„Kennen wir unsere eigenen Quellen?“

Nein zu Zen und Esoterik in der kirchlichen Erwachsenenbildung

Die grossen reformierten Landeskirchen versuchen in ihrer Erwachsenenbildung auch Menschen abzuholen, die sich mit fremden Religionen und ihren Meditationsweisen abgeben. So bietet die Zürcher reformierte Kirche in ihrem ‚Haus der Stille und Besinnung’ in Kappel unter anderem auch Zen-Kurse und ein esoterisches Heilungsseminar an.
Judith Flachsmann
Fenster in Kappel
Die Evangelisch-kirchliche Fraktion in Kappel, Januar 2004

Die Evangelisch-kirchliche Fraktion (EKF) der Zürcher Kirchensynode hat diesen Teil des Bildungsangebots am 30. März in einer Erklärung kritisiert, die von Judith Flachsmann verlesen wurde. Livenet dokumentiert die Erklärung unter dem Titel „Fremdreligiöse Einflüsse in der kirchlichen Erwachsenenbildung“.

„In der Broschüre über das Saisonprogramm des „Hauses der Stille und Besinnung“ in Kappel findet sich eine ganze Reihe von Kursen, in deren Ausschreibung von tibetanisch-buddhistischer Meditation, von hinduistischen Traditionen, von Hatha-Yoga und sogar von Schamanismus die Rede ist.

Sorgen und Nöte machen Menschen offen für göttliche Erfahrungen. In diesen Nöten sollte unsere Kirche das Evangelium verkünden, das die erneuernde und befreiende Botschaft Gottes enthält. Der Höchste, der Schöpfer aller Dinge, stellt sich durch Jesus Christus auf unsere Seite.

‚Die Landeskirche ist mit ihren Gliedern allein auf das Evangelium von Jesus Christus verpflichtet. Er ist einziger Ursprung und Herr ihres Glaubens, Lehrens und Lebens’: So steht es am Anfang unserer Kirchenordnung. Von daher stellt sich die Frage, was diese Angebote mit fernöstlich-religiösem oder esoterischem Inhalt in unserer Kirche zu suchen haben.

Fehlt unseren Erwachsenenbildnern das Vertrauen in unsere eigenen christlichen Quellen, in den Reichtum der Bibel und in Jesus Christus? Weshalb betonen wir nicht die heilende Macht des dreieinigen Gottes, die psychisch und physisch gesund macht, und seine grenzenlose Liebe zu uns, sein Ja in jeder Lebenslage?

Die Evangelisch-kirchlichen Fraktion bringt ihr grosses Unbehagen diesem Sektor unserer kirchlichen Erwachsenenbildung gegenüber zum Ausdruck. Wie soll sich ein suchender Mensch in diesen zwei total verschiedenen Welten zurechtfinden und heil werden?

Wir begrüssen das Anliegen der Erwachsenenbildner, mit ihren Angeboten Menschen abholen zu wollen, die sich am Rand der Kirche befinden oder mit Christus nichts anfangen können. Abholen ist löblich – doch wohin geht die Reise? Die Ausschreibungen lassen uns annehmen, dass die Teilnehmer in vielen Veranstaltungen weder zum bewussten Leben mit Christus geführt noch darin bestärkt werden.

Wo wird heute Heil und Heilung gesucht? Die grossen protestantischen Kirchen haben angesichts der Esoterik versagt. Sie haben sich zunächst durch die Verkopfung des Glaubens selbst geblendet. Und nun – nachdem sie sich selbst der Stimme beraubt haben – herrscht die Losung: Grenzenlose Offenheit!

In Anlehnung an die Mahnung des Propheten Jeremia an sein Volk fragen wir uns, wieso wir ‚die Quelle frischen Wassers ... verlassen, und statt dessen Löcher für Regenwasser graben, die auch noch rissig sind und das Wasser nicht halten’. (Jeremia 2,13)

Das Fischen in fremden Teichen ist nicht bloss unnötig, Gott lehnt es in der Bibel in aller Deutlichkeit ab. Die Propheten des Alten und die Briefschreiber des Neuen Testamentes wehren sich scharf gegen die Übernahme fremdreligiöser Praktiken. Elia hat mit den Baalspriestern auf dem Karmel kein interreligiöses Gebet veranstaltet, er hat gelacht über ihren toten Götzen und ihre Art, ihn beeinflussen zu wollen (1. Könige 18).

Der globale religiöse Supermarkt überfordert den Einzelnen. Wenn wir uns als Reformierte Landeskirche auf die beschriebene Art daran beteiligen, unterminieren wir unsere eigene Kirche und relativieren das Evangelium. Dieses Spiel darf die Kirche nicht mitspielen. Vielmehr muss sie die Wurzeln in der Bibel suchen und da, wo unsere Kirche gewachsen ist und von Gott bewahrt wurde.

Anders ist reformiertes Profil auf die Dauer nicht zu gestalten. Statt Fremdes und Eigenes zu verbinden, sollte Fremdes am Eigenen gemessen werden. Aber kennen wir das Eigene noch – das was uns Christus geschenkt hat und was durch Zwingli und Bullinger wieder zur Mitte der Kirche wurde?

Wenn die Abteilung Bildung und Gesellschaft diesen Kurs weiterfährt, denken wir, dass sie damit nicht zum Aufbau, sondern zur weiteren Schwächung der Kirchenbasis beiträgt.

Wir wenden uns gegen den Wind, der durch unsere Gesellschaft bläst und den Menschen eingibt, dass im Grunde alle Religionen gleichwertig sind und dasselbe wollen.

Ich schliesse mit dem österlichen Gruss der Hoffnung, der uns trägt und ermutigt:
Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“

Datum: 14.04.2004

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