24. Riehener Seminar

Wenn Körper und Seele schmerzen

Auf St. Chrischona referierten Fachleute aus Medizin, Psychotherapie, Seelsorge und Pflege vor fast 700 Personen zum Thema «Körperschmerz, Seelenschmerz, spiritueller Schmerz». Sie zeigten auf, wie sich seelische Schmerzen auf die körperliche Verfassung auswirken und umgekehrt.
Samuel Pfeifer

So wiesen Schmerzpatienten mit Migrationshintergrund aufgrund ihrer körperlichen Symptome oft gleichzeitig auf ihre seelische Verfassung hin. Als Beispiel wurde der Fall einer Frau aus Bosnien genannt, die über starke Herzschmerzen klagte. Zuvor war sie wegen vermuteten Diebstahls entlassen worden. Medizinisch konnte kein Befund erhoben werden. «Die Abklärungen ergaben jedoch, dass die Frau im metaphorischen Sinn des Wortes an gebrochenem Herzen litt», erklärte Samuel Pfeifer, Initiant des Seminars.

Wegen mangelnder Sprachkenntnisse blieben bei Patienten oft Fragen offen und somit die Befürchtung, die eigentliche Ursache der Beschwerden werde verschwiegen. Die Psychologin Brigitta Wössmer wies darauf hin, dass Gruppentherapien mit Migranten gute Resultate erzielen. Bindungsunfähigkeit führe zu Schmerzen.

Frühkindliche Bindung beeinflusst das Schmerzempfinden

Der Facharzt für psychosomatische Medizin und Schmerztherapie, Prof. Dr. Ulrich Egle aus Freiburg im Breisgau, betonte, dass die frühkindliche Bindung weitreichende Auswirkungen auf das Schmerzempfinden in späteren Jahren habe. «In den ersten zwei Lebensjahren braucht ein Kind eine dauerhafte und gute Beziehung zu mindestens einer verlässlichen Bezugsperson.»

Kuscheln sei für den Aufbau einer Bindung ganz wichtig. Es vermittle dem Kind die Sicherheit, die es brauche, um die Welt zu erforschen und weitere Fähigkeiten zu entwickeln. Die stabile Bindung schütze zudem vor Stress und Schmerz. Fibromyalgie, chronische Schmerzen im ganzen Bewegungsapparat, könne eine Folge fehlender Bindung in der Kindheit sein. In der Celenus Klinik Kinzigtal, der Egle vorsteht, gelinge es dank intensiver Gruppentherapie, Betroffene nach rund sechs Wochen schmerzfrei aus der stationären Behandlung zu entlassen.

Therapeuten sollen immer wieder den Ausgleich suchen

Als Ausgleich zur therapeutischen Arbeit nannten die Referierenden die Gemeinschaft mit Familie oder Freunden, Sport, heitere Filme oder schöne Musik als Quelle der Entspannung und Spender neuer Kraft. Als Abschluss der Tagung genossen die Anwesenden deshalb nochmals einen kleinen Flöten-und Klaviervortrag.

Datum: 31.10.2013
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Idea Spektrum Schweiz

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