Evangelium

Evangelium ist nicht Lehre oder Belehrung sondern Botschaft vom Hereinbrechen des Reiches Gottes in diese Welt

Evangelium bedeutet: gute Botschaft, frohe Nachricht, erfreuliche Mitteilung. Dieser Wortsinn will ernst genommen sein.

Evangelium bedeutet im Neuen Testament niemals Lehre, Belehrung, Unterweisung über das Reich Gottes, sondern immer die Botschaft (Mitteilung) vom nahe bevorstehenden oder schon erfolgten Kommen des Reiches.

Jesus hat auch gelehrt (Matth. 4,23). Lehre sind alle seine Gleichnisse vom Reich Gottes; die Bergpredigt wird ausdrücklich als Lehre bezeichnet; nicht umsonst wird er Rabbi genannt. Deutlich unterschieden von seiner Lehrtätigkeit wird aber sein Heroldsdienst im Ausrufen der Botschaft (Matth. 4,23). Denn es ist eines, über das Reich zu sprechen, ein anderes, zu sagen: »Das Reich ist angebrochen.«

Wo Evangelium ist, sind Anzeichen der hereinbrechenden Gottesherrschaft

Jesus ruft die Nachricht vom Kommen des Reiches aus - das heisst: Er teilt mit, dass die Mächte des Himmels da sind, um mit der Macht der Finsternis aufzuräumen. Gott selbst hat das Regiment in die Hand genommen und stellt seine göttliche Ordnung wieder her.

Wird solch eine Nachricht ausgerufen, so muss man auch prüfen können, ob sie zutrifft. Die hereinbrechende göttliche Macht muss doch irgendwie feststellbar sein. So ist es auch: Jesus ruft die Botschaft aus und heilt gleichzeitig alle Krankheiten im Volk (Matth. 4,23). Dagegen hat Jesus alle Wunder, die von vornherein zu seiner eigenen Beglaubigung gefordert wurden, abgelehnt (z. B. Luk. 11,29-32).

Die Apostel bringen den sterbenden Völkern des Abendlandes das Evangelium, und es werden mitten im allgemeinen Zersetzungsprozess Menschen neu geschaffen. Diese Botschaft vom geschehenen Herrschaftswechsel zusammen mit den sie begleitenden göttlichen Machterweisen ist so in sich selbst verständlich, dass sie auch von den Armen (denen, die an höherer geistiger Bildung und theologischer Erkenntnis nicht teilhaben) mit Leichtigkeit verstanden werden kann (Matth. 11,5; Luk. 4,18). *

Die Lehre kann zur Streitsache der Theologen werden, die Botschaft ist Trost und Erfüllung für den Menschen.

Das Evangelium, wenn es einmal da ist, verlangt sofortige Stellungnahme

Wenn die Botschaft von dem Kommen eines Reiches gebracht wird, gilt es, sofort Stellung nehmen zu diesem Reich. Als Jesus seine Jünger sendet, die Botschaft auszurufen (Matth. 10,5ff.), gibt er ihnen eine Weisung mit, aus der hervorgeht, dass von den Hörern eine sofortige Stellungnahme erwartet wird (Matth. 10,12-14).

Über eine Lehre kann man nachdenken, man kann sie überlegen. Die Botschaft vom Reich fordert Entscheidung, sie verlangt Gehorsam. Der Botschafter ist selbst ein Träger der Herrschaft, die er verkündigt. Die Mächte seines Reiches sind entweder gleichzeitig mit ihm da, oder sie folgen ihm auf dem Fuss. Darum sagt Paulus: Das Evangelium ist die Kraft Gottes, die errettet von der Macht der Finsternis (vgl. Röm. 1,16).

Die Botschaft (wenn sie denn Botschaft und nicht Lehre ist) bringt ja die aus dem Herrschaftsbereich des Bösen herausreissende grosse Gotteshilfe mit sich (Apg. 10,44). Jesus Christus ist der Inhalt der frohen Botschaft. Mit seiner Person ist das Reich Gottes gekommen. Darum besteht zwischen Missionspredigt und Gemeindepredigt kein Unterschied. 2. Timotheus 4,5: Tu das Werk eines Evangelisten!

* Siehe auch den Artikel zu »Arme«

Datum: 10.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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