Verheissung und Geschichte: „König Salomo gab Land weg“

Der Ferienort Eilat würde nach der Bibel ausserhalb der Grenzen des Judenstaats liegen.

Wenige Wochen vor dem Abzug wider Willen der Siedler aus dem Gaza-Streifen gehen die Emotionen in Israel hoch. Doch schon in biblischen Zeiten verschoben sich die Grenzen des jüdischen Siedlungsgebiets.

Daran erinnert der Jerusalemer Geschichtsprofessor Mordechai Cogan in der Zeitung ‚Haaretz“ – mit dem Verweis auf Salomo im Titel. Zwar suchten derzeit Rabbiner mit förmlichen Beschlüssen den Rückzug zu verbieten, doch zumindest ausserhalb des nationalreligiösen Lagers gebe es unterschiedliche Interpretationen der Grenzen des verheissenen Landes.

Philisterreiche…

Die Thora enthalte zwei Grenzverläufe (1. Mose 15,18 und detaillierter 4. Mose 34, vgl. Ezekiel 47). “Doch eine Verheissung ist das Eine, ihre Erfüllung etwas Anderes.” In der Zeit nach Moses hätten die Stämme Israels nicht die gesamte Küstenlinie besiedelt, schreibt Cogan. Im Süden herrschten Philisterkönige über Gaza, Aschkalon and Aschdod, im Norden phönizische Herrscher.

…und phönizische Verbündete

Interessanterweise übergab König Salomo 20 Ortschaften in Galiläa an seinen Bündnispartner Hiram, König von Tyrus, dem er wegen des Tempelbaus Geld schuldete (1 Könige 9,11-13). Die Gegend nördlich von Akko fiel so den Phöniziern zu. Der Verfasser der Könige-Bücher beschrieb den Vorgang ohne Kritik, wie Cogan, der an der Hebräischen Universität lehrt, anmerkt.

Und er erklärt: „Im Gesetz findet sich keinerlei Verbot, Gebiete jemandem zu übertragen, der nicht dem Volk der Israeliten angehört.“ Der Landbesitz habe immer die aktuellen politischen und militärischen Verhältnisse gespiegelt.

Eilat nicht im ‚verheissenen Land’

Zur Südgrenze merkt Cogan an, 4. Mose 34 gebe dem jüdischen Volk kein Recht auf den grössten Teil des Negev südlich von Beerscheba. Moses erklärte das Land Edom zum Besitz der Söhne Esaus, und mit ihnen sollten sich die Israeliten nicht vermischen (5. Mose 2,5).

Eilat am Roten Meer gehöre ohne biblische Begründung zu Israel, hält der Historiker fest. „Würde es irgendwem unter jenen Bibel-zitierenden Verfechtern des ‚grösseren Israel’ in den Sinn kommen, beinahe die Hälfte des Staatsgebiets aufzugeben?“

Datum: 25.06.2005
Autor: Peter Schmid

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