Die Rückkehr zum Generationentransfer

Christian Reichel, Pastor aus Lausanne

Es gab eine Zeit, da bestand die Hauptsorge von Jugendlichen und Teenagern darin, sich möglichst rasch vom Einfluss der Eltern zu lösen. Nach den Ereignissen im Mai 68 suchte die heranwachsende Generation nach neuen Erfahrungen unter der Bedingung, dass diese in Opposition zu derjenigen ihrer Vorfahren sei: „Freiheit, Freiheit, die ich meine!“ Aber durch die vielen Anstrengungen, die Grenzen zu erweitern und Rahmen zu sprengen, gingen zahlreiche, traditionelle Werte verloren, insbesondere diejenigen welche die zwischenmenschlichen Beziehungen im Familienbereich stärkten.

Heute stellen wir ein interessantes Zurückkehren auf die alten Werte, auf alte Marksteine fest, zum Wohl der best-möglichen Entwicklung der Kinder. Man beginnt wieder daran zu glauben, dass der Vater seinen Sohn positiv beeinflussen, und die Mutter ihrer Tochter unschätzbare Werte übermitteln kann. Dieser Transfer, diese Übermittlung geschieht jedoch nicht nur zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter, sondern auch zwischen Vater und Tochter, und Mutter und Sohn. Das ist die grosse von vielen erwartete Kehrtwendung, zu vergleichen mit einem wieder schiffbar gemachten Kanal, einem alten, vergessenen Weg: weitergeben, zurüsten, ermahnen, übermitteln, kurz gefasst: sein Kind für das Leben vorbereiten, damit es zum starken, tragfähigen Menschen wird!

Autoritätsperson – bin ich sie?

Ja, aber wie? Habe ich selber gelernt als Autoritätsperson zu wirken? Bin ich ausgerüstet ein Modell für die kommende Generation zu sein? In Anbetracht meiner eigenen Person frage ich: „Habe ich dazu das nötige “Gewicht“?“ Und mein eigener Vater, war er ein Vorbild für mich? Vielleicht habe ich mich (positiv) mit einem Lehrer identifiziert, oder mit einer Person in meinem Umkreis… Diese vielen Fragen muss ich mir stellen, um hernach der Herausforderung gerecht zu werden, ein Vorbild für meinen Sohn, meine Tochter zu sein, oder – wenn ich keine eigenen Kinder habe – für die Jungen und Kinder in meinem Umfeld.

Geheime Bewunderung

Es gibt etwas, das jeder Mann wissen sollte: Im tiefsten Herzen jedes Kindes existiert eine verborgene Bewunderung – auf alle Fälle bis zu einem gewissen Alter – für seinen Vater, selbst wenn diese nicht eingestanden wird. Diese Tatsache sollte viele Männer dazu ermutigen, diesen Trumpf offen in der Beziehung mit dem Kind auszuspielen. Übrigens, wenn wir über den Plan Gottes für die Familie nachdenken, so erkennen wir, wie trotz vielen Hindernissen infolge der Sünde, der Herr uns regelmässig goldene Gelegenheiten bietet um unterbrochene oder verletzte Beziehungen mit Kindern wieder aufzubauen, sowohl für die unsrigen als auch für andere Kinder. Vergeben ist eine aussergewöhnliche Möglichkeit, Beziehungen wieder herzustellen und unser Bestes weiterzugeben.

Autor: Christian Reichel

Datum: 10.01.2005
Quelle: Männerforum

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