Hände weg von Harry Potter!

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Händeweg

Am 21. Juni, am Tag der Sommersonnenwende, ist der fünfte Harry-Potter-Band im englischen Original erschienen: "Harry Potter and the Order of the Phoenix". Alles deutet darauf hin, dass sich auch diesmal Kinder rund um die Welt mitnehmen lassen in Harry's Zauberwelt (die deutsche Übersetzung kommt im Herbst heraus). Der Erfolg der Autorin Joanne K. Rowling ist phänomenal: Von den ersten vier Bänden wurden über 200 Millionen Bücher in 55 Sprachen verkauft; rund um den Globus schiessen Harry-Potter-Clubs wie Pilze aus dem Boden.

Als im Sommer 2000 der vierte Band erschien, wurden am ersten Wochenende weltweit über fünf Millionen Exemplare verkauft - ein noch nie dagewesener Rekord. Rund um die Welt machen Buchverlage und die Unterhaltungsindustrie ein glänzendes Geschäft mit dem Zauberburschen. Die zwei Harry-Potter-Filme brachten laut CNN 1,8 Milliarden Dollar ein.

Bücher voll okkulter Praktiken

Die südafrikanische Gebetsleiterin Gerda Leithgöb stellt in ihrem neusten "Herald Ministry Prayer Letter" kritische Materialien zur Potter-Manie aus christlicher Sicht zusammen. Ihr Wunsch: dass Christen anderen helfen, sich von den Potter-Bücher nicht in Bann schlagen zu lassen. Denn diese sind, so der Prayer Letter, voll okkulter Praktiken: "Es gehört zum Alltag Harrys und seiner Kollegen, dass sie zaubern, Bannsprüche aussprechen und mit Geistern von Verstorbenen reden".

Zum einen wird daran erinnert, was Rowling über Harrys Herkunft schreibt: dass seine verstorbene Eltern selbst praktizierende Zauberer waren. Sein Onkel und seine Tante, die ihn von okkulten Interessen abzubringen suchen, kommen im Buch nicht gut weg. "Die Leser bekommen ganz klar den Eindruck, dass Lehrer und Eltern es nicht gut mit ihnen meinen, wenn sie etwas gegen die Beschäftigung mit dem Okkulten haben." Leithgöb stösst sich daran, dass Hexen eindimensional als super-intelligente Persönlichkeiten beschrieben werden, die ein aufregendes Leben führen.

Möchtegern-Zauberlehrlinge

Rowling erhält Briefe von hingerissenen Leserinnen und Lesern, die gern in die im Buch geschilderte Hogwarts-Zauberschule eintreten möchten - als gäbe es sie tatsächlich. Der britische Heidenverband hatte monatlich etwa hundert Anfragen von Potter-LeserInnen, die Hexen zu werden wünschten. Leithgöb findet besonders beunruhigend, dass Harry von Geburt an ein übernatürliches Mal auf seiner Stirn trägt. "Es macht uns grosse Sorge, dass Kinder motiviert werden, sich nach Harrys Vorbild eine Marke auf die Stirn malen zu lassen".

Manche Christen erinnert die Position der Narbe (in Form eines gezackten Blitzes) fatal an das Zeichen des Antichristen im biblischen Buch der Offenbarung, das auf der Stirn oder an der Hand zu tragen ist. Leithgöb schreibt mit Verweis auf Offenbarung 13,13-16: "Eines Tages wird ein spiritueller Superman auftreten und bald einmal verlangen, dass die Kinder das endgültige Zeichen des Fluchs annehmen".

Harry Potter unbedenklich wie die Bücher von C.S. Lewis?

Manche Eltern vergleichen die Potter-Bücher mit der Fantasy-Reihe ‚Chronicles of Narnia' von C.S. Lewis. Dagegen hält Leithgöb fest, dass Lewis nie der Beschäftigung mit dem Okkulten das Wort redete. Und der Gebrauch magischer Kräfte wird von Lewis immer als Aufstand gegen Gott gesehen, mit Ausnahme der Kraft von Aslan-Figur, die Züge von Christus trägt.

Gute Geschichten nehmen Kinder gefangen. Wie real ist für sie die fantastische Welt von Harry Potter, und was übernehmen sie für ihr eigenes Leben? Laut Berit Kjos "geniessen es viele, sich mit den ‚guten' Zauberern zu identifizieren - und manchmal sogar mit den offensichtlich bösen Zauberern. Ihre Erinnerungen bauen zunehmend auf Erlebnissen in einer virtuellen okkulten Realität auf, und das Gespür für die Gefahr, die damit verbunden ist, nimmt ab".

Dazu kommt der Druck von Gleichaltrigen, die gern etwas vormachen. Niemand wird heute mehr leugnen, dass okkulte Praktiken unter Kindern und Jugendlichen verbreitet sind. Die Älteren sind ähnlich offen dafür: "Erwachsene und Kinder gleicherweise nehmen Werte auf, die subtil und verschleiert in der Unterhaltung suggeriert werden. Und je mehr wir sie mögen, desto mehr prägen sie uns." Gemäss Leithgöb kommt Fantasy durchaus ohne Okkultismus aus; Joanne Rowling aber mischt Beides zusammen.

Ist Harry ein Vorbild?

Was sollten Kinder vom Charakter Harrys lernen? Leithgöb schreibt, dass er nicht selten lügt und Weisungen ungehorsam ist, ohne Reue zu empfinden. "Der grundlegende okkulte Denkansatz, dass der Zweck die Mittel rechtfertigt, durchdringt die Bücher. Um ein Ziel zu erreichen, das ihnen gut erscheint, brechen Harry und seine Freunde ständig Regeln, stehlen und wenden Zauberei gegen andere an."

Auch Zorn und Hass, die zu Racheplänen führen, führt Leithgöb mit Zitaten und Seitenangaben an. In alledem gibt es keinen absoluten Wertmassstab, wie Professor Quirrell in einem der Potter-Bände einmal sagt: "Es gibt weder das Gute noch das Böse; es gibt nur Macht und jene, die zu schwach sind, um sie zu suchen".

Besser Potter als gar nichts lesen?

Verschiedene Christen haben die Kritik an den Potter-Büchern als ungerechtfertigt abgetan, da schliesslich in den Bänden ja das Gute siege. Gerda Leithgöb zitiert David J. Meyer, der nach 16-jähriger Beschäftigung mit dem Okkulten und der Zauberei bei Harry Potter nicht Geschichten der Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse, sondern des Streits zwischen weisser und schwarzer Magie sieht. Weisse Magie, die angeblich hehre Ziele verfolgt, bezieht ihre Kraft aus derselben Quelle wie die auf Zerstörung zielende schwarze Magie, schreibt Leithgöb mit Verweis auf den führenden Satanisten Anton LaVey.

Wenn Kinder sonst gar nichts lesen, soll man ihnen Potter vorenthalten? Gerda Leithgöb zieht einen drastischen Vergleich heran: "Würden Sie Ihren Kindern einen Drink mit 98 Prozent Milch und 2 Prozent Arsen geben. Warum nicht? Das ist doch besser als gar keine Milch zu trinken! - In diesem Fall besteht der Potter-Drink zu 98 Prozent aus Zauberei und okkultem Gift."

Datum: 08.07.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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