Kommentar

Medienarbeit war einmal...

Die Medienarbeit hat sich zur Kommunikationsarbeit gewandelt – manche Gemeinde hat es nur noch nicht gemerkt.
Werner Näf

«In die Zeitung kommen»: das ist zwar immer noch ein sinnvolles Ziel. Aber heute geht es weniger um (Zeitungs-)Verbreitung und mehr um das Gespräch, die Kommunikation. So bei Facebook: die Leute lesen nicht nur, sie schreiben auch hin und her statt hin und hin.

Erst kürzlich habe ich ein Smartphone gekauft. Sofort wurde mir klar, dass die Gemeinde-Kommunikation diese kleinen Bildschirme schnell integrieren muss. Prognosen sagen, dass die Zugriffe auf das Internet von mobilen Geräten aus schon in naher Zukunft jene via PC übersteigen. Das Handy ist schon vom Ursprung ein Rede-Gerät, ein Lesen- und Antworten-Gerät, ein Zweiweggerät.

Warum sind die Kirchenleute auf manchen Gemeinde-Homepages so schwer zu finden? Glaubensgrundlagen interessieren beim ersten Besuch auf einer Internetseite nicht, die Person des Pfarrers schon. Kirche besteht zuerst aus Gesichtern und dann aus Lehrsätzen. Auf den Internetseiten stehen oft zuerst Lehrsätze und dann… keine Gesichter.

Authentisch

Facebook und Youtube stehen für schlechtere Qualität aber auch für mehr Authentizität. Qualität ist gut, aber Authentizität ist wichtiger, zumindest in diesem und im nächsten Jahr. Texte müssen nicht mehr für die Ewigkeit geschrieben werden, eher für die Timeline; Fotos erhalten in der Flut eine andere Funktion und aus seriösen Filmbeiträgen sind verwackelte Filmli geworden das ist weder gut noch schlecht, sondern einfach anders. Den Kirchen eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Kommunikation mit den Mitgliedern, potentiellen Besuchern und der Öffentlichkeit. Gut. Aber nur wenn man sie nutzt.

Durchkomponierte Fernsehgottesdienste sind wertvoll Qualität hat seinen Wert auch in der neuen Situation nicht verloren doch Nähe ist emotional ein grosser Vorteil. Daher überträgt zum Beispiel die Kirchgemeinde Gossau ihre Gottesdienste auf dem Internet.

Effizienz

Effizienz ist in manchen Gemeinden ist es ein Unwort. Manche Gemeinde rechnet die Zeit der Ehrenamtlichen nicht, sie sei ja gratis. Dabei sind die Freiwilligen-Stunden das grössere Kapital als die Franken auf dem Postkonto (ja, der Franken ist überbewertet). Das Freiwilligenkapital durch ineffiziente Informationsabläufe, Medienbrüche, fehleranfällige Umwege zu vergeuden, ist schon fast griechisch.

Wikileaks, Facebook, Youtube, Skype stehen für einen rasanten Wandel in der Kommunikation. Mögen die Namen in 10 Jahren auch anders lauten: Die Medienarbeit wird momentan komplett auf den Kopf gestellt. Das Medienverhalten unserer eigenen Jugendlichen zeigt das. Ist das gut? Ist das schlecht? Schon früher sind die Christen gewandelt. Wandeln sollen sie auch heute: sich wandeln. Vielleicht muss man manchmal den Staub von den Füssen schütteln. Aber dann wandeln wir uns weiter.

Pfarrer Werner Näf hat Ende der 1990er Jahre mit dem Aufbau von Internetdienstleistungen für die Kirche begonnen. Seit 10 Jahren leitet er die Geschäfte von kirchenweb.ch gmbh. Seit 30 Jahren arbeitet er in der kirchlichen Kommunikation (Radio Belsace, idea, ref-sh.ch, kirchenweb.ch). Werner Näf ist verheiratet und hat vier Kinder.

Datum: 27.09.2012
Autor: Werner Näf
Quelle: Livenet

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