Rolf Dietiker: «Der Alkohol floss in Strömen!»

Rolf Dietiker, Generalsekretär des VCRD.
„Seinem“ Dachverband gehören rund 30 Institutionen und über 200 Einzelmitglieder an.
Rolf Dietiker ist mit der aktuellen Drogenpolitik nicht einverstanden.

Früher floss der Alkohol bei Rolf Dietiker in Strömen. Heute ist er Generalsekretär des VCRD, eines christlichen Verbandes, der sich dem Drogenkonsum und seiner Billigung entgegenstellt.

Die Abkürzung «VCRD» steht für «Verein christlicher Fachleute im Rehabilitations- und Drogenbereich». Dieser Verein wurde vor elf Jahren gegründet und zählt über 200 Einzelmitglieder, die alle in diesem Bereich arbeiten, sowie rund 30 juristische Personen (Institutionen). Wir sprachen mit Rolf Dietiker über Gott, die Welt und Drogen.

Die Zahl der jugendlichen Kiffer steigt. Überrascht Sie das?
Eigentlich nicht. Die erschreckende Zunahme kommt einerseits sicher von der sehr liberalen Drogenpolitik, die wir hierzulande haben. Zum anderen hängt das meiner Ansicht nach mit den Rahmenbedingungen zusammen, die für die Jugendlichen sehr schwierig sind. Sie leben in einer Welt, die perfekt daherkommt und die auf den Beitrag der jungen Leute scheinbar verzichten kann. Und wer als junger Mensch nicht gefragt ist, sondern eigentlich zum Konsumieren „verdammt“ wird, dem bleibt tatsächlich nicht viel anderes übrig als herumzuhängen.

Ist für den VCRD auch das Kiffen ein Thema?
Eine Arbeitsgemeinschaft unseres Verbandes beschäftigt sich mit der aktuellen Drogenpolitik. Das revidierte Betäubungsmittelgesetzes scheiterte ja an der «Cannabis-Frage». Wahrscheinlich wurde sie nicht ernst genug genommen. Man darf das Haschen nicht ausklammern, aber auch die Konsumenten nicht kriminalisieren. Wenn Konsumenten verurteilt werden, dann sollte man in Mediationsverfahren gute Lösungen erarbeiten.

Den VCRD gibt es schon über zehn Jahre. Hat sich die Drogenproblematik in dieser Zeit verändert?
Ja, sehr. Als wir den VCRD gründeten, wurde die «klassische» stationäre Therapie immer weiter zurückgedrängt. Dem wollten wir gegensteuern. In den letzten zehn Jahren hat sich dieser Trend weg von der stationären Therapie aber dramatisch verstärkt. Viele anerkannte Einrichtungen für Suchttherapien mussten zumachen, vor allem solche aus dem säkularen Bereich. Der Süchtige steht jetzt vor einer völlig anderen Ausgangslage. Damals war er noch gezwungen, sich über seinen Ausstieg Gedanken zu machen, denn das Ziel war ein Leben ohne Drogen. Jedenfalls verlangte das die Gesellschaft so. Nur ein kleiner Bereich der heutigen Suchthilfe ist auf Abstinenz hin ausgerichtet. Der Betroffene ist zum „Kunden“ geworden, der von einem breiten Angebot profitieren kann; vieles davon hält ihn in seiner Sucht fest. Und genau das ist es, was uns stört.

Wie blicken Sie in die Zukunft?
Optimistisch – trotz vieler Sachzwänge, die wir nicht aus dem Weg schaffen können. Aber als Christen haben wir Werte und Sinn zu vermitteln. Das wollen wir auch als Fachverband machen. Wir müssen neu klarmachen, was eine christliche Therapie auszeichnet. Ausser für Süchtige wollen wir uns in Zukunft auch für psychisch Behinderte einsetzen. Gerade in diesem Bereich gibt es von christlicher Seite noch viel zu tun.

Sie leben täglich mit dem Thema Drogen. Wird man da nicht depressiv?
Die Gefahr besteht sicher, und hin und wieder muss ich sie tatsächlich abwenden. Aber gerade als Christen haben wir eine Hoffnung, die viel grösser ist als unsere menschlichen Möglichkeiten. Das zu wissen gibt mir Mut zum Weitermachen.


Hand aufs Herz: Ist die Arbeit des VCRD mehr als der berühmte Tropfen auf den heissen Stein?
Wir bringen uns auf Bundesebene, in den Kantonen und auch regional in ganz vielen Gremien zu aktuellen Fragen ein. Das ist uns wichtig, denn als Christen sollen wir Einfluss nehmen. Und wir bringen verschiedene Institutionen zusammen; solche, die mit Süchtigen, und andere, die mit psychisch Behinderten arbeiten. Damit geben wir christlicher Diakonie ein Gesicht. Das wird immer mehr auch in säkularen Bereichen wahrgenommen. Ich möchte meinen, wir sind viele heisse Tropfen ... Ausserdem träumen wir von einer stärkeren Zusammenarbeit mit christlichen Gemeinden. Der Leib Christi kann dadurch eine ganz neue Dimension gewinnen.

Im Folgenden beantwortet Rolf Dietiker den Fragebogen dieser Homepage.

