Charlie Hebdo

Vom Terror der Islamisten verblendet?

Gott mit angehängter Kalaschnikow. Das Titelbild auf der Ausgabe von Charlie Hebdo, ein Jahr nach dem Terroranschlag, lässt tiefer in die Seele der Satiriker blicken.
Titel von Charlie Hebdo: Gott mit Kalaschnikow
Leymah Gbowee

Ein blutverschmierter Gott mit Bart und Kalaschnikow und die Schlagzeile «Der Mörder ist noch unterwegs» prangen auf der Titelseite der Sondernummer von Charlie Hebdo, die ein Jahre nach dem Massaker vom 7. Januar 2015 erschienen ist. Die Empörung von Christen, Juden und Muslimen hält sich in Grenzen. Die Symbolik mit dem alles sehenden Auge über dem Kopf müsste ohnehin eher die Christen provozieren. Aber die Redaktion weiss natürlich, dass sie von dieser Seite her nicht von einem neuen Anschlag bedroht ist, obwohl sie das eigentlich mit dem Titelbild suggeriert.

Sprachrohr der Gottesleugner

Charlie Hebdo macht sich damit zum Wasserträger von militanten Atheisten. Von dieser Seite her kommt auch der Vorwurf, die Religionen seien an der Gewalt auf der Welt schuld, insbesondere die monotheistischen wie Juden, Christen und Muslime. Die Kriege im Alten Testament, die Kreuzzüge und die Eroberungsfeldzüge des Islam scheinen dies zu bestätigen. Dass die schlimmsten Gewaltexzesse der Neuzeit von atheistischen oder allenfalls religiös verbrämten Ideologien wie Kommunismus und Faschismus ausgegangen sind, blenden sie aus.

Christliche Friedensstifter/innen

Als religiöser Friedensstifter oder als Beispiel gewaltfreien Widerstandes wird häufig Mahatma Gandhi, Vertreter einer nicht monotheistischen Religion, genannt. Dass die christlichen Kirchen eine grosse Zahl von Persönlichkeiten kennen, die in Friedensprozessen eine grosse Rolle spielten oder ebenfalls Anführer eines gewaltfreien Widerstandes wie Martin Luther King sind, haben diese Kreise wohl vergessen. Erwähnt seien hier zum Beispiel die Nobelpreisträgerin von 2011, Leymah Gbowee, die den Friedensprozess in Liberia initiierte, und der erste UNO Generalsekretär Dag Hammerskjöld, ein christlicher Mystiker. Oder Christen, die in den Krisen im damaligen Rhodesien oder in Südafrika – weitgehend unbekannt – Brücken zwischen den verfeindeten Volksgruppen bildeten und zur Versöhnung beitrugen. Die Liste der Beispiele liesse sich beliebig verlängern. Siehe dazu die untenstehenden Links.

Aktuelle Beispiele gefragt

Die Christen und ihre Kirchen tun sich heute eher schwer, für ihren Glauben, ihre Überzeugungen und ihre Geschichte Verständnis zu wecken. Es herrscht weithin eine defensive Stimmung. Papst Franziskus, Oberhaupt einer Kirche, die für viele Fehler in der Vergangenheit geradestehen muss, zeigt mit seinen medienwirksamen Beispielen, wie es auch anders gehen könnte. Protestanten und Evangelische Christen können diesbezüglich von ihm lernen. Und sie haben auch einiges zu bieten, auch wenn das keine Schlagzeilen macht. «Frieden schaffen» ist jedenfalls heute eine Schlüsselfrage, die auch die Medien bis hin zum Boulevard interessiert.

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Datum: 11.01.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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