Spiritualität

Wie nahe ist Gott?

Wenn Gott Gott ist, kann ich ihn nicht mit Händen greifen. Oder doch? Ist er die Energie, die durch alles, durch das All strömt?
Gottes Grösse lässt sich erahnen, wenn wir an einem klaren Herbsttag die wunderbare Bergwelt bestaunen. Bild: Blick vom Niederhorn auf den Thunersee.

Gott steht hinter allem, sonst ist er nicht Gott. Doch wie steht er zu dem, was ich um mich sehe? Ist er die Kraft, die Energie, die durch alles hindurch wirkt? Oder ist er der Geist, der einst den Kosmos schuf, ein System, das zwar starke Ausschläge kennt, aber doch nach seinen eigenen Gesetzen funktioniert?

Christinnen und Christen kennen Gott als den Schöpfer, der seinen Geschöpfen und ihrer Welt nahe ist. Und dabei über ihr steht, Gott bleibt.

Schon immer da – und noch im Kommen

Gott verwirklicht sich nicht in dem Sinn, dass er erst mit der Schöpfung überhaupt Gott wurde. Das meint die Bibel, wenn sie Gott als ewig bezeichnet. Gott ist nicht im Werden – er war schon immer, ist und wird sein, unabhängig von unseren Zeitläufen, jenseits der Zeit.

Gott schuf die Welt und das All durch sein Reden, mit Hilfe seines Geistes. Er sprach: Es werde Licht. Und Licht wurde. Die Welt ist nicht zu begreifen als automatischer Ausfluss von Gottes Wesen, als Überfliessen kosmischer Energie. Sondern Gott sprach, weil er als Person etwas wollte.

Nicht zu begreifen

Was Gott im Ganzen wollte, darüber spekuliert die Bibel nicht. Immerhin können wir aus der Schöpfung seine „ewige Kraft und Gottheit“ ablesen, wie der Apostel Paulus schreibt (Römer 1,20). Die Schöpfung spiegelt viel von Gott – aber Gott, der Heilige ist mehr als sie.

Wir ahnen Gottes Grösse, wenn wir an einem klaren Herbsttag die wunderbare Bergwelt bestaunen oder nachts zu den Sternen aufschauen. Aber wir umfassen ihn nicht. Wer meint, in den kosmischen Energiestrom eintauchen, ihn anzapfen zu können und so Erfüllung zu finden, täuscht sich und wird enttäuscht. Denn er geht an Gott verbei.

Eine grosse Geschichte

Zwischen den Buchdeckeln der Bibel findet sich im Grunde eine grosse Geschichte: Wie Gott Menschen in seinen Paradiesgarten setzt und ihnen, nachdem sie sich selbst herauskatapultiert haben, hilft. Er macht es ihnen möglich, wieder in seine Nähe zu kommen, dorthin zu gelangen, wo kein Leid und kein Tod sind.

Hier kommt Gott den Menschen wirklich nahe. Er redet mit Abraham und seiner Frau Sara, er spricht zu Mose aus dem Dornbusch und offenbart sich vom Berg Sinai als Gott der Israeliten. Hundertfach erzählen die Geschichten der Bibel von der Nähe Gottes. Er befreit Gideon von seiner Angst und erhört die stille Klage Hannas, schenkt ihr ein Kind. Er gibt seinen Propheten Worte für die aktuelle Politik und für kommende Jahrhunderte.

Jesus zeigt, was nie zu sehen war

Und er wird selbst Mensch. Jesus von Nazareth, der Sohn Marias, ist Gott, gehört zu Gott wie der Sohn zum Vater. Jesus verwirklicht Gottes ureigenste Absichten und bringt mit seinem Wirken unter den Menschen Gottes Charakter zum Ausdruck. Liebe, Güte, Treue, Barmherzigkeit sind in Gott.

Wer immer sich an Jesus hält, sich mit dem verbindet, der für die Sünden der Menschen gestorben und für ihre Freiheit auferstanden ist, erlebt den nahen Gott. Den Gott, der für uns ist.

Das grösste Geschenk

Paulus erschloss diese Realität den ersten Christen; er schrieb: „Gott selbst ist für uns, wer will sich dann gegen uns stellen? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern hat ihn für uns alle in den Tod gegeben. Wenn er uns aber den Sohn geschenkt hat, wird er uns dann noch irgendetwas vorenthalten?“ Paulus ist darum überzeugt, dass „nichts uns von seiner Liebe trennen kann – weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen“.

So abgehoben, so heilig Gott ist – er kommt den Menschen nahe. Sehr nahe. Er will Gemeinschaft mit den Menschen. Will, dass sie mit ihm leben. Ihm nahe kommen. Gott wartet auf die Menschen, die seine Nähe suchen. Heute, morgen, an jedem Tag.

Datum: 08.07.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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