„Bild“ brachte nur gute Nachrichten

Hamburg. Zum ersten Mal seit 50 Jahren: Die deutsche Tageszeitung „Bild“ druckte zu Weihnachten nur gute Nachrichten! Und lud zum Bibelquiz ein. Nachdem schlechte Nachrichten das Jahr 2002 dominiert haben, hatte sich die Bildzeitung dazu entschieden, in der Weihnachtsausgabe nur gute Nachrichten zu bringen.

"Wo bleibt das Positive, Herr Kästner" - die Frage eines Lesers an den Schriftsteller und Journalisten Erich Kästner steht synonymhaft für das Dilemma aller Medien: Die meisten Nachrichten - ob Kriege, Flugzeugabstürze oder Wirtschaftskrise - sind negativ. Die "Bild", als Deutschlands Boulevardblatt Nummer eins vor allem für Sensationsjournalismus bekannt, wollte zu Weihnachten jetzt beweisen, dass es auch anders geht.

Selbst in eigener Sache gibt es eine versöhnliche Botschaft: Die "Bild" und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) haben ihren Streit im Zusammenhang mit der Berichterstattung der Zeitung über die geplante Reise des Bundestages nach Paris beigelegt.

Laut "Bild"-Kommentator Sven Gösmann haben viele Nachrichten "zwei Seiten, eine schlechte, aber eben auch eine gute". Die Weihnachtsausgabe sei als "ein Geschenk" gedacht, erläuterte auch Chefredakteur Kai Diekmann in einer Mitteilung.

Hier ein kleiner Blick in die schöne Welt der "Bild" – Schlagzeilen:
Nächstes Jahr geht's endlich aufwärts!
Bundespräsident Rau lobt die Deutschen
Regierungsplan! Steuern runter für den Mittelstand
Flughäfen sicherer
Prinz Philip geht's gut
Endlich! Die Tage werden wieder länger usw.

Das Jahr der Bibel ist sogar für die „Bild“-Zeitung ein Thema. Das Massenblatt, mit 4,25 Millionen Exemplaren Deutschlands auflagenstärkste Zeitung, will 2003 täglich ein Bibelwort veröffentlichen, wie sein Chefredakteur Kai Diekmann versprach.

Ist das nicht einmalig? Vertreter der beiden grossen Kirchen sind Diekmann zufolge sogar in die Überlegungen eingebunden. Gerade die „Bild“-Zeitung hat allerdings vor kurzem kirchlichen Unmut auf sich gezogen, als sie auf Plakaten mit leicht bis gar nicht bekleideten Mädchen für sich warb. Auch ist kaum anzunehmen, dass „Bild“ im Jahr der Bibel ausgerechnet seine tägliche nackte Schöne durch fromme Sprüche ersetzen wird. Sollten die Kirchen also lieber abwinken und der Redaktion höflich, aber bestimmt mitteilen: Sucht euch die Bibelstellen doch selber heraus! Lieber nicht: Ein solches Angebot kommt so schnell nicht wieder. Bibelsprüche in der „Bild“-Zeitung können gewiss nicht schaden. Ob sich der „Blick“, der kleine Bruder der „Bild“-Zeitung, das auch noch überlegt?

Quelle: Bildzeitung/Livenet

Datum: 28.12.2001

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