Hannover

„In der Kirche geht es oft schlimmer zu als in der freien Wirtschaft“

Mobbing

Rund zehn Prozent der kirchlichen Mitarbeiter, darunter rund 500 Pfarrer, fühlen sich als Mobbing-Opfer. Das berichtete der langjährige Sozialsekretär der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Udo Möckel (Hamburg), beim Kongress christlicher Führungskräfte in Hannover.

Möckel untersucht seit 1992 Mobbing-Ursachen und hat als Ruheständler eine telefonische Mobbing-Beratung eingerichtet. Seiner Erfahrung nach wird in der Kirche häufiger gemobbt als in der freien Wirtschaft. Dies komme daher, dass die meisten Beschäftigten sich mit ihrer Arbeit identifizierten und deshalb gegenüber Kritik besonders empfindlich seien, sagte Möckel in einem Seminar. Häufig seien Vorgesetzte für Mobbing mitverantwortlich; sie sähen es als ein Ausleseverfahren zur Entfernung leistungsschwacher Mitarbeiter an. Ihre Fürsorgepflicht verletzten sie auch dadurch, dass sie Verleumdungen und Schikanen unter Kollegen nicht unterbänden, sondern die Urheber sogar dann deckten, wenn deren Verhalten offenkundig sei. Ohne professionelle Hilfe hätten die Opfer keine Chance, ihren Arbeitsplatz zu behalten oder einen neuen zu finden.

Sinnvoll seien Betriebsvereinbarungen, die das Verhalten bei Konflikten regeln. Wer am Arbeitsplatz jahrelang erlebe, dass er nicht gewollt sei, werde unweigerlich krank und brauche manchmal eine mehrmonatige Therapie. Zur Vorbeugung betrieben Krankenkassen und andere Organisationen Mobbing-Telefone zur Begleitung in Krisenfällen.

Zu diesem Thema hat die Römisch-katholische Zentralkommission des Kantons Zürich eine Informationsbroschüre veröffentlicht: „Konfliktbewältigung in den Kirchengemeinden und den Pfarreien“. Bestelladresse: Sekretariat, Hirschengraben 66, Postfach 895, 8025 Zürich.

Datum: 22.01.2003
Quelle: Kipa

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