In Zukunft der Familie statt in Strassen investieren

Otto Piller

Der ehemalige Direktor des Bundesamtes für Sozialversicherung, Otto Piller, hat sich in der NZZ am Sonntag darüber gewundert, dass die Schweiz zwar eine Rekordzahl an Strassen-Baustellen unterhält, für die eigentlich wichtigen Anliegen jedoch kein Geld haben will.

„Die Schweiz bastelt an ihren Strassen, als wollte sie einen Weltrekord brechen“, stellt der ehemalige Direktor des Bundesamtes für Sozialversicherungen, Otto Piller, fest. „Für wirklich Wichtiges aber fehlt das Geld“, ärgert er sich.

Piller hat persönlich und durch seinen Bekanntenkreis festgestellt, dass es auf Schweizer Autobahnen von Baustellen nur so wimmelt, dass man aber im benachbarten Ausland Hunderte und Tausende von Kilometern fahren kann, ohne eine einzige Baustelle anzutreffen. Es stellt diesbezüglich einen „Sonderfall Schweiz“ fest, und fragt sich, worin dieser liege.

Er sucht verschiedene Gründe, verwirft sie aber wieder und stellt fest: „Was um Himmels Willen treibt uns denn zu diesen weltrekordverdächtigen Höchstleistungen im Eröffnen von Baustellen? Vielleicht bekomme ich auf diese Frage doch noch eine Antwort, bevor ich den Fahrausweises altershalber abgebe.“

Der ehemalige BSV-Direktor vergleicht dann diese Ausgabeneuphorie für die Strasse mit der merkwürdigen Spar-Haltung, wenn es um für unsere Zukunft wesentliche Aufgaben gehe: „Auf Bundesebene und in vielen Kantonen haben bei der Budgetierung die Rotstifte das Sagen. Aus Spargründen werden die Schülerzahlen in der Grundschule vergrössert und das Wahlfachangebot reduziert. Für eine zukunftsgerichteten Familienpolitik fehlt scheinbar seit Jahren das Geld. Dabei hat unser Staat nur dann eine Zukunft, wenn eine starke, motivierte und gut ausgebildete Jugend heranwächst. Es kann, es darf doch nicht sein, dass in unserem Land das Kinderhaben zum Armutsrisiko Nr. 1 wird. Es darf auch nicht sein, das Mutterschaft und Beruf für die Frauen nach wie vor schwer vereinbar sind. Es sind dies die Hauptgründe für die tiefe Geburtenrate in unserem Land“, so Piller.

„Wollen wir auch künftig konkurrenzfähig bleiben, müssen wir in die Jugend investieren. Der Aus- und Weiterbildung muss höchste Priorität zugeordnet werden. Bleiben wir weltrekordverdächtig! Aber bitte nicht im Strassensanieren, sondern in der Kinder- und Jugendpolitik“, so der ehemalige BSV-Direktor in seinem persönlichen Kommentar.

Quelle: Quelle: SSF/ NZZ

Datum: 03.10.2003
Autor: Fritz Imhof

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung