Jahresbericht 2003

Gefragte Seelsorge im Lebensraum Bahnhof

Die ‚Ökumenische Bahnhofkirche’ im Hauptbahnhof Zürich hat ihren Jahresbericht 2003 veröffentlicht. Die Seelsorger streichen heraus, dass im geschäftigsten Schweizer Bahnhof viele die Gelegenheit zu einem offenen Gespräch nutzen.
In der Kapelle sind die Symbole von fünf Weltreligionen aufgereiht.
Toni Zimmermann
Roman Angst

Die beiden Pfarrer Roman Angst (reformiert) und Toni Zimmermann (katholisch) und weitere SeelsorgerInnen halten den Besinnungsort täglich offen, an Wochenenden und Feiertagen während sechs, sonst während zwölf Stunden. Im letzten Jahr wurden deutlich mehr Gespräche geführt (1252 gegenüber 928 im Vorjahr). Finanziert wird das Angebot gemeinsam von den beiden Landeskirchen und ihren Stadtzürcher Gemeinden.
In die kleine Kapelle im HB-Zwischengeschoss kommen täglich 300-500 Besucherinnen und Besucher. Sie suchen „vor allem die Stille, die Zeit und den Raum für die eigene Seele: durchatmen und zur Ruhe kommen, nachdenken, meditieren, das Weg-Wort lesen, beten, neue Kraft finden, persönliche Anliegen in das aufliegende Buch schreiben, eine Kerze anzünden für sich, für andere, für die Welt...“

Weg-Wort

Von Montag bis Freitag halten die Pfarrer zwischen 7 und 8.30 Uhr viermal eine liturgische Kurzandacht, das Weg-Wort. Tagsüber liegt es in der Kapelle schriftlich auf zur stillen Betrachtung. Viele nehmen laut Jahresbericht das Weg-Wort mit auf ihren Weg in den Tag oder lesen es im Internet.

Seelsorge ist gefragt: “Vielen ist es ein grosses Bedürfnis, anonym und in einem offenen, persönlichen Rahmen mit einem Seelsorger, einer Seelsorgerin über ihre persönlichen Anliegen, über Werte, Glauben und Sinnfragen reden zu können. Das weist deutlich auf die nach wie vor wichtige Bedeutung der Kirchen als Wertträgerinnen hin.“ Auch Angehörige anderer Religionen suchten das Gespräch.

Besser anonym?

Die Anonymität in der Grossstadt wird von den Betreibern als Chance erlebt:
„Menschen kommen in einem Gespräch mit gesicherter Anonymität schneller zum Zentrum ihres Anliegens. Anonymität und das Seelsorgegeheimnis sind entscheidend, dass jemand nicht ‚um den Brei’ herumredet. Gerade Männer betonen das Geschenk der Anonymität.“
Oft kommen laut dem Jahresbericht Menschen in die Seelsorge mit den Worten: „Haben Sie Zeit für mich?“ Oder: „Ich habe nur ein kleines Anliegen. Haben Sie Zeit dafür?“ Roman Angst und Toni Zimmermann und ihre Mitarbeitenden (23 Freiwillige besorgen den Empfang) wollen daher besonders darauf achten, „dass diese Zeit und ein offenes Ohr immer vorhanden sind“.

Datum: 26.07.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung