China

Olympia 2008 im zehntschlimmsten Land

China ist das Reich der Mitte – ein Gigant, ein Wirtschaftswunder. Aber China verletzt die Menschenrechte. Und China führt die nächste Olympiade durch. –Eine Bestandesaufnahme.
Chinesische Mauer. Bei den
„China ist ein faszinierendes Land.“ Ein Tempel in der «Verbotenen Stadt» in Peking, wo früher die Kaiser wohnten.
Strassenhändler in der chinesischen Hauptstadt.
Schön hergerichtete Kirchgebäude mitten in Peking geben den Eindruck von Religionsfreiheit.

«Mittelerde» erwacht. Die Wirtschaftswelt rennt nach China. Das miese Menschenrechts-Image hat sich aufgehellt. Aber nur das Image, nicht die Lage. „Das Thema Menschenrechte ist angesichts der Wirtschaftseuphorie praktisch von der Agenda verdrängt worden“, sagt Jakob Keller, Mediensprecher von Amnesty International, in der Berner Zeitung. Um die Wirtschaftsbeziehungen zu verbessern will die EU nun auch das Waffenembargo gegen China aufheben. Dabei ist dieses Land gemäss Amnesty bei den Hinrichtungen uneinholbare Weltspitze. Zwangsarbeit sei weit verbreitet.

Medaillen um jeden Preis

Bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 war China hinter den USA die zweiterfolgreichste Nation. In Peking 2008 soll es die Nummer eins werden. Der Preis? Egal. Das Geheimnis des Sturmlaufs an die Spitze liegt in der staatlichen Förderung. In rund 3000 Sportschulen werden bereits fünfjährige Kinder auf Leistung gedrillt. Rund 10'000 Wissenschaftler kümmern sich um den Leistungssport. Der Staat buttert jährlich eine halbe Milliarde Franken in den Spitzensport, 12'353 Sportzeitschriften berichten über die Glanzleistungen der Athleten aus dem Land des Lächelns. Auf der anderen Seite China kämpft gegen sein Doping-Image, obwohl laut Berner Zeitung die Zahl der positiven Befunde mit 0,4 Prozent deutlich unter dem Weltdurchschnitt von 1,2 Prozent liegt.

Christen noch immer verhaftet und gefoltert

Als ein faszinierendes Land beschreibt Pierre Tschanz dieses Reich der Mitte. „Aber“, so der Leiter von «Open Doors Schweiz» weiter, „die Menschenrechte sind die Kehrseite der Medaille. Sie werden nicht beachtet.“ Christen, die nicht zu einer registrierten Gemeinde gehören, würden oft mit Sekten in einen Topf geworden und einzelne von ihnen verhaftet und gefoltert. Denn immer wieder befürchten die Behörden, dass sie den Staat gefährden könnten. „Die Hauskirchen haben es schwer“ – im Land der nächsten kultur- und völkerverbindenden Olympischen Spiele.

Tschanz schätzt, dass etwa die Hälfte dieser Christen keine Bibel hat. Das wären immerhin bis zu 50 Millionen. Darum würden Kuriere regelmässig Bibeln ins Land schaffen und hoffen, dass sie nicht vorher am Zoll konfisziert werden. „Personen aus dem Westen kommen dafür nicht ins Gefängnis. Chinesische Christen aber müssen mit einer schweren Strafe rechnen.“

Zwei paar Schuhe

Wenn sich diese sogenannten Hauskirchen registrieren liessen, würde ihre Freiheit stark beschnitten. Sie wären dann wie die Staatskirchen zum Beispiel Restriktionen beim Taufen oder Evangelisieren ausgesetzt. „Aus der offiziellen Kirche hört man manchmal, dass es keine Verfolgung gebe. Das stimmt nicht. Aber der Staat kann solche Aussagen benutzen, um im Westen sein Image aufzupolieren.“

Kommunistische Länder haben bekanntlich eher ein schlechtes. Doch scheint in China die Staatsideologie zu bröckeln. Denn inzwischen gehören mehr Chinesen einer christlichen Gemeinde an als der kommunistischen Partei. 70 Millionen KP-Mitgliedern stehen rund 100 Millionen Christen gegenüber. Der gesellschaftliche Umbruch hat viele Menschen ins Fragen geführt.

Täglich finden Tausende zu Christus

Doch zur Zeit leben die Christen noch im Gegenwind. Neben Gefängnisstrafen würden immer wieder auch kaum bezahlbare Geldbussen ausgesprochen. Tschanz: „Oft fliesst das Geld dann in die Taschen der Polizisten. China ist ein hochkorruptes Land.“ Doch diese Kriminalität stoppe die Christen nicht. „Die verfolgte Gemeinde evangelisiert. Man hört von täglich bis zu 15'000 Bekehrungen.“ Allein ein Friseur in der Nähe des Pekinger Zoos hat im vergangenen 40 Menschen den Weg in eine Gemeinde gezeigt.

Open Doors ist selber in China tätig und hat bisher rund 3,5 Millionen Bibeln verteilt, dazu 80'000 Kinderbibeln und andere christliche Bücher. In Untergrundseminaren werden über 8000 Leiter ausgebildet. Daneben gibt es aber auch beispielsweise Eheseminare: „Viele kommen zwar zu Jesus, behalten aber noch traditionelle Verhaltensmuster bei, zum Beispiel beim Umgang mit einer Frau. Sie reden weiterhin schlecht über sich selber und über die eigene Frau. Wir wollen ihnen zu einem harmonischen Leben verhelfen.“

Sportler sollen in China beten

Gerade ein Land wie China will sich bei einer Olympiade von seiner besten Seite zeigen. Und zwar von einer sehr nationalistischen, was in Arroganz münden könne. „China will viele Medaillen gewinnen“, meint Tschanz und vergleicht Peking 2008 mit Berlin 1936. „Aber damals gewann in Nazideutschland ein Schwarzamerikaner alle Sprints. Das war eine riesige Ohrfeige.“ Tschanz sieht aber auch eine Chance und hofft, dass die Christen unter den Athleten ein kurzes Zeugnis geben werden. Zum Beispiel „indem sie vor und nach einem Rennen beten“.

Der Verfolgungsindex

Open Doors publiziert regelmässig eine «Top 40»-Liste der Glaubens- und Religionsfreiheit. Die «G12» daraus werden von Nordkorea angeführt; es folgen Saudi-Arabien und Laos. China „schafft es“ auf Platz 10 von dieser Art Medaillenspiegel.

1. Nordkorea
2. Saudi-Arabien
3. Laos
4. Vietnam
5. Iran
6. Turkmenistan
7. Malediven
8. Bhutan
9. Myanmar (Burma)
10.China
11.Somalia
12.Pakistan

Weiterführende Links:
Website von Open Doors
Schweizer Allianz Mission
Chinesische Botschaft in der Schweiz
Chinesische Botschaft in Deutschland

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Menschenrechtler: Religionsgesetz in China hat nichts verbessert

Datum: 03.03.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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