No dope: Ohne Drogen Feste feiern – und der Sehnsucht Auslauf geben

Lagerfeuer
Frater
Regenbogen
Kinder auf der Bühne
Kinder hören zu
Trampolin

Am ersten Juliwochenende ging auf der Rheininsel Werd bei Eschenz das fünfte Clean-Openair über die Bühne. Der einzigartige Reiz des Wochenendes liegt nicht nur in der Insel-Stimmung, wie Simone Crettenand vom Veranstalter, der Franziskanischen Gassenarbeit, schreibt.

Wir haben zum Openair alle eingeladen – unabhängig von Alter, Glauben, Religiosität, Süchtigkeit oder Gesellschaftsschicht. In unserem Schreiben an die unzähligen Therapiehäuser, AA- und NA-Selbsthilfegruppen, Drogenanlauf- und Beratungsstellen, Jugendgruppen, Schulen und Vereine der Region wurde bewusst für einen „ganz nüchternen Freudesrausch“ geworben – ohne Alkohol und andere Drogen.

Eine Voraussetzung, die so gar nicht zum Standard und der Kommerzialisierung der inzwischen unzähligen Openairs passen will. Mit unserem Motto „No dope, no alcohol but holy spirit!“ setzten wir auch dieses Jahr ein klares Zeichen dafür, dass echte Freude nicht abhängig ist von Zusatzstoffen, welche nicht selten zur lebenslangen Abhängigkeit führen!

Sehnsucht, Suche und Sucht

In unserer jahrelangen Arbeit mit Suchtbetroffenen hat die Veranstalterin des Benefizevents, der Verein Franziskanische Gassenarbeit „Delfinfamilie“, genügend Erfahrungen mit dem Phänomen Sucht – Sehnsucht sammeln können. Der Mensch „sucht“ zu vergessen, sich gehen zu lassen, die Grenzen zu erfahren, zu intensivieren, zu spüren, zu kontrollieren, über sich hinauszugehen, sich zu täuschen…

Die Flucht vor der Realität stumpft aber auch Momente echter Freude ab, dämpft sie, vernebelt sie, verändert sie, steigert sie ins Ungesunde und Unwirkliche. Schwerst Suchtbetroffene sind nicht mehr frei, sich für einen Augenblick der echten Gefühle, der Freude oder des Staunens entschliessen zu können. Je nach Wirkung der Droge erleben sie die Realität wie durch eine gefilterte Brille, die einen ganz eigenen Film über das Geschehene dreht.

Ohne Alcopops keine Stimmung

Diese Freiheit ist ein ungeheures Geschenk – aber auch ein bedrohtes. Ein Kollege von mir, 4-facher Familienvater, erzählte mir vor zwei Jahren, dass er anlässlich der Party seines 13-jährigen Sohnes die Menge der Alcopops auf ein Fläschchen pro Jugendlicher beschränken wollte. Der Anlass fand nicht statt, da niemand an so eine uncoole Fete kommen wollte!

Und wie schaut es bei den Erwachsenen aus – bei Herrn Jedermann und Frau Bünzli? Der harte Werbekampf der Tabak- und Alkoholindustrie lässt erahnen, mit welchen Mitteln und Methoden auch Anbieter illegaler Waren um ihre Abnehmer kämpfen. Dass Suchtmittel Volksnähe geniessen, beweisen auch die Stammtischrunden ehrbarer Sport-, Schiess-, Trachten- und Singvereine. Dafür muss man nicht nach Zürich pilgern...

Stammtische, Volksfeste und Openairs – nur mit Drogen möglich?

Für all die Menschen, die den Schritt aus der körperlichen Abhängigkeit geschafft haben, bedeutet diese Tatsache eine grosse Herausforderung und nicht selten ein unüberwindbares Hindernis! Was fühlt und denkt wohl ein trockener Alkoholiker oder eine cleane Ex-Drogenabhängige beim Besuch und Erleben eines gewöhnlichen Openairs mit allem Drum und Dran, wenn ihm/ihr schon das Anstossen an Neujahr zur echten Hürde wird?

Vielleicht erleben wir noch, dass es in ferner Zukunft nicht nur rauchfreie, sondern auch alkohol- und drogenfreie Zonen gibt. Bei über 200 Millionen Rauschgift-Konsumenten weltweit eine überlebenswerte Frage.

Mit unserer franziskanischen Spiritualität suchen wir der Sehnsucht nach echter Freude und Freiheit Auslauf zu geben. Das meinen wir mit unserem Gruss „Pace e Bene!“

Datum: 22.07.2005

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