Feindbild Islam schadet den Christen im Nahen Osten

Arabische Welt

Amman. Mit einem christlichen Aufbruch in der arabischen Welt rechnet der Direktor des Baptistischen Theologischen Seminars in der libanesischen Hauptstadt Beirut, Kamal Khalif.

Im rein islamisch geprägten Algerien würden jährlich etwa 2.000 Menschen Christen. Diese Entwicklung werde zu einem Domino-Effekt führen, sagte er den rund 50 Teilnehmern einer regionalen arabischen Missionskonferenz in Amman (Jordanien) stattfand. In immer mehr islamischen Ländern beobachtet Khalif eine Liberalisierung, die dazu führe, die Todesstrafe für den Abfall vom Islam aufzuheben oder auszusetzen. Nach 13 Jahrhunderten der islamischen Vorherrschaft seien arabische Christen allerdings voller Zorn. Wenn sich ihr Ärger jedoch in Liebe verwandele, könne die arabische Welt revolutioniert werden.

“Feindbild Islam” unter Christen im Westen

Der Beiruter Baptistenpastor Charles Costa bedauerte, dass das Feindbild Islam in der westlichen Welt zu einem stark sinkenden Interesse an der Lage der Christen im Nahen Osten geführt habe. Die Bereitschaft in den USA und Europa, die Christen in der Region mit Geld und Mitarbeitern zu unterstützen, nehme ab. Besonders die im Ausland lebenden Christen aus diesen Ländern seien gefordert, das durch die Medien verzerrte Bild von ihrer Heimat zu korrigieren. Das Treffen endete mit einem Aufruf zum Gebet um den Frieden im Nahen Osten.

Gegen Diffamierung des Islam

In einer Resolution riefen die arabischen Teilnehmer dazu auf, das Recht aller Menschen und Völker der Region auf ein Leben in gesicherten Grenzen und in Freiheit zu achten. Zurückgewiesen wurden Erklärungen einiger prominenter Christen in den USA, die den islamischen Religionsstifter Mohammed diffamierten. Ohne Namen zu nennen, nahmen die arabischen Baptisten damit Bezug auf Äusserungen des Rundfunkpredigers Pat Robertson, des Leiters des Hilfswerks “Samaritan’s Purse” (Geldbeutel des Samariters), Franklin Graham, und des Baptistenpredigers Jerry Falwell. Dieser hatte Mohammed wegen der blutigen Vertreibung von Christen aus Nordafrika als Terroristen und “Mann des Krieges” bezeichnet, sich dafür aber inzwischen entschuldigt.

Nach der Konferenz traf Theo Angelov (Sofia) in Beirut mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Rafic Hairi zusammen. Dabei bezeichnete er den Libanon als gelungenes Modell für das Zusammenleben von Moslems und Christen. 60 Prozent der 4,2 Millionen Einwohner sind Moslems und 40 Prozent Christen. Wie Angelov ferner sagte, lehnen die europäischen Baptisten Krieg zur Lösung von Konflikten ab. Hairi wandte sich gegen eine US-Intervention im Irak. Er wünsche sich, dass die Europäer ihren Einfluss im Nahen Osten ausweiten. Die rund 1.500 Baptisten im Libanon hatten um das Treffen gebeten, um zu versuchen, antibaptistische Missverständnisse auszuräumen, die durch Falwells Äusserungen im arabischen Raum entstanden seien. Angelov distanzierte sich von solchen Erklärungen.

Datum: 31.10.2002
Quelle: idea Deutschland

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