Skurrile Diskriminierungen

Lehrer darf den Kopf nicht zum Gebet neigen

Manchmal nehmen die Einschränkungen der Religionsfreiheit skurrile Formen an. Besonders in Europa und den USA. Sind es Einzelfälle? Handelt es sich um Überreaktionen oder Übereifer? Urteilen Sie selbst.
Beten in der Gruppe

Lehrern und Angestellten einer Schule in Westmoreland (USA) wurde verboten, ihre Häupter zu neigen, als sie am Schulgebetstag teilnahmen. Rektor Danny Kay Robinson hatte zuvor schon Anstoss daran genommen, dass Fussballtrainer nach einem Spiel den Kopf zum Gebet gesenkt hatten. Dies verstosse gegen die Trennung von Staat und Religion, argumentierte er.

Hauskreis bestraft

Eine Ordnungsstrafe von 200 Dollar mussten Stephanie und Chuck Fromm aus San Juan Capistrano in Kalifornien zahlen, weil das Ehepaar Bibelstunden in seinem Privathaus abgehalten hatte. Die Stadt hat eine Verordnung erlassen, wonach organisierte religiöse Versammlungen von mehr als drei Personen in Wohngebieten einer Sondergenehmigung bedürfen.

Kein «Vaterunser» in der Schule

An einer Grundschule im westaustralischen Perth darf seit September das «Vaterunser» bei der Morgenversammlung nicht mehr gesprochen werden. Einige Eltern hatten unter Verweis auf das Schulgesetz darauf bestanden, die seit 25 Jahren bestehende Praxis zu beenden. Julie Tombs, Rektorin der Schule im Stadtteil Edgewater, hatte zuvor alle Eltern in einem Brief um ihre Meinung gebeten, aber nur 36 Prozent hatten geantwortet.

Bibelverse im Restaurant verboten

In Grossbritannien bekommen Christen bisweilen Schwierigkeiten, wenn sie Bibelworte in der Öffentlichkeit verbreiten. Im nordenglischen Blackpool drohte die Polizei einem Restaurantbesitzer mit vorläufiger Festnahme, weil er auf dem Bildschirm eine DVD mit Bibelzitaten laufen liess. Ein Gast hatte sich beschwert, dass Homosexuelle durch Stellen aus dem Römerbrief beleidigt würden.
 
Zwei Polizisten hatten ihm vorgeworfen, den öffentlichen Frieden gestört zu haben, und unterzogen ihn am 19. September einem «aggressiven Verhör», berichtete der Wirt Jamie Murray. Er habe den Fernseher abgestellt, wolle aber juristisch gegen das Verbot vorgehen.
 
Im vorigen Jahr war ein baptistischer Strassenprediger in der Stadt Workington festgenommen worden, weil er Homosexualität als Sünde bezeichnet hatte.

Christentum ist keine Medizin

Ein britischer Arzt hat einem Patienten das Christentum als Medizin vorgeschlagen, um so persönlichen Problemen entgegenzuwirken. Laut Paul Ozin vom britischen Ärzterat General Medical Council (GMC) sprach Doktor Scott mit einem suizidgefährdeten Patienten über Religion und den Glauben an Jesus. «Ein wenig zu viel des Guten», findet der GMC, welcher laut Ozin eine Untersuchung des Falls anordnete.
 
Wie die belgische Nachrichtenwebsite HLN.be berichtet, soll der Arzt «suggeriert» haben, dass der christliche Glauben dem Patienten mehr biete als sein eigener Glauben. Der Patient, dessen Identität nicht veröffentlich wurde, war nach eigenen Angaben «schockiert». Er empfand seinen Glauben herabgewürdigt und reichte Klage ein.
 
Laut den Regeln des GMC ist es Ärzten nicht gestattet, Patienten persönliche oder religiöse Überzeugungen «aufzuzwingen». Wird das Thema doch einmal berührt, muss dies auf eine «sensible Art» und Weise geschehen. Der Arzt habe eine Grenze überschritten, da er mit einem sensiblen und für emotionalen Stress anfälligen Patienten über seinen persönlichen Glauben sprach, so Ozin.

«Keine Grenzen überschritten»

Paul Diamond, Anwalt von Doktor Scott, bestreitet den Tatverlauf. «Am Ende der Sprechstunde schlug Doktor Scott vor, über Religion zu sprechen», so Diamond. «Scott fand, dass es in diesem bestimmten Kontext in diesem bestimmten Moment passte. Damit übertrat er keine vom GMC gesteckten Grenzen. Die Frage ist lediglich: Wurde das Thema auf eine passende Art und Weise behandelt?»

Arbeitsprozess verloren

Immer wieder treffen Christen im öffentlichen Dienst Grossbritanniens auf Schwierigkeiten, wenn sie sich zu ihrem Glauben bekennen. Laut einer Richtlinie des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS (National Health Service) werden Missionierungsversuche von Ärzten oder Pflegepersonal als Belästigung oder Einschüchterung angesehen.
 
Der NHS darf es Pflegekräften auch verbieten, Schmuckketten mit Kreuzanhängern zu tragen. Deswegen hat die Krankenschwester Shirley Chaplin aus Exeter einen Arbeitsprozess verloren.
 
In einem ähnlichen Rechtsstreit war die Londoner Christin Nadia Eweida in dritter Instanz unterlegen. Die ehemalige Angestellte der Fluggesellschaft British Airways hatte sich geweigert, ihren Kreuzanhänger abzulegen, wenn sie Fluggäste abfertigte.
 
Hingegen durfte die Aushilfslehrerin Olive Jones, die wegen Betens entlassen wurde, ihre Arbeit nach einem klärenden Gespräch mit der Schulleitung wieder aufnehmen. Sie hatte einem kranken Schüler vom christlichen Glauben erzählt und die Mutter gefragt, ob sie für das Kind beten dürfe.

«Zunehmend an den Rand gedrängt»

Christen in Europa «werden immer mehr an den Rand gedrängt und müssen sich aufgrund ihrer Positionen immer öfter vor Gericht verantworten». Diese Beobachtung macht die Leiterin der «Dokumentationsstelle für Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen», Gudrun Kugler.
 
Christen hätten insbesondere unter Einschränkungen bei der Religions-, Rede- und Gewissensfreiheit zu leiden, sagte die Juristin und Theologin. Im Blick auf die Gesetzgebung der Europäischen Union (EU) zur Antidiskriminierung sagte die Menschenrechtlerin: Aufgrund der langen christlichen Tradition in Europa geht man davon aus, dass Christen nicht besonders geschützt werden müssten. Sie würden vielmehr im Zusammenhang mit Diskriminierung zunehmend als Täter gesehen.
 
Laut Kugler werden die Formen härter, mit denen Christen abgelehnt werden. So komme es in Deutschland vermehrt zu Übergriffen auf Kirchengebäude. Solche Taten würden in vielen Ländern von der Polizeistatistik gar nicht als «religionsfeindlicher Akt» erfasst. «Wenn ein jüdisches Grab geschändet wird oder Hakenkreuze an die Wand geschmiert werden, warnt man hingegen vor einem zunehmenden Antisemitismus», so Kugler.

«Medienleute gegen Christen»

Nach Ansicht der Menschenrechtlerin sind viele Medienleute und politische Entscheidungsträger in Östereich oft antichristlicher eingestellt als die Bevölkerung. So stimmten nach einer kürzlich veröffentlichten Umfrage 80 Prozent der Österreicher der Aussage zu, dass Österreich ein christliches Land sei und bleiben solle. Dennoch würden Christen in den Medien oft als homophob, frauenfeindlich und intolerant gebrandmarkt.

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Datum: 19.10.2011
Quelle: idea.de / News HLN / Livenet

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