Der gewaltfreie Raum

Der gewaltfreie Raum
Hoch oben auf dem Hof und in den Niederungen der Städte: Elvira Bader

Was kann gegen Jugendkriminalität vorgekehrt werden? Die Solothurner CVP-Nationalrätin und sechsfache Mutter Elvira Bader plädiert für Familien und Gemeinschaften, die Kinder und Jugendliche tragen und ihnen Entfaltung ermöglichen.

Ich wohne auf einem Bergbauernhof, inmitten des wunderschönen Naturparks Thal, auf 880 Metern Meereshöhe. Wenn ich, dank praktisch garantiert nebelfreier Sicht von meinem Juraberg nach Süden blicke, dann sehe ich das Mittelland und dahinter den Alpenkranz. Ich erahne Bern, etwas weiter nördlich Solothurn. Im Osten sehe ich die Gösger Dampffahne, näher bei mir liegt Olten, weiter weg Aarau, Baden und schliesslich Zürich. Es ist ein friedlicher Blick auf unser Land.

Achtung vor Patentrezepten

Wenn ich die Zeitung lese, dann nehme ich freilich ein anderes Bild aus unseren Städten und den dazugehörigen Agglomerationen auf. Die mitunter auch genau darauf ausgelegte Presse berichtet fast täglich über Jugendgewalt, Hooliganismus und Bandenkriminalität. Dieses düstere Bild, das zu zeichnen man verleitet wird, wird gerade in Wahljahren wie diesem immer wieder bemüht, um dann gleich ein Patentrezept nachzuliefern, welches das Bild korrigiert – letztlich aber einzig dazu dient, Wähler zu gewinnen.

Nicht polarisieren

So sehr ich an der Vision der Gewaltfreiheit im privaten und öffentlichen Raum festhalte, so sehr bin ich der Überzeugung, dass es kein Patentrezept gibt, um eben genau diese Gewaltfreiheit zu erreichen. Letztlich ist es nämlich eine komplexe Kaskade von Faktoren, die für die Gewaltbereitschaft verantwortlich ist. Das sozioökonomische Umfeld, eine nicht ausreichende Bildung und oft auch ein tragischer Migrationshintergrund liegen dem Fehlverhalten im Umgang mit anderen Menschen zugrunde. Als Politikerin heisst das für mich: Nicht polarisieren und damit die Symptome statt kurieren noch verstärken, sondern die Ursachen bekämpfen.

Räume für Entfaltung schaffen

Konkret heisst das: Wir müssen die traditionelle Familie fördern, in welcher Toleranz und Gewaltverzicht gelehrt werden kann. Wir müssen Bildungssysteme schaffen, die Rücksicht nehmen können auf die sozialen Spannungen auf den Schulhöfen. Wir müssen Systeme wie Attestlehren oder Berufslernverbunde fördern, damit die Schulabgänger statt auf dem harten Strassenpflaster in einer sicheren Existenz landen. Wir müssen die Integration mit Gesetzen fördern, die nach dem Prinzip „fordern und fördern“ klare Leitlinien für das gedeihliche Zusammenleben der einheimischen und der zugewanderten Bevölkerung setzen.

Gewaltfreiheit vorleben

Das kann ich als Politikerin tun. Letztlich werden alle die politischen Massnahmen aber nur dann zum Erfolg führen, wenn wir in unserem Alltag die Gewaltfreiheit der nachrückenden Generation vorleben. Anspornen lassen dazu kann man sich zuhauf durch die Bibel. „Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben“, sagte Jesus einst. Dass er diese Worte zu Beginn der Bergpredigt sprach, überrascht wenig. Die Menschen, die ihm damals zuhörten, haben wohl wie ich, wenn ich zum Fenster hinaus schaue, auf das flache Land geblickt, haben das friedliche Bild gesehen und gehofft, dass tatsächlich einmal die Gewalt daraus verbannt wird.

Autorin: Elvira Bader

Datum: 28.02.2007
Quelle: Livenet.ch

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