Vision und Lebenszeit

Von Jim Mathis Es ist verblüffend, wie schnell die Zeit vergeht. In einem gefühlten Augenblick werden Kinder erwachsen und Menschen alt. Es ist immer ein Schock, wenn einem bewusst wird, dass die kleine Tochter des Freundes seit zwölf Jahren verheiratet ist, oder dass das «neue Auto» acht Jahre alt ist. Man beginnt als junger Mensch, für ein Unternehmen zu arbeiten, und bevor man sich versieht, sind 15 Jahre herum und man gehört zu den «Alteingesessenen». Die Zeit vergeht so schnell. Wir verbringen ungefähr 20 Jahre damit, die Geschwindigkeit in unserem Leben zu erhöhen, und weitere 20 Jahre damit, sie wieder zu drosseln. Die 30 - 40 Jahre in der Mitte unseres Lebens gehen schneller vorbei, als uns bewusst ist. Die Frage, sowohl im Berufs- als auch im persönlichen Leben, ist, was machen wir mit den Jahren, die wir haben? Im Neuen Testament der Bibel macht der Apostel Paulus eine interessante Beobachtung: «Achtet also genau darauf, wie ihr lebt: nicht wie unwissende, sondern wie weise Menschen. Dient Gott, solange ihr es noch könnt, denn wir leben in einer schlimmen Zeit. Seid nicht verbohrt; sondern begreift, was der Herr von euch will!» (Epheser 5, 15 - 17). Ich bin nicht sicher, was Paulus mit der «schlimmen Zeit» meint. Meinte er, dass es da draussen böse Menschen gibt, die uns zerstören wollen, oder dass die Zeit nicht auf unserer Seite ist? Er könnte beides gemeint haben. Wenn wir die Welt mit einem grossen Fussballspiel vergleichen, scheint es manchmal so, als wären wir in den letzten fünf Spielminuten, pfiffen aus dem letzten Loch und die gegnerische Mannschaft hat den Ball. Sollen wir so leben, indem wir verzweifelt versuchen, aufzuholen? Im wirklichen Leben sehe ich die Spielzeit nicht, und ich bin nicht sicher, wie es steht. Aber wir müssen dennoch spielen, um zu gewinnen - mit voller Kraft auf das Ziel zu. Wie schon oft gesagt wurde, das Spiel ist nicht vorbei, ehe es vorbei ist. Hier ist meine Umschreibung von Epheser 5, 15 - 17:

«Spiele das Spiel gut, nicht wie untrainierte oder schlecht disziplinierte Spieler, sondern wie Mannschaftsmitglieder, die alle Spieltechniken und Regeln aus dem Effeff beherrschen und wissen, was ihr Trainer denkt. Mache keine dummen Fehler bzw. begehe kein Foul, weil die Zeit abläuft.»

Viele Unternehmen formulieren ein sogenanntes «Vision Statement», ein Unternehmensleitbild, das Begeisterung für einen neuen Plan oder eine neue Richtung hervorrufen soll. Vision ist allerdings wohl eine zu hochtrabende Bezeichnung für die meisten dieser Leitbilder. Ein Wörterbuch definiert Vision als übernatürlichen Blick in die Zukunft oder besondere Einsicht. Was als «Vision» bezeichnet wird, ist meistens in Wirklichkeit ein strategischer Plan. Pläne sind gut. Aber wenn wir ein «Vision Statement» erstellen, sollten wir auch ehrlich sagen, dass wir eine wesentliche Rolle in dem Spiel spielen wollen.

Wir finden in der Bibel einige Beschreibungen von Visionen: Zum Beispiel Mose, der sein Volk aus Ägypten führt, oder Davids Wunsch, für Gott einen Tempel zu errichten. Als Jesus vor 2000 Jahren am Kreuz starb, wurde Seine Vision zur motivierenden Kraft - die Erlösung der Menschheit von ihrer Rebellion gegen Gott und Seinen Vollkommenheitsansprüchen.

Was sollen wir tun, wenn wir eine Vision empfangen haben? Um in der Sportmetapher zu bleiben, wenn wir im Spiel sein wollen, müssen wir trainieren, üben, um unsere Fähigkeiten weiterzuentwickeln, alles in unserer Möglichkeit stehende tun, um uns vorzubereiten und nötigenfalls bereit sein, eine Weile auf der Wartebank zu sitzen.

Das Leben gleicht wahrscheinlich meistens einem Staffellauf. Wir erhalten den Stab, rennen so gut wir können und geben den Stab dann an den nächsten Läufer ab. Das Erhalten und Weitergeben des Stabes sind die kritischen Momente, nicht nur am Beginn und am Ende unseres Lebens, sondern die ganze Wegstrecke hindurch. Das Rennen kann eine einsame Angelegenheit sein, aber um zu gewinnen, müssen wir weiterrennen, in entschiedenem Streben nach unserer Vision.

Datum: 10.06.2013

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