Sparmassnahmen

Zürcher Landeskirche auf der Schwelle

In der reformierten Landeskirche ändert vieles, wenn auch die neue Zürcher Kirchenordnung konservativ gehalten ist. Nach vielen fetten Jahren gilt es zu sparen. Am 17. März kam vor der Kirchensynode auch der bevorstehende Abbau von Pfarrstellen zur Sprache.
Sie brachten ihre Kompetenz ein: Die beiden Bezirksstatthalter Fritz Oesch und Kurt Stäheli während der Redaktionslesung.
Auch die Zürcher reformierte Kirche hat zu sparen: Kirchenratspräsident Ruedi Reich.
Jean Bollier, der Präsident der liberalen Fraktion, zeigte sich vom Ergebnis der Beratungen mässig zufrieden.

Kirchenratspräsident Ruedi Reich eröffnete der Versammlung, dass die befristeten Pfarrstellen im nächsten Jahr um insgesamt 800-1000 Prozent zurückgenommen werden. Solche Stellen finden sich in Kirchgemeinden im Grenzbereich zu einer weiteren ordentlichen Pfarrstelle, welche ihnen ab 3000 und 6000 Mitgliedern zusteht. Weil die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt, werden bei der Neuwahl aller Pfarrer im Kanton im Jahr 2012 auch ordentliche Pfarrstellen vermutlich im gleichen Umfang wegfallen. Ruedi Reich: „Wir kommen nicht darum herum, in der Landeskirche zu sparen."

Ruedi Reich: «Wir brauchen Formen, in denen man heimisch werden kann»

Grundsätze der Leitung umstritten

Ohne Gegenstimme verabschiedete die Kirchensynode am 17. März die neue Kirchenordnung der reformierten Landeskirche zuhanden der Volksabstimmung. Die Abstimmung findet Ende September unter den reformierten Kirchenmitgliedern statt. Bei den letzten Beratungen ging es nochmals um Leitungsprinzipien. Im Herbst hatte die Kirchensynode Artikel beschlossen, in denen die strategische Leitung den Behörden und Organen und die operative Leitung den Ämtern und Diensten zugewiesen wird.

Der Kirchenrat erreichte im Januar ein Rückkommen; nach der vierten (!) Debatte folgte die Synode seiner Fassung des strittigen Artikels 88. Die beiden Absätze lauten: „Kirchliche Leitung wird durch Behörden und Organe sowie Ämter und Dienste ausgeübt. Diese nehmen die Leitungsverantwortung im Rahmen ihrer Zuständigkeit gemäss Kirchenordnung wahr, namentlich in strategischer, operativer oder aufsichtsrechtlicher Hinsicht."

Kirche sein aus der Tradition

Die neue Ordnung der von Zwingli und Bullinger gegründeten Kirche betont die theologischen Grundlagen stärker, bringt das Stimmrecht für alle Mitglieder ab 16 Jahren und senkt die Amtsdauer für die Pfarrerinnen und Pfarrer von sechs auf vier Jahre.

Die Synode stellte der Kirchenordnung eine Präambel voran, betonte die Bedeutung der Kirchenmusik für den Gemeindeaufbau, verankerte die Förderung der Familie, führte eine Schöpfungszeit, schuf eine Ombudsstelle und lockerte die Kriterien für das fakultative Referendum. Nicht gelockert wurde das Territorialprinzip: Zürcher Reformierte können nur in der Kirchgemeinde mitbestimmen und sich in Ämter wählen lassen, in der sie wohnen. Nach zehn Sitzungstagen zeigten sich die Fraktionspräsidenten zufrieden mit dem Erreichten.

Die Kirchensynode überwies zudem ein Postulat, das zehn Jahre vor dem 500-Jahre-Jubiläum der Zürcher Reformation einen Diskussionsprozess zur Auseinandersetzung mit Glauben und Kirche anstossen will. 1519 hatte Huldrych Zwingli am Grossmünster mit der Auslegung der Bibel begonnen.

Links zum Thema:

Datum: 23.03.2009
Autor: Peter Schmid

Werbung
Livenet Service
Werbung