabundieren müsste. Wenn ich für mich beanspruche, Gott zu gehören, wenn ich mein Woher, Wozu und Wohin kenne, dann heisst das: ich habe den Lebensinn gefunden.

Was machst du zur Zeit als „christlicher Profi“?
Nach einigen Jahren, in denen ich je zur Hälfte in einem 50%-Pfarramt und in der Schülerarbeit der Vereinigten Bibelgruppen (VBG) tätig war, übernahm ich die Leitung der VBG-Studierendenarbeit und der Bibelgruppe für Studierende (BGS) der Uni Bern. Als „christlicher Profi“ begleite ich zudem verliebte, vorlobte und jung verheiratete Paare durch Paarberatungsgespräche. Da meine Frau zu 75% berufstätig ist, betreue ich unsere beiden Kinder zweieinhalb Tage in der Woche und bin gleichzeitig Haushaltmanager.

Was hat dich bewogen, dich beruflich für die Sache Gottes einzusetzen?
Von meinem Gabenprofil her bin ich stark menschenorientiert. Eine Hebamme freut sich riesig, wenn sie einer Mutter bei der Geburt helfen und beistehen kann. So erfüllt es mich mit Genugtuung und Dankbarkeit, wenn ich etwa Studierenden im Sinne eines Hebammendienstes helfen kann, ihre Gaben zu entdecken und zur Entfaltung zu bringen. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Menschen ihr Potenzial aufspüren und für die Sache Gottes ausleben und nicht unter ihren Möglichkeiten bleiben.

Was bedeutet dieser Entscheid für deinen persönlichen Lebensstil?
Unser Werk wird vollumfänglich durch Spenden finanziert. Für mich als Mann mit einem Uni-Abschluss ist es eine Herausforderung, von Spenden zu leben und Gott zu vertrauen, dass der eigene Lohn so gedeckt wird. Gott als Versorger zu erleben, ist ein ständiger Lernprozess. Im Blick auf Entschleunigung im Alltag, mögliche explodierende Kosten im Familienbudget und zu Gunsten anderer verzichten wir bewusst auf ein Auto oder teure Ferien im fernen Ausland – und fahren damit sehr gut.

Welchen Gefahren sind christliche Profis am meisten ausgesetzt?
Ich versuche es mit der benediktinischen Regel des „Ora et labora“ (bete und arbeite) zu halten. Christliche Profis stehen in der Gefahr, masslos auf die Seite der Arbeit zu kippen und das Gebet oder ihre Ehe und Familie zu vergessen, da es stets genug anzupacken gibt. Ich wünsche mir für mich aus der Stille und dem „hörenden Gebet“ heraus – verstanden als erste Frontarbeit – meine Arbeit zu gestalten und Prioritäten zu setzen. Dies gelingt im Drive der Zeit leider nicht immer.

Was macht dir bei deiner Arbeit am meisten Freude?
Ich geniesse das Privileg, einzelne Menschen auf einer Wegstrecke ihres Lebens mitten in ihrem Arbeits- oder Studienumfelds zu begleiten und zu sehen, wie jemand zu einer Persönlichkeit mit einem vielfältigen Gabenspektrum und zu einem mündigen Christsein heranreift. Ich schätze es, mit einer Gruppe oder einem Team Projekte wie etwa einen Alphalive-Kurs (Glaubensgrundkurs) umzusetzen und zu erleben, dass Menschen in der Nachfolge Christi gestärkt werden oder erstmals eine Beziehung mit dem dreieinigen Gott wagen.

Was möchtest du als christlicher Profi und als Christ in der Welt verändern? Was ist möglich?
Jesus lebte als „Servant King“, als dienender König. Ich möchte eine Art „Fusswascherdienst“ im Alltag einüben, für Anliegen und Nöte anderer empfindsam und bereit sein. Ich wünsche mir in der Stossrichtung des Leitbildes der Berner Bibelgruppe zu leben: „Menschen fördern – mit Menschen teilen – Menschen für Jesus Christus gewinnen.“

Pfarrer Philipp Aebi (35), verheiratet mit Regina, hat zwei Kinder (4 ½ und 1 ½ Jahre), ist Leiter der VBG-Studierendenarbeit und Leiter der Bibelgruppe für Studierende (BGS) an der Uni Bern

Kontakte: philipp.aebi@bibelgruppen.ch; www.bibelgruppen.ch (VBG), www.bibel.be (BGS Bern), www.jesus-unibe.ch (Christen an der Uni Bern)

Datum: 28.12.2004
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Jesus.ch

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