Ruth Heller

«Innert Minuten wird es mucksmäuschenstill»

Wie sie Christin geworden ist, kann Ruth Heller nicht an einem Tag festmachen. Religionslehrerin zu sein ist ein Geschenk. Neuerdings engagiert sie sich auch politisch.
Ruth Heller

Schulstart nach den Sommerferien: Es erwarten mich knapp 60 neue Kindergesichter. In der ersten Stunde stürzt ein Junge ins Zimmer, wirft einen Stuhl um und ruft: «Ich hasse Gott, und ich hasse die Reli!» Ich antworte ihm, dass man bei mir nicht an Gott glauben müsse, mein Reli-Unterricht sei auch sonst hochinteressant. Ich gestalte ihn nach einem ganz einfachen Prinzip: Ich liebe diese Kinder sehr, darum möchte ich ihnen zuallererst unterhaltsame und interessante Stunden bieten. Mit meinem Glauben halte ich nicht hinterm Berg.

Auf Umwegen ins Schulzimmer

Als Kind hatte ich unbedingt Lehrerin werden wollen. Wegen der damaligen Lehrerschwemme riet man mir jedoch zu einer kaufmännischen Ausbildung. Ich machte im Büro Karriere, bis sich mit 33 der erste Sohn ankündigte. Ein leises, aber meist schlummerndes Interesse am christlichen Glauben hatte mich stets begleitet. 1988, ganz neu im Dorf, stand ich eines Abends bibbernd im ausgeschriebenen Hauskreis. Bibbernd darum, weil ich mich in der Bibel kaum auskannte. In diesem Hauskreis erfuhr ich von der Ausbildung zur Religionslehrerin. Inzwischen stehe ich nun schon im 13. Unterrichtsjahr vor den Kids und lehre in zwei Dörfern des oberen Baselbiets die Grundwerte, auf welchen unser Staat und unser Zusammenleben aufgebaut sind.

Die Klasse ganz Ohr

Mit einer Lektion pro Woche kann ich nicht sehr viel Stoff vermitteln. Wir reden über die Feste. Ein Kind soll erklären können, warum sein Papi an Ostern frei hat. Nicht alle Schüler sind interessiert. Ein Drittel ist skeptisch bis ablehnend – man spürt das Elternhaus. Ein Drittel nimmt den Stoff unvoreingenommen auf. Ein Drittel kommt mit einem Rucksack von Wissen. Ich versuche allen etwas zu bieten und staune, wie die Kinder einer aufregenden Geschichte lauschen. Innert Minuten wird es mucksmäuschenstill. Auch wenn sie am Ende finden, das Wunder der Brotvermehrung habe Frau Heller ihnen nicht ganz glaubhaft machen können – sie haben zugehört.

Gruselkrimis und Zeltevangelisation

Wie ich Christin geworden bin? Diese Frage kann ich nicht mit einem konkreten Ereignis beantworten. Im Rückblick sind da ein paar Dinge, die ich als kleine, aber klare «Anker» zu deuten vermag. Vom Glauben meiner Eltern weiss ich nur, dass sie sich jeden Abend vor dem Einschlafen an den Händen fassten und das ‚Unser Vater‘ beteten. Mit 20 verschlang ich regelmässig Gruselkrimis. An einer Zeltevangelisation in Bubendorf leistete ich dem Aufruf in ein kleines Nebenzelt Folge, um dort mein Leben Jesus zu übergeben. Allerdings änderte sich nicht viel – ausser dass mich mein damaliger Chef eine Woche lang damit aufzog.

Verblüffende ‚Zufälle‘

In den letzten Jahren habe ich jedoch unzählige Dinge mit Jesus erlebt. Eines Tages fing ich an, all jene wunderbaren, verblüffenden «Zufälle» aufzuschreiben (Zufall ist das Pseudonym Gottes, wenn er nicht selber unterschreiben will). Kein Tagebuch – ich schreibe einfach meine Erlebnisse mit Jesus auf. Die letzten Jahre hätte ich kaum überlebt – ohne ihn.

Politik – um Gutes zu bewirken

Vor ein paar Jahren wurde ich von einem Freund gebeten, bei der Gründung einer Parteisektion zu helfen. «Zu Hilfe, ich und Politik!», schrie es in mir. Ich war so unbedarft in politischen Dingen. Sie war für mich lange ein Drecksgeschäft gewesen, von dem ich mich fernhalten wollte. Allmählich ist mir bewusst geworden: Es ist Bürgerpflicht, dass wir uns beteiligen.

Heute definiere ich Politik ganz einfach: Gutes tun! Ich kann Gutes tun, wenn ich einem Bettler einen Zweifränkler in die Hand drücke. In der Politik kann ich das Zusammenleben von Menschen positiv beeinflussen. Gerade heute, wo die Glaubwürdigkeit unserer politischen Vorbilder auf einem Tiefpunkt angelangt ist, ist es wichtig, sich in der Politik zu engagieren. Auch gegen jedes Degoutiert-Sein, gegen raffiniertes Ränkeschmieden, gegen alles Populistische, Laute.

Die Mitarbeit in der EVP Sissach macht mir Spass. In der Politik kann ich Ideen einbringen und Gutes bewirken, kann, ohne Menschen zu fürchten, die Wahrheit sagen und den Weg geradlinig gehen. Die Politik braucht Christen!

Datum: 10.02.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung