Vorsicht Falschmeldung!

Stephen Hawking hat sich NICHT bekehrt

Bereits am 14. März, dem Todestag des bekannten Physikers und Atheisten Stephen Hawking verbreitete die US-amerikanische Facebookseite von «Catholics Online» die Nachricht, er habe sich kurz vorher bei Papst Franziskus zum Christentum bekehrt. Das ist falsch!
Das Treffen von Papst Franziskus und Stephen Hawking im Zusammenhang der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften im November 2016.

Die Liste der angeblich brisanten Tatsachen, die sich im Nachhinein als falsch herausstellten, ist lang. Sie beginnt schon im Paradies mit der Aussage der Schlange: «Sollte Gott gesagt haben…?» und ist bis heute noch nicht an ihrem Ende angekommen. Was ist diesmal passiert? Und wie liesse sich solch ein Gerücht verhindern?

Die angebliche Bekehrung von Stephen Hawking

Zunächst einmal muss klargestellt werden, dass niemand ins Herz des bekanntesten Physikers der Welt schauen konnte. Doch was er sagte, scheint zu unterstreichen, dass er Atheist war und blieb. Dem «Guardian» sagte er 2011: «Ich halte unser Gehirn für einen Computer, der nicht weiter funktioniert, wenn seine Komponenten versagen. Für kaputte Computer gibt es weder einen Himmel noch ein Leben danach. Das ist nur ein Märchen für Menschen, die Angst vor der Dunkelheit haben.» Noch bekannter wurde Hawkings Aussage: «Man kann nicht beweisen, dass Gott nicht existiert, aber die Wissenschaft lässt Gott überflüssig werden.»

Diese starken Überzeugungen müssen wohl bei einigen Christen Widerspruch und Hoffnung gleichzeitig hervorgerufen haben, denn bereits am Tag seines Todes verbreitete «Catholics Online» per Facebook die Nachricht: «Bevor er starb, bat Stiph Hawkins [Falschschreibung wie im Original] um eine Audienz im Vatikan. 'Nun glaube ich', war seine einzige Stellungnahme, nachdem der Heilige Vater ihn gesegnet hatte.» Daneben war ein Foto von Stephen Hawking mit Papst Franziskus abgebildet. Die Aussagen sind allerdings frei erfunden und das Foto stammt von einem Treffen bei der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, der Hawking seit 1968 angehörte.

Fehler können vorkommen

Zunächst einmal ist klar: Sowohl Journalisten als auch jeder andere kann auf solche Falschmeldungen hereinfallen. Doch sobald deutlich wird, dass man einer Ente aufgesessen ist, sollte man das Ganze in dem Rahmen richtigstellen, in dem man selbst an der Verbreitung der Unwahrheit mitgemacht hat. «Catholics Online» liess sich damit allerdings viel Zeit. Direkt nach Veröffentlichung des Facebookbeitrags meldeten sich bereits kritische Stimmen. Eine Leserin (Mikaela Stitch) fragte penetrant und tagelang: «Warum gebrauchen Sie das Foto von Stephen Hawking und dem Papst, um die Geschichte von Stiph Hawkins zu erzählen? Wer ist das überhaupt? 'Du sollst nicht falsch Zeugnis geben…'»

Erst am 22. März, also eine Woche später, entschuldigten sich die Betreiber mit den Worten: «Wir hofften, dass die Geschichte wahr wäre, und wollten keine falschen Nachrichten verbreiten. Wir entschuldigen uns dafür und bitten um Ihr Verständnis…» Gleichzeitig löschten sie den Beitrag bzw. dessen Link zum Originalbeitrag – und die kritische Stimme in den Kommentaren ebenfalls.

Erst denken, dann klicken

Wie kann man nun Falschmeldungen möglichst bereits im Vorhinein erkennen? Manche Informationen klingen nicht nur unwahrscheinlich, sie sind es auch. Hier hilft schon der gesunde Menschenverstand weiter. Manche Informationen enthalten – wie die Hawkingmeldung auch – seltsame sachliche oder Schreibfehler. Das ist wenigstens ein Indiz dafür, dass hier nicht alles in Ordnung ist. Ansonsten ist es gut, regelmässig eine zweite Meinung zu hören, insbesondere wenn die erhaltene Information dem eigenen Wunschdenken entspricht – dann ist man besonders unkritisch.

Es ist hilfreich zu schauen, was Nachrichtenseiten dazu sagen oder ob Quellen angegeben sind. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, auf Informationsdienste wie «Mimikama» zurückzugreifen. Das Suaheli-Wort für «gefällt mir» ist der Name eines ehrenamtlich betriebenen Internetportals, das sich mit Falschmeldungen im Netz beschäftigt und sie aufdeckt. Genau das tat Mimikama auch beim angeblich gläubig gewordenen Stephen Hawking. Das Motto der Seite ist «erst denken, dann klicken». Tatsächlich würden die hier beschriebenen einfachen Schritte völlig ausreichen, um 99 Prozent aller Internetgerüchte im Keim ersticken zu lassen. Eine traumhafte Vorstellung…

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Datum: 24.03.2018
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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