Frieden ausrufen und Rassismus predigen?

Als Beispiel nennt der Islamexperte die Haltung der höchsten Lehrautorität für rund eine Milliarde sunnitische Muslime, Grossscheich Mohammed Tantawi (Kairo). Im Januar hatten sich der Scheich, der die über Ägyptens Grenzen hinaus anerkannte Kairoer Al-Azhar Religionsschule leitet, und das damalige Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, Erzbischof George Carey, in London gemeinsam zum Engagement für Versöhnung, Frieden und Menschenrechte bekannt. In einem historischen “Lambeth”-Abkommen beschlossen sie ein offizielles Dialogprogramm. Ebenfalls im Januar trafen sich in Alexandria 24 hochrangige christliche, jüdische und islamische Geistliche, unter ihnen Tantawi. Sie riefen zum Frieden im Heiligen Land auf. Nur drei Monate später, so Sookhedo, habe Tantawi in einer Freitagsansprache Juden als “Feinde Allahs und Abkömmlinge von Schweinen und Affen” bezeichnet. Im selben Monat April nannte er palästinensische Selbstmordattentäter “Märtyrer”, die jüdische Kinder und Frauen zu recht in die Luft sprengten. In solchen Worten offenbare sich schlimmster Rassismus, der den Boden für Hass und Gewalt bereite, heisst es in einem Studienbrief Sookhedos.

Haben Anglikaner die richtigen moslemischen Gesprächspartner?

Tantawi habe sich die traditionelle Auslegung des Koran zu eigen gemacht, dass alle Juden Söhne von Schweinen und Affen seien, und damit zur Entmenschlichung des jüdischen Volkes beigetragen. Nach Sookhedos Beobachtungen haben die christlichen Unterzeichner des “Lambeth”-Abkommens nicht gegen Tantawis Äusserungen protestiert. Dagegen zeige sich unter moslemischen Intellektuellen Widerstand gegen eine enge Auslegung des Koran. Die anglikanische Kirchenleitung müsse sich fragen, ob sie die richtigen Gesprächspartner habe.