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Ein markantes Erlebnis stammt aus meinen jungen Jahren. Etwa mit 18 Jahren hatte ich Jesus gefunden. Wenig später meinte mein Vater mal zu mir: «Merkst du eigentlich auch, dass du nicht mehr so wütend wirst wie früher?» Ja, ich bin seitdem weniger impulsiv und für meine Umgebung soweit erträglich geworden. Das hat Jesus einfach so gemacht.

Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Mit Jesus habe ich einen festen Anker. Er ist jemand, der mich versteht, trägt und erträgt und der es gut mit mir meint. Das gibt mir Lebenskraft und Optimismus. Optimismus ist denn auch eine Stärke von mir.

Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Wie er mein Leben führt. Ich könnte das nie so planen. Er macht das viel besser. Als Frühaufsteher bin ich in meiner Jugend gerne im Stall. Heute mache ich ausgedehnte Spaziergänge und rede mit Gott laut und frisch von der Leber weg.

Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Wenn ich ihm schlechte Seiten von mir erzähle, Sünde oder was auch immer, dann nimmt er mir das meistens gar nicht so schnell weg; oft sogar überhaupt nicht. Es wäre doch segensreicher – für ihn selber wie für mich und die Leute um mich herum –, wenn er das täte, denk ich mir.

Klagen Sie Gott manchmal an? Wenn ja: Wie?
So wie schon David in den Psalmen. Es gab und gibt auch in meinem Leben viel Unverständliches, viel Mühsames, viel Schuld. Wie schon erwähnt: Ich klage dann recht laut, so dass er es gut hört ...

Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Ob es im Himmel auch Krimis gibt; zum Lesen, meine ich.

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
Bei mir ist Abwechslung hilfreich. Neben dem Bibellesen oder als Ersatz dafür benütze ich hin und wieder Andachtsbücher, Predigten oder auch Kommentare. Manche Gebete lerne ich auswendig, und zwischendurch versuche ich meine Stille Zeit liturgisch zu gestalten.

Wie sind Sie Christ geworden?
Ich komme aus einer „unheiligen“ Welt. Wir hatten ein Restaurant und einen Bauernbetrieb. Und da floss der Alkohol manchmal sogar in Strömen. Mitten in der schwierigsten Zeit lernte mein Vater Jesus kennen. Das veränderte ihn ganz stark und nachhaltig. Schon als Teenager wurde mir da immer klarer, dass die Sache mit Jesus keine Einbildung ist. Bei mir selber dauerte es aber noch einige Zeit. Neben meinem Vater hatte ich aber eine Tante, die viel für mich betete. Als dann ein guter Freund sich für Jesus entschied, machte ich das auch.

Warum sind Sie Christ?
Meine Grossmutter sagte manchmal zu mir: «Ja, du bist halt Christ geworden, weil du es alleine nicht schaffst. Ich brauche Jesus nicht.» So eine Aussage macht mich heute noch traurig. Auf mich selbst bezogen, enthält sie aber viel Wahres. Es gab in meinem Leben zuviel Unverständliches und Leid. Zum Beispiel ist meine Mutter früh gestorben. Da brauchte ich einen Halt.


Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben.
Gott ist treu. Und man sollte auf keine eigene Sicherheit bauen. Darüber könnte ich viel aus meinem Leben erzählen. Besonders intensiv haben wir das erlebt, als wir – zusammen mit der Bank – ein Haus kaufen konnten. Ein tolles Haus, entsprechend unserem Budget, dass auch für unsere Kinder ideal war. Nur hatten wir vor Jahren unser Erbe ins Reich Gottes investiert. Wir hätten die Anzahlung praktisch bar bezahlen können. Das ärgerte uns anfangs schon recht. Aber es ging nicht lange, da war das Geld da – halt anders, als wir gedacht hatten. Gott ist treu, wenn wir nicht auf unsere eigene Sicherheit bauen.

Warum denken Sie, dass sich ein Leben als Christ auf Dauer lohnt?
Es gibt dem Leben Sinn und Erfüllung.

Steckbrief:

Zivilstand: Verheiratet mit Therese, 3 Kinder
Gemeinde: Minoritätsgemeinde Aarau
Arbeit in Gemeinde: Kindergottesdienst
Hobbys: Wandern, Bergsteigen, Velo- und Kajakfahren
Beruf: Theologe, dipl. Heimleiter HVS
Werdegang: Elektromechaniker, Theologiestudium auf St. Chrischona, Heirat, Gemeindearbeit, Gassenarbeit, Leitung diverser kultureller Projekte (Theater), Leiter Haus Spalen (Basel), berufsbegleitende Ausbildung zum Heimleiter
Wohnort: Aarau
Herkunft: Gränichen bei Aarau
Lieblingsbibelstelle: Römer 3,23f: «Denn darin sind die Menschen gleich: Alle sind Sünder und haben nichts aufzuweisen, was Gott gefallen könnte. Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat.»
Das gefällt mir auf Livenet.ch und Jesus.ch: Dass das „Reich Gottes“ auch in einem modernen Kleid daherkommt.

Website: www.vcrd.ch

Datum: 09.05.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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