Schweizergarde: Schwierige Kooperation mit Vatikan-Polizei

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Zürich/Rom. Divergenzen mit der Vatikan-Polizei hätten Schweizergarde-Kommandant Pius Segmüller (50) zum Rücktritt auf Ende Oktober bewogen. Dies berichtet das Schweizer Nachrichtenmagazin „Facts“ (Zürich) in seiner aktuellen Ausgabe. Bei seinem Amtsantritt vor knapp vier Jahren sei Segmüller fälschlicherweise davon ausgegangen, wirklich auch der Hauptverantwortliche für die Sicherheit des Papstes zu sein, zitiert „Facts“ einen Vatikan-Kenner.

Die Rivalität zwischen der Schweizergarde und der Gendarmerie bestehe, seitdem Papst Paul VI. im Jahre 1970 alle „dekorativen“ und damit drei italienische Militäreinheiten im Vatikan habe abschaffen lassen, berichtet das Nachrichtenmagazin. Es seien nur noch die Schweizergarde als militärisches Korps und die Gendarmerie als zivile Polizei übriggeblieben. Die Sicherheitsaufgaben sollten unter den 140 Berufswachleuten der Gendarmerie und den 110 Schweizergardisten aufgeteilt werden. Anfang der neunziger Jahre erhielt die Gendarmerie jedoch zusätzliche Polizeikompetenzen, was zu einer noch stärkeren Präsenz der Polizeibeamten führte.

„Wie wenn Italiener Bundeshaus bewachen würden“

Im Laufe der Jahre habe sich in Sicherheitsfragen eine Art Arbeitsteilung zwischen Schweizergarde und Gendarmerie eingebürgert. Laut Vizekommandant Elmar Mäder hätten wiederholte Versuche zu einer Klärung der Verhältnisse nichts gefruchtet. Gegenüber „Facts“ sagte Mäder: „Wir haben mehrmals gesagt, lasst uns doch machen, weil eine Koordination sehr schwierig ist, aber das wird hier nicht so respektiert.“

Kommandant Pius Segmüller sprach von einem „korrekten“ und eher distanzierten Verhältnis gegenüber der Gendarmerie und insbesondere gegenüber dessen Chef Camillo Cibin (80), der seit 55 Jahren im Vatikan dient. Segmüllers Meinung über die schwierige Beziehung zwischen Schweizergarde und Gendarmerie laut „Facts“: „Die können nicht verkraften, dass Nichtitaliener den Vatikan bewachen. Das ist wohl so, wie wenn Italiener unser Bundeshaus bewachen würden.“

Vizekommandant in Startlöchern

Pius Segmüller wird am 1. November Chef der Luzerner Kantonspolizei. Als Grund für seinen Rücktritt führte er Mitte Mai an, er wolle seinem 14-jährigen Sohn und seiner 12-jährigen Tochter eine Berufsausbildung in ihrer Heimat ermöglichen.

Aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Segmüller ist der derzeitige Vizekommandant, der 38-jährige Jurist Elmar Mäder aus Unterägeri ZG.

Datum: 01.06.2002
Quelle: Kipa

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