Kontroversen

"Schätzt die prophetische Rede nicht gering, aber..."

"Dämpft den Geist Gottes nicht! Schätzt die prophetische Rede nicht gering! Prüft alles, aber das Echte behaltet!" (1. Thessalonicher 5, 19–21)
Der Prophet Hesekiel

Schon zur Zeit des Apostels Paulus löste die Prophetie, das heisst das Reden aus Gottes Eingebung, offensichtlich Kontroversen aus. Sonst hätte Paulus die Thessalonicher nicht davor warnen müssen, die prophetische Rede zu gering zu achten oder, wie es in anderen Übersetzungen heisst, zu verachten. Alle Geistesgaben, gerade die Gabe der Prophetie, sind Teile von Jesu Persönlichkeit. Wenn wir Jesus ähnlicher werden wollen, dann dürfen wir die göttlichen Gaben nicht verschmähen. Die Gaben helfen uns, unsere Intimität mit dem Geber der Gaben zu stärken. Auch helfen sie uns, die Botschaft des Reiches Gottes in der Kraft und Weise, die Gottes Reich entspricht, auszurichten. Nun besteht aber die Gefahr, die Gaben losgelöst vom Geber zu suchen. Weil das immer wieder passiert ist, haben viele Christen das Kind mit dem Bad ausgeschüttet und aufgehört, die Gaben des Heiligen Geistes zu suchen. Gaben sollen immer auf den göttlichen Geber hinweisen, sonst kann es passieren, dass am Schluss mehr der Gabenträger als der Gabengeber im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Welche Tragik!

Wahrheit ohne Liebe zerstört

Gaben müssen immer von Gottes Liebe und Barmherzigkeit begleitet sein, insbesondere die prophetische Gabe. Denn Wahrheit ohne Liebe zerstört mehr, als dass sie aufbaut. Gottes Liebe will sich jedoch auch in den Geistesgaben Bahn schaffen. Es wäre falsch, die Geistesgaben abzulehnen mit der Begründung: «Das einzig Wichtige ist die Liebe. Ich strebe nach Liebe und nicht nach Gaben.» Das tönt zwar gut, ist aber biblisch nicht haltbar. Nachdem Paulus ein ganzes Kapitel dem zentralen Stellenwert der Liebe gewidmet hat, zieht er eine überraschende Folgerung: «Jagt dieser Liebe nach, aber bemüht euch auch mit ganzer Kraft um die Geistesgaben, besonders um die Gabe der prophetischen Rede!» (1. Korinther 14, 1)

Insbesondere bei der Gabe der Prophetie oder Rede aus Eingebung besteht nun aber die Gefahr, Menschliches mit Göttlichem zu vermischen. Das ist besonders häufig der Fall, wenn es um kranke Menschen geht, denen man nichts sehnlicher wünscht, als dass sie gesund werden. Entsprechende «prophetische Worte» sind dann oft mehr Herzenswünsche als Reden Gottes. Deshalb ist es wichtig, alles zu prüfen und nur das Echte zu behalten. Auf jeden Fall ist es ratsam, «prophetische Eingebungen» mit Bescheidenheit und Zurückhaltung weiterzugeben. Statt «Ich habe ein Wort Gottes für dich!» wäre es oft hilfreicher und korrekter zu sagen: «Ich habe einen Eindruck, bitte prüfe ihn.» Wenn ein persönliches Wort von Gott ist, wird es beim Empfänger einen Widerhall finden, weil Gott in der Regel immer auch zu uns direkt spricht. Ein prophetisches Wort ist dann eine Art Bestätigung.

Es ist mein grosses Anliegen, dass wir einen ausgewogenen biblischen Umgang mit den Geistesgaben und insbesondere der Gabe der Prophetie finden. Das bewahrt uns davor, aufgrund unserer geistlichen Biografie prophetiehörig oder prophetie-verschmähend zu werden. «Prüft alles, aber das Echte behaltet!»

(Auszug aus dem Wort des Missionsleiters)

Datum: 07.05.2003
Autor: Hanspeter Nüesch
Quelle: Christliches Zeugnis

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