Historische Studie über die Wirkungen der moslemischen Eroberungen

Dschihad-Kämpfer im Gazastreifen: Märtyrer für den Heiligen Krieg
Die Eroberung Jerusalems September 1099
Wandbild in einer Moschee in Südafrika

Die Jahrhunderte lange Islamisierung und Arabisierung vieler Länder im Mittelmeerraum und im Nahen Osten hat blühende christlich-jüdische Kulturen zerstört und die dort lebenden Menschen ihrer Existenzgrundlagen beraubt. Dies ist die These der französischen Historikerin Bat Ye’or.

Im islamisch-christlichen Dialog, in allen Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben, wird oft ausgeklammert, dass sich der Islam über Jahrhunderte auf Kosten einer vorwiegend christlichen und jüdischen Bevölkerung in Asien, Afrika und im südöstlichen Europa ausbreitete. Dabei handelte es sich keineswegs um eine friedliche Infiltrierung, sondern oft um eine gewaltsame Eroberung, um eine Politik der mehr oder weniger systematischen Unterdrückung und der brutalen Ausbeutung. Nur durch diese historischen Mechanismen, welche Jahrhunderte lang das Zusammenleben der Völker im Orient prägten, wurde die heute bestehende Vorherrschaft des Islam im Balkan, in der Türkei, im Nahen Osten und in Nordafrika überhaupt möglich. Die grosse Umma (Gemeinschaft) der Moslems ist auf einer Strategie von Gewalt und Diskriminierung der "Ungläubigen", nicht auf einem religiösen, friedfertigen Missionskonzept aufgebaut.

Kritische Betrachtung fehlt

Dass dies in der Geschichte des Christentums teilweise auch von Krieg und Unterdrückung anderer Völker begleitet war, ist klar. Die Zwänge gegenüber heidnischen Völker und die Kreuzzugsmentalität sollen nicht verniedlicht werden. Doch gerade sie unterscheiden sich im Vergleich mit der moslemischen Eroberung in zwei wichtigen Punkten: Erstens werden sie heute nicht bestritten oder verleugnet, und zweitens sind es historische Erscheinungen einer Zeit, die nicht mit den grundlegendsten christlichen Werten (etwa Nächstenliebe und Frieden) vereinbart werden können. Ganz anders im Islam: In dessen Quellen und erstaunlicherweise auch in den Interpretationen westlicher Historiker ist kaum die Rede von den Auswirkungen der Eroberungszüge im Namen Allahs, von den Gemetzeln an christlichen Dorfbevölkerungen, vom Missbrauch der Frauen, der Versklavung und Deportation von Tausenden von christlichen Frauen und Kindern, welche den militärischen Erfolgen auf dem Fusse folgten. Auch wird wenig davon gesprochen, wie die nichtmoslemische Bevölkerung entrechtet wurde, sich die Duldung mit Sondersteuern und erniedrigenden Vorschriften in einem "Dhimmi-Vertrag" erkaufen musste. Solche Schutzverträge basieren auf dem Vorbild, das der arabische Prophet nach erfolgreichen Kriegszügen mit den Christen und Juden in den Wüstenoasen schloss und in welchen der Status der Tributpflicht für die "Leute des Buches" seinen Ursprung hat. Sie gelten als normativ in der moslemischen Welt.

Problematischer Toleranzbegriff

In ihrer zusammenfassenden Schau hat Bat Ye‘or Quellen aus 14 Jahrhunderten zusammengetragen. Mit zahlreichen Dokumenten belegt sie die Grausamkeiten des islamischen Dschihad, wird zur Anwältin der Völker und Menschen, die diesem "heiligen Krieg" zum Opfer gefallen sind. Scharf wendet sie sich gegen den Begriff der "Toleranz", mit dem die Politik mancher muslimischer Herrscher gern beschrieben wird. Toleranz ist nämlich in einer Beziehung der Ungleichheit angesiedelt, sagt die Autorin. Und gerade diese Ungleichheit hat immer wieder zu Ungerechtigkeit, zu alltäglicher Erniedrigung, zu massiver Gewalt gegenüber Nichtgläubigen geführt.

Die Eroberungszüge der muslimischen Krieger sind seit ihrem Beginn im 7. Jahrhundert begleitet von Tötung und Versklavung, Brandschatzung, Plünderung, Zerstörung und Erhebung von Tribut. Oft skrupellos wurden diese Vorschriften des Dschihad angewandt, denn hier verwirklichte der Muslim seine Überzeugung, damit einer religiösen Pflicht nachzukommen und den Willen Allahs zu erfüllen. Auch im zwanzigsten Jahrhundert, und trotz der Überlegenheit des Westens über die islamische Welt, setzte sich der Dschihad in aller Unbarmherzigkeit fort, etwa im Genozid der Armenier, in dem wohl über hunderttausend Menschen ermordert wurden. Ein Massaker, mit dem sich wiederum Deportation und Versklavung verband.

Die Studie von Bat Ye’or ist kein leicht verdauliches Buch. Gefordert ist auch der historisch interessierte Leser durch die Beschäftigung mit der oft weniger vertrauten Welt des Orients und den dort ansässigen orientalischen Dhimmi-Völkern (Christen und Juden) im Mittelalter und in der Neuzeit. Das bereits vor über zehn Jahren in Frankreich erschienene und vor einigen Jahren ins Englische übersetzte Buch ist nun auch in Deutsch erhältlich. Allerdings leider in einer Übersetzung, die der einer guten Lesbarkeit wenig entgegen kommt. Die Studie ist mit mehr als hundert Seiten von übersetzten Originalquellen aus allen Zeitabschnitten gut dokumentiert.

Datum: 05.03.2003
Quelle: idea Schweiz

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