Chrischona - Schulungskonferenz

Kritik am Wohlfühl - Christentum

Europa und die christlichen Gemeinden brauchen eine Erneuerung. Diese Ansicht vertrat Walter Dürr letzte Woche bei der „Schulungs- und Strategiekonferenz“ (SSK) der Pilgermission St. Chrischona in Bettingen bei Basel. Er rief die 350 Teilnehmenden auf, Europa zu helfen, „vernünftig“ zu bleiben. Ansonsten falle Europa in heidnische Mythen zurück.
St. Chrischona
Dr. Werner Neuer, Dozent am theologischen Seminar St. Chrischona, ruft die Christen auf, ihren Auftrag zur Weltgestaltung ernst zu nehmen.
Dr. Werner Neuer
142 Personen feiern dieses Jahr ihr Dienstjubiläum. Sie absolvierten alle die theologische Ausbildung auf St. Chrischona.
Dr. Walter Dürr fordert eine Reform der westlichen Welt, der Institution Kirche und der Ortsgemeinde.
Markus Zollinger von der Chrischona-Gemeinde in Mendrisio informiert über die umfangreiche Kinder-und Jugendarbeit im Tessin, die auch bei Behörden gutes Ansehen gefunden hat.

Das Thema „Würdenträger. Die Gemeinde – Hoffnung für eine entwürdigte Welt“ schloss an die Konferenz 2004 an. Vor einem Jahr ging es bei der SSK für die hauptamtlichen Mitarbeitenden des Werks darum, dass Gott dem Menschen Würde verleiht. Jetzt richtete sich der Blick auf die Christen, die ihren Mitmenschen Würde und die Botschaft der Hoffnung vermitteln sollen.

„Gott versucht, auf die Erde zu kommen“

Leider werde die Christenheit diesem Auftrag nur unzureichend gerecht, meinte Walter Dürr. Der Mitbegründer des deutschschweizerischen Zweiges von „Jugend mit einer Mission“ und Präsident des „Instituts für biblische Reformen“ in Biel kritisierte, dass der Glaube Privatsache geworden sei und man sich in ein Wohlfühl-Christentum zurückziehe.

Was sich in der Philosophiegeschichte über Jahrhunderte entwickelte, habe sich bei den Christen im Kleinen vollzogen, konstatierte Dürr. Die Evangelikalen hätten sich eine säkulare und eine fromme Welt geschaffen. „Wir versuchen, in den Himmel zu kommen. Gott versucht, auf die Erde zu kommen.“ Dürr forderte eine Reform der westlichen Welt, der Institution Kirche und der Ortsgemeinde.

Statt dem Nein zur Welt – Ja zum Sünder

Werner Neuer, Dozent am Theologischen Seminar St. Chrischona, wies auf die „Salz- und Lichtfunktion“ der Christen hin. „Weil Jesus Christus Salz und Licht für die Welt ist, sind dies auch seine Nachfolger.“ Durch ihr Dasein geben sie Orientierung, Verlässlichkeit, Klarheit und Wahrheit. Er rief seine Zuhörer auf, die Würze des Salzes und die Leuchtkraft des Lichtes zur Geltung zu bringen.

Die falsch verstandene Abgrenzung von der Welt habe fatale Folgen nach sich gezogen, sagte Werner Neuer. Christen fehlten heute in verantwortungsvollen Positionen in der Gesellschaft. „Die Ghettofrömmigkeit ist unbiblisch. Christen haben einen Auftrag zur Weltgestaltung. Wir Christen verkörpern nicht in erster Linie das Nein-zur-Welt, sondern das Ja-zum-Sünder. Wir sind als Kinder Gottes Menschen für die Welt, nicht Weltmenschen.“

Neuers Plädoyer für mehr Weltoffenheit schloss die Fürbitte für die Anliegen der Welt, für verfolgte Christen, für alle christlichen Denominationen und für Verantwortungsträger in Kirche und Staat ein. Er regte an zu überlegen, welche Alters-, Berufs- und Religionsgruppen noch nicht mit dem Evangelium erreicht seien.

Jubilare gefeiert

Während der Konferenz gab es auch einen Festakt mit 142 Jubilaren der Pilgermission. Zwei Frauen feierten das seltene 75-Jahr-Jubiläum. Die anderen Jubilare hatten ihre theologische Ausbildung auf St. Chrischona in den Jahren 1935, 1940, 1945, 1955, 1965 und 1980 abgeschlossen.

Fruchtbare Arbeit in der Banlieue von Mulhouse

Die Konferenz bot auch ein Forum, verschiedene Projekte vorzustellen. Markus Glauser aus Mulhouse bezog sich auf die jüngsten Unruhen in Frankreich und sagte, dass die sozial-christliche Arbeit in bestimmten Quartieren der Stadt bereits Früchte zeige. Vor sechs Jahren haben mehrere Gemeinden mit Einsätzen in den sozialen Brennpunkten der Stadt begonnen. In diesen Tagen seien dort kaum Unruhen zu verzeichnen gewesen.

In Alzey im Rheinland wird eine „ganzheitliche“ Jugendarbeit umgesetzt, die evangelistische und soziale Aspekte berücksichtigt. Im Tessin bemüht sich die Chrischona-Gemeinde Mendrisio besonders um Kinder und Jugendliche. Sie bietet u.a. einen Schüler-Mittagstisch, Nachschul-Programme, Freizeiten und Kinderkrippen an. Richard Stäheli informierte über sein zukünftiges Projekt der Betreuung von demenzkranken Menschen.

Die Pilgermission St. Chrischona wurde 1840 in Bettingen bei Basel gegründet. Im Theologischen Seminar auf St. Chrischona (TSC) wird eine biblisch-theologische Ausbildung mit vier Studiengängen angeboten. Chrischona-Gemeinden finden sich in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Namibia und Südafrika.

Datum: 16.11.2005

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung