Heiliges Feuer und afrikanische Trommeln

Grabeskirche Jerusalem

Ohnmächtige in der Grabeskirche, verstopfte Altstadtgassen auf der Via Dolorosa, Rangeleien an den Polizeisperren – Jerusalem bewältigte bei den Osterfeiern einen aussergewöhnlichen Besucherandrang.

Zum einen fiel das Osterdatum von Ost- und Westkirchen auf einen gemeinsamen Termin, zum anderen überschnitt sich die Karwoche mit dem jüdischen Pessach-Fest. Auch die relative Ruhe im Nahost-Konflikt dürfte zu einem deutlichen Anstieg der Touristenzahlen im Heiligen Land geführt haben: Mehr als 100’000 Passagiere wurden allein an einem Tag der vergangenen Woche auf dem Flughafen Tel Aviv abgefertigt.

Vor allem während der traditionellen orthodoxen Zeremonie des Heiligen Feuers am Samstag drängten Tausende von Gläubigen in die Jerusalemer Grabeskirche. Obwohl die Umgebung der Basilika grossräumig abgeriegelt wurde und nur Inhaber besonderer Karten Zutritt erhielten, hatte die Polizei zeitweise Mühe, das Gedränge unter Kontrolle zu halten. Immer wieder mussten Gläubige nach stundenlangem Warten aus der Menge getragen werden.

Nach dem Glauben der orthodoxen Christen fällt das Feuer während der Zeremonie auf wundersame Weise in die als Grab Jesu verehrte Kapelle inmitten der Grabeskirche. Der griechisch-orthodoxe Patriarch reicht es von dort an die wartenden Gläubigen weiter, die sich davon reinigende und heilende Wirkung erhoffen.

150 Gläubige - 200 Polizisten

Die Ostervigilfeier der Katholiken am frühen Samstagmorgen war durch die Sicherheitsmassnahmen starken Behinderungen ausgesetzt: Nur rund 150 Gläubige konnten bis zur Grabeskirche vordringen, während dort fast 200 Polizisten die Feier sicherten. Bereits am Ostersonntag hatte sich die Situation jedoch entschärft.

Seine Osterpredigt in der Grabeskirche stellte der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, unter das Thema Frieden und Neubeginn. Er beklagte die Unfähigkeit der Israelis und Palästinenser, den Kreislauf der Gewalt im Land zu durchbrechen. Die "Verweigerung der gegenseitigen Anerkennung" müsse beendet werden.

Ausnahmezustand herrschte in der Jerusalemer Altstadt schon am Karfreitag, als sich Hunderte von Gruppen mit grossen Holzkreuzen auf dem traditionellen Kreuzweg singend und betend durch die engen Gassen der Via Dolorosa drängten.

Grablegungsfeier

Zu den am stärksten besuchten Feiern gehörte die stimmungsvolle Grablegungsfeier der Franziskaner am Freitagabend in der Grabeskirche. Dabei wird ein hölzerner Jesus-Körper über der Kreuzigungsstelle auf dem Golgota-Hügel in einer feierlichen Zeremonie vom Kreuz abgenommen, anschliessend gesalbt und in die Grabeskapelle getragen.

Starken Andrang gab es auch bei den malerischen Osterfeiern der äthiopischen Christen auf einem Seitendach der Grabeskirche. Dort wurde das Osterfeuer am Samstag nach Einbruch der Dunkelheit in einem Zelt entzündet. Anschliessend zogen Mönche, Ordensfrauen und weiss gekleidete Gläubige mit brennenden Kerzen zu afrikanischen Trommelklängen um eine der Kuppeln der Basilika - begleitet von Hunderten von Schaulustigen und Fotografen.

Autorin: Gabi Fröhlich

Datum: 11.04.2007
Quelle: Kipa

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