Training «Missionale Initiativen»

Rein in die Subkulturen!

Florian Bärtsch, die «Pioneer Academy» und die Foursquare-Bewegung Schweiz bieten diesen Sommer ein «Training für missionale Initiativen» an. Livenet traf Florian (Fluri) Bärtsch zum Gespräch.
Florian «Fluri» Bärtsch

Livenet: Florian Bärtsch, was steckt hinter dem Anspruch, Menschen für missionale Initiativen auszubilden?
Florian Bärtsch: Es begann alles, als wir 2006 nach Zürich zogen und merkten, dass all die Methoden, die wir in der Innerschweiz erfolgreich angewendet hatten, in Zürich nicht mehr funktionierten. Ich ging daraufhin eine Woche ins Gebet und sprach mit Leitern fast aller evangelistischen Bewegungen in der Schweiz. Dabei stellte ich fest, dass praktisch alle Menschen, die für Christus gewonnen werden, aus einem christlichen Kulturkontext kommen. Aber ca. 80% unserer Gesellschaft bestehen aus anderen Kulturen und Subkulturen, die gar nicht christlich geprägt sind.

Dann realisierte ich aus einem Gleichnis von Jesus, dass die «Samenkörner», die Gott in unsere Welt wirft, wir Christen sind – hinaus- und hineingeworfen in irgendeine Umgebung, bald von Unkraut umwuchert – und Jesus sagt, dass man das Unkraut nicht ausreissen solle, sondern mit dem guten Weizen zusammen bis zur Ernte wachsen lassen soll. Wir werden also irgendwo hingeworfen und sollen da Reich Gottes wachsen lassen, egal ob es eine christlich oder nichtchristlich geprägte Umgebung ist.

Also Christen müssen in alle Subkulturen hinein, nicht nur in die christlich geprägten?
Genau. Ich habe dann die Menschen rund um unser Büro in Zürich untersucht und stellte fest, dass in meiner engsten Umgebung über 70 Subkulturen vertreten waren – verschiedene Türken, Heavy Metals und viele, viele andere. Wir haben dann angefangen, einzelne Menschen in solche Gruppen auszusenden, die mit ihnen gelebt haben und nach Wegen gesucht haben, die Gute Botschaft so auszudrücken und auszuleben, dass es verstanden wurde.

Ist das etwa dasselbe wie die Sinus-Mileus?
Ja – ein paar Jahre später führte die Reformierte Kirche eine grosse Sinus-Studie in Zürich durch. Ich war in der Spurgruppe dabei. Das Ergebnis war: von den 10 Haupt-Milieus der Stadt Zürich erreichen wir 7,5 mit den klassischen Methoden nicht. Das bedeutet, dass für drei Viertel der Menschen das Evangelium nicht in einer für sie verständlichen Form vorhanden ist.

Die grosse Frage war: wen können wir senden? Kirchen – und auch die meisten Freikirchen – können sich nur in einer Form ausdrücken, die christliches Verständnis voraussetzt. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, praktisch «transkulturelle Missionare» auszubilden – nicht für Afrika oder Asien, sondern für unsere Schweizer Gesellschaft.

Dazu kommt, dass Jesus uns ja nicht ausgesandt hat, Bekehrungen zu machen, sondern Menschen zu Jüngern zu machen. Dazu gehört Anleitung und auch eine «Community of Faith» (Gemeinschaft des Glaubens), ohne die kein dauerhafter Glaube möglich ist.

Ist denn der Sprung in eine andere Kultur so schwer?
Der Sprung in eine andere Kultur ist schwerer als das Evangelium selbst anzunehmen. Heavy Metals z.B. werden Christen, aber dann in einer typischen Gemeindekultur heimisch zu werden ist fast unmöglich. Darum müssen wir Wege finden, in jeder Art von Subkultur christliche Gemeinschaft zu bauen.

Sind junge Christen denn dafür zu fromm?
Ja und nein. Ich habe dutzende von Jugendgruppen aus allen Bewegungen besucht, und überall finde ich dasselbe: junge Christen haben genug vom «Second Hand»-Christentum – etwas, wo sie nur hören, wie es gehen könnte. Sie wollen das Evangelium und seine Kraft «first hand» erleben. Das bedeutet, dass «Ernte-Arbeiter» da sind, die man nur ausbilden und in Subkulturen aussenden muss, die Gott ihnen zeigt.

Der erste Schritt – Evangelisation – kommt bei uns in der Schweiz immer mehr, auf breiter Front. Was fehlt, ist der zweite und dritte Schritt: Menschen zu Jüngern machen, die nicht in herkömmliche Gemeinden gefasst werden können, und dann Gemeinschaften unter und mit ihnen bauen. Wir nennen das «Communities of Faith».

Was umfasst nun das Training für missionale Initiativen?  Wir haben ein Joint Venture von Pioneer Academy und Foursquare-Bewegung gemacht - im nächsten Jahr hoffen wir, uns mit weiteren ähnlichen Bewegungen zu vernetzen. Wir bieten einen berufsbegleitenden Jahreskurs an, der gründlich in den vier Schritten «Evangelisation, Jünger machen, Gemeinschaft aufbauen und dann wieder hinausgehen» schult – der volle Zyklus. Die Leute können kleine Lerngemeinschaften bilden, wo sie leben, und wir als Leiter besuchen sie regelmässig. Der Kurs beginnt jetzt Ende Juni, wir haben etwa 25 Teilnehmer – man kann aber gern noch einsteigen.

Zur Webseite:
Pioneer Academy
Sinus-Milieus

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Datum: 19.06.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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