Pakistan

Betroffenheit über den Mord an Shahbaz Bhatti

Die Ermordung des pakistanischen Ministers Shahbaz Bhatti durch Islamisten am Mittwoch hat weltweit Betroffenheit ausgelöst. Uno-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay sprach von einer «Tragödie für Pakistan». Die Regierung müsse «darüber nachdenken, wie sie wirksamer dem Extremismus begegnen kann, der die pakistanische Gesellschaft vergiftet».
Bezahlte für seinen Mut mit dem Leben: Shahbaz Bhatti

Ministerpräsident Gilani würdigte am Freitag an der Trauerfeier in einer Kirche in Islamabad die Verdienste seines Ministers für Minderheiten. «Menschen wie er sind sehr selten», sagte Gilani. «Alle Minderheiten haben einen grossen Führer verloren.» Die Regierung werde alles tun, um die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) zeigte sich «tief bestürzt» über die Untat. Kompromisslos habe sich Bhatti für Religionsfreiheit und die verfolgten Christen sowie andere Minderheiten eingesetzt. Die SEA forderte den Bundesrat auf, bei der pakistanischen Regierung zu intervenieren.

Internationaler Druck gefordert

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GFBV) in Göttingen warf Pakistan die Missachtung grundlegender Menschenrechte vor. Die Staatengemeinschaft reagiere zu kurzsichtig auf den Mord an Bhatti, wenn sie nur eine Bestrafung des Attentäters und einen besseren Schutz der Christen fordere, erklärte Ulrich Delius, Asienreferent der GFBV. «Pakistan muss das Blasphemie-Gesetz aufheben, damit grundlegende Menschenrechte religiöser Minderheiten endlich beachtet werden.»

Der Katholik Bhatti hatte sich als Bürgerrechtler einen Namen gemacht, bevor er als einziger Christ in die Regierung berufen wurde. Im Januar war der Provinzgouverneur Salman Taseer, der sich wie Bhatti für die Aufhebung der Blasphemieartikel eingesetzt hatte, ermordet worden. Die jüngste Bluttat macht den Abgrund deutlich, an dem Pakistan steht. Ministerpräsident Gilani vermied es an der Trauerfeier, die Blasphemieartikel zu erwähnen.

Fanatismus in den Schulen

Ein Vertreter der in Pakistan tätigen Columban-Missionare beklagte einen wachsenden religiösen Hass, der von der muslimischen Mehrheit öffentlich gebilligt werde. Die NZZ nennt die Gründe für den zunehmenden Fanatismus: «In den achtziger Jahren sorgte der damalige Militärherrscher Zia ul-Haq dafür, dass religiöse junge Männer bevorzugt als Lehrer rekrutiert wurden. Auch die Lehrpläne der staatlichen Schulen wurden islamisiert.» Nun kontrollieren radikale Muslime sogar die Universitäten. Vor einiger Zeit wurde ein Professor an der grössten Hochschule Pakistans von jungen Islamisten halb totgeschlagen. Laut der NZZ schafft es keine pakistanische Regierung, die Religionsschulen staatlicher Aufsicht zu unterstellen.

Videos zum Thema:
Shahbaz Bhatti: «Ich bin bereit zu sterben»
Ermordung Shahbaz Bhatti: BBC-Video mit Hintergrund-Informationen

Datum: 05.03.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / NZZ, Focus, Kipa

Werbung
Livenet Service
Werbung