Erziehung

Wie gehen Eltern mit den fremden Erziehern um?

Die Eltern verlieren tendenziell an Einfluss bei ihren Kindern. Immer mehr externe Erzieher beanspruchen die Aufmerksamkeit des Nachwuchses. Kann das auf die Länge gut gehen?
Erzieherin
Schöner Weg

Damian K., 11 Jahre, kommt erst zweieinhalb Stunden nach Schulschluss nach Hause. Er habe noch kurz bei seinem Freund hereingeschaut, versichert er der besorgten Mutter treuherzig. Was er denn bei Jan gemacht habe, möchte sie wissen. Eh, einfach ein wenig gegamet, versichert Damian. Doch die Mutter ist beunruhigt. Sie weiss: Jan ist meistens nicht beaufsichtigt, dafür hat er ein Repertoire an elektronischem Spielzeug, die neuesten Games, Action-Videos, Handy etc. Ausserdem besorgt er sich am Kiosk regelmässig die neuesten Sex-Ratgeber für Jugendliche – oder auch Erwachsene.

Der Reiz des Spannenden

Wie soll sich die Mutter verhalten? Klar, dass dies alles für Damian spannend ist. Und klar auch, dass er wieder gehen wird, nötigenfalls gegen das Verbot der Mutter. Zusammen mit ihrem Mann hat sie sich geeinigt, dass Damian nicht den letzten Schrei an elektronischer Unterhaltung erhalten soll. Ausserdem will man auswählen, welche Spiele pädagogisch sinnvoll sind und wenigstens den gröbsten Unfug vom schon bald pubertierenden Sprössling fernhalten. Doch der Reiz, diese Zensur durch Besuche bei Kameraden zu unterlaufen, ist enorm, trotz den angedrohten Sanktionen.

Er ist so gross, dass Damian eine langjährige Freundschaft zu Kevin auslaufen lässt. Dessen Eltern haben ähnliche Grundsätze im Blick auf den Umgang mit modernem Spielzeug. Das Angebot und die Möglichkeiten von Jan sind einfach spannender.

Der Entzug der Kinder von der Autorität ihrer Eltern, verbunden mit immer mehr rohen und Gewalt verherrlichenden Spielen und Medien hat Folgen, gerade für die Kinder.

Folgen bleiben nicht aus

Innert zehn Jahren hat sich zum Beispiel die Zahl der am Kinderspital Zürich behandelten Fälle von Kindsmisshandlungen fast verdreifacht. „Wir verzeichnen immer mehr jugendliche Täter“, sagt Ulrich Lips, Leiter der dort tätigen Kinderschutzgruppe laut einer Meldung in der NZZ am 9. März 04. Parallel dazu wächst die Kriminalitätsrate unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen und bringt die Strafverfolgungsbehörden an ihre Grenzen. Ganz zu schweigen von Eltern und Familien, deren Leid oft im Verborgenen bleibt.

Doch gegenüber den Tätern, die mit geistigen Inhalten die Seelen der Kinder gewinnen und vergiften, herrscht grosse gesellschaftliche Toleranz. Alarm wird erst geschlagen, wenn die subtile psychische Missbrauch der kindlichen Psyche in körperliche Gewaltanwendung umschlägt. Gegenüber den Tätern, welche die kindliche Seele kommerziell ausbeuten, herrscht grosse Nachsicht. Zensurmassnahmen sind in unserer freiheitlichen Gesellschaft verdächtig.

Die geistigen Umweltverschmutzer

Wichtig ist, dass die Eltern nicht nur Unterstützung erhalten bei der Betreuung der Kinder, damit sie erwerbstätig sein können, sondern dass auch ein Bewusstsein wächst, wie der grossen Freiheit der modernen Verführer begegnet werden soll. Zwar müssen Kinder lernen, mit all diesen Versuchungen umzugehen, doch die heutige Situation ist eine Überforderung.

Eltern werden sich immer wieder dem Gefühl der Überforderung ausgesetzt sehen. Und falls sie mal denken, sie hätten die Erziehung ihrer Kinder endlich im Griff, stehen diese schon wieder in einer neuen Entwicklungsstufe und vielleicht in einer neuen Krise. Grenzen setzen oder die Kinder zur Eigenverantwortung führen gleicht oft einer Gratwanderung mit akuter Absturzgefahr.

Nicht mehr im Griff

Gerade hier erleben Eltern, dass sie es letztlich nicht im Griff haben. Sie kommen an Grenzen. Aber menschliche Grenzen sind oft Gottes Gelegenheiten. Erwachsen werden, aber auch Erziehen, hat viel mit Leiden, Wagen, Kämpfen und Risiko zu tun. Aber aus dem Leiden heraus kann die Freude wachsen. Unser Leiden und unsere Grenzen sind die Chance, Gottes Handeln und Wesen kennen zu lernen. Auch dazu braucht es manchmal einen langen Atem. Oft erkennen wir sein Handeln erst im Rückblick. Gut zu wissen, dass ihm unsere Kinder und ihre Zukunft wichtig sind. Solcher Glaube ermöglicht Gelassenheit, auch wenn im Moment alles ziemlich hoffnungslos aussieht.

Das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn beschreibt nirgends das Leiden der Eltern, die ihr Kind samt dem ganzen Erbe ziehen lassen müssen und wissen, dass er sich mit offenen Augen ins Elend manövriert. Aber sie beschreibt den Moment, als er wieder zurück kommt und sich in die offenen Arme des Vaters schliessen lässt.

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In der Bibel:
Lukas 15, 11-24

Datum: 20.04.2004
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Jesus.ch

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