Anhaltende Debatte um den Islam in den USA

Nicholas D. Kristof

New York - Seit dem 11. September hat der Islam regelmässig eine schlechte Presse in den USA. Nicholas D. Kristof , Kolumnist der New York Times, sieht es indes als billig an, Arabern im Westen den bösartigen Antisemitismus in ihren orientalischen Gesellschaften vorzuhalten, solange hasserfüllte Aeusserungen über den Islam in den US-Massenmedien zirkulierten. Dies sei im Talk-Radio, im Internet "und besonders bei konservativen christlichen Pastoren" der Fall.

Eine neue Broschüre von Paul Weyrich und William Lind sage schon im Titel 'Warum Islam eine Bedrohung für Amerika und den Westen ist'. Die Autoren bezeichneten den Islam als "eine Religion des Krieges". William Lind wünscht sich, dass die Muslime in den USA das Land verlassen, da sie eine fünfte Kolonne darstellten.

Weiter zitiert Kristof den Evangelisten Franklin Graham, den Sohn von Billy Graham, der den Islam für eine "sehr arge Religion" halte. Jerry Vines, der frühere Präsident der Südlichen Baptisten der USA sagte, der Prophet Mohammed sei von Dämonen besessen gewesen.

Der New Yorker Kolumnist fordert Präsident Bush auf, nach seinen auf Toleranz zielenden Aeusserungen kurz nach dem 11. September nun wieder gegen diese Art von Stellungnahmen anzutreten. "Wenn wir wollen, dass saudische Prinzen sich die hasserfüllten Glieder ihrer Gesellschaft vornehmen, müssen unsere Politiker dasselbe tun... Einfach mit donnernder Stimme zu erklären, dass der Islam an sich böse ist, trägt nicht dazu bei, ihn zu verstehen. Zudem knüpft man dann an rassistische und fremdenfeindliche Strömungen an, die zu den dunkelsten Kapiteln unserer Geschichte gehören", schreibt Kristof in der liberal ausgerichteten New York Times.

Allerdings zitiert der Kolumnist auch den Historiker Samuel Huntington, der von den blutigen Grenzgebieten der islamischen Welt spricht. Von den 26 Staaten, die im Jahr 2000 von Konflikten zerrissen waren, haben 14 grosse muslimische Bevölkerungen. "Und im Durchschnitt mobilisieren muslimische Länder verglichen mit christlich geprägten Staaten den doppelten Anteil ihrer Bevölkerung in Streitkräften."

Datum: 10.07.2002
Quelle: New York Times

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