Das Evangelium für alle, aber wie?

Kirche und Moschee
Jesus mit einem Kranken.

Es gibt unter Christen Diskussionen, ob auch Menschen gerettet werden können, die von Jesus Christus auch nicht das Geringste gehört haben. In Johannes 14,6 erfahren wir aber, dass Jesus der einzige Weg zu Gott sei.* Was ist daraus zu schliessen?

Das gibt manchmal heisse Diskussionen. Wie kann ein junger, eifriger Christ einfach so behaupten, dass alle Menschen, die nie etwas von Jesus gehört und sich dann für den Glauben an ihn entschieden haben, verloren sind, ja eigentlich in die Hölle fahren?! Dabei nimmt doch dieser Christ einfach nur die Bibel wörtlich, jedenfalls den Vers im Johannes-Evangelium, Kapitel 14, Vers 6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, keiner kommt zum Vater als nur durch mich.“ Also: Ganz klar, oder?

Doch nicht nur Nichtchristen regen sich darüber auf, auch nicht alle Christen wollen sich damit so einfach abfinden. Sagt nicht die gleiche Bibel, dass wir einen Gott haben, „der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“? So wie es Paulus seinem Zöglich Titus im Titus-Brief 2,14 sagt.

Sind alle Religionen ein Weg?

Einige prominente Christen wie Hans Küng können die Überzeugung vertreten, dass praktisch jede Religion ein Weg zu Gott sei. Das entlastet zwar die Christen scheinbar von der Verpflichtung zur Mission in der ganzen Welt, entspringt aber auch einer sehr optimistischen Schau der Religionen. Denn von nahe betrachtet gibt es darin viel Krankmachendes (wie auch im Christentum, wenn die Gute Nachricht missbraucht wird).

Dass Gott aber nicht nur in der christlichen Kirche gefunden wird, ist eine vielfältige Erfahrung. Es gibt dazu viele Geschichten. Doch schon Jesus ging erstaunlich locker mit Menschen aus heidnischem Hintergrund um und sprach ihnen Glauben zu, obwohl sie erst aus Gerüchten von ihm gehört hatten. So mit dem römischen Hauptmann in der galiläischen Garnison Kapernaum, dessen Sohn er heilte, nachdem dieser seinen Knecht losgeschickt hatte, um den „Heiler“ Jesus zu rufen. Nachzulesen in Lukas 7, 1-10.

Jesus war grosszügig

Oder mit der namenlosen Frau im Markus-Evangelium, Kapitel 5, ab Vers 24, die unbedingt das Gewand von Jesus berühren wollte und sich davon Heilung erhoffte. Trotz diesem eher magischen Verhalten sprach ihr Jesus das Recht zu, aus Glauben göttliche Heilung zu erfahren. Jesus konnte zwar Fragen stellen und sehr deutlich reden, machte aber keine Glaubensprüfung. Hart war er nur gegenüber Selbstüberschätzung und selbstgerechtem Glauben. Einem rechthaberischen Glauben, wie ihn zum Beispiel die damaligen Pharisäer vertraten.

Äusserst grosszügig und feinfühlig ging er dagegen mit Menschen um, die zwar keine weisse Weste hatten, aber in Notlagen steckten und keine Perspektive mehr sahen: Kranken, Armen, Blinden, Gebundenen aller Art sollte sein Evangelium gelten. Da spielte es keine Rolle, welche „kirchlichen Kontakte“ sie hatten. Jesus übertrat sogar die damaligen Sabbatgebote, wenn es darum ging, einem armen Kerl zu helfen und ihn zu heilen. Er wies aber auch immer wieder auf das Grundübel hin: Den Hang der Menschen zu einem selbstgerechten, von Gott unabhängigen Leben mit eigenen Normen. Jesus brauchte dafür einen Begriff, der klassisch mit „Sünde“ übersetzt wird, aber eigentlich „Zielverfehlung“ meint. Demgegenüber sind die Menschen zur „Busse“, das heisst zu einer Lebenswende aufgerufen. Einer Abwendung von bisherigen Normen und Gewohnheiten und einer Zuwendung zu Gott und seinem guten Willen.

Der eine Gott und seine Absicht

Christen glauben an den einen Gott, der Himmel und Erde gemacht und der vor allem auch sie selbst geschaffen und gewollt hat. In Jesus Christus ist uns Gottes Liebe und sein Retterwillen bis in die letzte Konsequenz bezeugt. Jesus selbst ging dafür einen harten Weg durch Folter und Hinrichtung am Kreuz, um dies für alle Welt deutlich zu machen. Er starb für die Schuld der Menschen. Nun war der Weg zu Gott offen. Sogar für Menschen aus früheren Zeiten.

Die Bibel, vor allem das Neue Testament, bezeugen das eindrücklich. Die biblischen Bücher schliessen aber nicht aus, dass auch Menschen aus andern Religionen zum Glauben und zum Heil finden, auch wenn in diesen Religionen ein verzerrtes Gottesbild oder sogar die Verehrung jeder Menge von „Göttern“ herrscht. Christen glauben, dass dies durch den Tod von Jesus möglich gemacht wurde. Dies schliesst keineswegs aus, dass allen Menschen diese frohe Botschaft gesagt werden soll, wie es der auferstandene Jesus Christus seinen Jüngern im Sinne eines Testamentes weiter gegeben hat (Matthäus 28,18.19). Im Gegenteil: Gerade weil Gott die Rettung aller Menschen möchte, sollen alle Mittel genutzt werden, sie ihnen so glaubwürdig wie immer möglich mitzuteilen.

*Zu diesem Thema fand kürzlich eine Tagung der Arbeitsgemeinschaft für biblisch erneuerte Theologie statt. Bericht, siehe http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/189/21983

Datum: 08.03.2005
Autor: Fritz Imhof

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