"Der Spagat zwischen Karriere und Familie ist Extremsport"

Eva Herman, die heftig diskutierte Buchautorin und ehemalige deutsche Tagesschausprecherin, sprach am Spring-Festival in Ruhpolding über das Thema "Kinder, Frauen, Karriere und Katastrophen".
Mutter & Kind
Das Kind braucht die Mutter: Eva Herman in Ruhpolding. (Bild: Copyright Spring/Esther Sarah Klemm)
Eva Herman. (Bild: Copyright Spring/Esther Sarah Klemm)

"Wir haben mit der Ordnung der Welt gebrochen und zerbrechen selbst daran," sagte Herman am Abschlussabend des christlichen Familienfestivals im oberbayerischen Ruhpolding vor über 400 Zuhörern. Das moderne Rollenbild der Frau, das vom Feminismus geprägt sei, entspreche nicht Gottes Schöpfungswillen. Die wirtschaftliche Situation dränge die Frau jedoch oft zur Erwerbstätigkeit.

Was nur die Mutter geben kann

"Der Spagat zwischen Karriere und Familie ist Extremsport!" Diese Herausforderung habe negative Folgen für die Erziehung von Kindern. Vor allem dann, wenn eine Frau aus wirtschaftlichen Gründen ihr Kind bereits in den ersten Jahren in die Betreuung des Kinderkrippe geben muss. Leider werde zu wenig nach dem Wohl des Kindes gefragt. Ein Kind sehne sich nach Liebe und Wärme sowie Nähe zu seiner Mutter. Denn: "nur wer Nähe und Bindung spürt, kann sie später weitergeben", so Herman. Die Frau habe weibliche Eigenschaften, welche "die Seelensubstanz der Welt" seien. Dazu gehöre vor allem Empathie und nicht die im Berufsalltag geforderte Härte und Durchsetzungskraft.

„Wir schaffen uns selbst ab"

Ausserdem kritisierte Herman das so genannte Gender Mainstreaming, das von der Bundesregierung unterstützt wird. Demnach sei das Geschlecht des Menschen nur anerzogen. "Der Mensch ist von Gott geschaffen und wird von der Politik neu erfunden. Man hat sich von Gottes Willen entledigt," sagte Herman in ihrem Vortrag. Dies habe schon jetzt sichtbare Auswirkungen. "Aufgrund der negativen demographischen Kurven sehen wir: Wir sind im Begriff uns selbst abzuschaffen."

Die Kraft zur Veränderung beim Einzelnen

Die lange Jahre erfolgreiche ARD/NDR-Moderatorin blickt selbstkritisch zurück: "Ich lebte nach dem Prinzip: Ich darf alles, ich kann alles!" Für Ehepartner und Kinder war keine Zeit. "Ich habe drei gescheiterte Ehen und ein Kind. Umgekehrt wäre es mir lieber." Heute appelliert sie in ihren Büchern und Vorträgen umzudenken und sich nicht von der Politik und den wirtschaftlichen Zwängen abhängig zu machen. Denn: " Politisch wird sich nichts verändern. Es kann sich nur aus der Kraft der einzelnen Menschen etwas verändern."

Das GemeindeFerienFestival Spring, das in diesem Jahr ums Thema Dankbarkeit kreiste, wurde von 3000 Personen aus dem deutschsprachigen Europa besucht.

Webseite des Festival Spring: www.gemeindeferienfestival.de

Kommentar

Hart arbeiten - Verantwortung tragen - Kinder haben

Von Fritz Imhof

Wird die „Brigitte"-Frauenstudie ein neues Frauenideal einläuten? Die Frau, die bereit ist, hart für ihre Ziele zu arbeiten, sich in Beruf und Gesellschaft einzusetzen - und auch noch Familie und Kinder zu haben. Die Superfrau als Normalfall?

Aus der «Brigitte»-Studie, die am 25. März in Berlin vorgestellt wurde, geht hervor, dass fast 90 Prozent der Frauen in Deutschland Kinder haben wollen. Die grosse Mehrheit will aber auch ausserhalb der Familie Verantwortung übernehmen. Gemäss der Studie wollen 80 Prozent hart für ihre Ziele arbeiten. Mehr als ein Drittel sieht sich künftig eher im Chefsessel als im Vorzimmer.

Die Frau von heute will gemäss der „Brigitte"-Studie nicht mehr Karriere auf Kosten von eigenen Kindern machen. Sie ist überzeugt, dass sich beides vereinbaren lässt. Zur Zufriedenheit der Wirtschaft, welche sowohl die gut ausgebildeten Frauen von heute wie auch ihre Kinder braucht.

Die Frau ist nicht mehr der bessere Mann wie in den Zeiten eines radikalen Feminismus. Bücher von enttäuschten Karrierefrauen wie Eva Herman und Astrid von Friesen dürften ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Viele Frauen scheinen gemerkt zu haben, dass auch das Muttersein ein wesentlicher Teil ihrer Existenz ist und der Wunsch, Kinder zu haben und grosszuziehen, nicht ohne (spätere) Frustration verdrängt werden kann.

Die Wirkung der Emanzipationsbewegung auf die Frau ist erstaunlich. Nicht nur ist es selbstverständlich geworden, dass sie sich gut ausbilden lässt und im Beruf „ihren Mann" stellt. Auch die Verhaltensweisen in der Paarbeziehung haben sich stark verändert. Oft ist es heute die Frau, welche in der Liebe die Initiative ergreift.

Einige Frauen reagieren lautstark: Während Eva Herman radikal die Rückbesinnung auf das Mutterideal fordert, beklagt Astrid von Friesen den Verlust des Männlichen bei den Männern und ihren verlorenen Einfluss in Familie und Gesellschaft: „Das ‚Weibliche' hat in den Ehen und Familien, in Kindergärten, Schulen und im therapeutischen Bereich gesiegt. Die weibliche Übermacht hat Auswirkungen auf Lehrpläne und Vermittlungsformen", beklagte sie in einem Artikel in der NZZ.

Nach der „Brigitte"-Studie bleibt das Ideal die Superfrau, welche - gut ausgebildet, und hart arbeitend - Führungspositionen einnimmt, ohne auf Kinder (und Ehemann?) zu verzichten. Zur Freude der Wirtschaft und der Demografen. Der Staat soll's mit der Einrichtung von Tagesschulen und Krippen richten. Schön, wenn dazu noch der richtige Mann kommt, der sie in diesem Spagat stützt, nötigenfalls bei der Kinderbetreuung einspringt und Abstriche in der eigenen Karriere macht. Aber wollen denn die Frauen solche Männer?

Ein Zurück zu früheren festen Rollenteilungen gibt es nicht. Doch viele Frauen haben gemerkt, dass sie sich vom Feminismus ungewollt in die Pflicht nehmen liessen. Berufliche Selbstverwirklichung, Liebe und Partnerschaft mit einem starken Mann - und Kinder: das braucht Lösungsmodelle, die es heute erst ansatzweise gibt.

Mehr zur Studie: Junge Frauen steuern selbstbestimmtes Leben an

Quelle: Livenet/Spring

Datum: 02.04.2008

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