„Wo bleibst du Trost der ganzen Welt“? so fragen auch wir heute. Unsere Trostbedürftigkeit hat viele Gesichter: Angst und Verzweiflung, Krankheit und Trauer. Wir kennen die Trostlosigkeit enttäuschter, erstorbener Liebe. Wir leiden unter unbefriedigender Arbeit, unter Leistungsdruck, unter Überforderung. Auch von der Weltsituation her möchten wir fragen: „Wo bleibst du Trost der ganzen Welt?“ Wo bist du angesichts der weltweiten Krisen? In der Situation der Trostlosigkeit im Volk Israel steht ein Prophet auf – genau so trostbedürftig wie die andern – und erhebt seine Stimme. Er spricht vom Beginn einer neuen Zeit, einer Zeit der Erlösung und der Gnade. Gott will neu zu seinem Volk kommen und es trösten (vgl. Jes. 40,1-5). Das Volk soll dem Kommen Gottes dadurch einen Weg bereiten, indem es lernt, dass gerade die Erfahrung der Ausweglosigkeit und der Not ihm zum Ort der Gotteserfahrung werden kann. Da kann das Volk Gottes lebenspendende Nähe besonders erfahren. Advent ist die Zeit, des Kirchenjahres, in der uns vor allem das Antlitz des tröstenden Gottes gezeigt wird. Gottes Advent, Gottes Ankunft ist Trost für uns. Da zeigt sich uns Gott als Schenkender, als Gebender und Vergebender. Trost macht Mut. Trost bringt Hoffnung und Leben zurück. Trost verändert, setzt in Bewegung. Als Getröstete werden wir selber zu Tröstenden. Gott kommt uns zu trösten, damit auch wir trösten können. Paulus sagt im 2. Korintherbrief: „Er tröstet uns in all unserer Drangsal, auf dass wir vermögen euch zu trösten, mit dem Trost, mit dem wir selber von Gott getröstet werden“ (2 Kor 1,4). „Wo bleibst du Trost der ganzen Welt?“ mit diesen Worten hat Israel das Herz Gottes bewegt. Mit diesen Worten wollen auch wir an das Herz Gottes rühren, dass er uns seinen Trost erfahren lässt und wir dadurch andern zum Trost werden.
Datum: 29.11.2008
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich