Pater Pio der 13. Apostel. Superlative und Kritik an Heiligsprechung

Pater Pio von Pietrelcina

Rom, (Kipa) Mit einem grossen Feuerwerk ist am späten Sonntagabend der Tag der Heiligsprechung für den süditalienischen Kapuzinerpater Pio von Pietrelcina zuende gegangen. Noch einmal war der Petersplatz mit Menschen gefüllt, als gegen 22 Uhr vom benachbarten Gianicolo-Hügel aus Raketen aufsteigen und für ein farbigenprächtiges Schauspiel am Himmel über dem Vatikan sorgten. Viele Besucher hatten gehofft, dass sich auch Papst Johannes Paul II. von seinem Arbeitszimmer aus das Spektakel ansehen würde - jedoch vergebens.

Die italienische Presse feiert in den Montagsausgaben die grösste römische Heiligsprechung in Superlativen. "Pater Pio, der 13. Apostel", titelt die in Turin erscheinende "La Stampa". Und "Il Messaggero" aus Rom schreibt: "Massenrekord für den ersten Heiligen des Globalisierungs-Zeitalters". Unterschiedlich sind die Angaben zu den Teilnehmerzahlen, die meisten sprechen von über 300.000 bis 400.000. Die zunächst im Fernsehen und von Agenturen genannte Zahl von 600.000 wird nicht bestätigt.

Wichtige Themen für die Medien sind weiter die Hitze (über 40 Grad), der Grosseinsatz der Hilfsdienste (über 700 Behandlungen), aber auch die Gesundheit des Papstes. "Pater Pio wird heilig, und der Papst findet seine Energie zurück", schreibt der Mailänder "Il Giornale". Die Lokalredaktion des "Messaggero" ist unter den Motto "Wunder, Glaube und Polemik" Besonderheiten und Absonderlichkeiten am Rand nachgegangen: "Ich habe einen Engel an der Bushaltestelle gesehen".

Eintrittskartenproblem

Die Medien sparten nicht mit Kritik an der Organisation der römischen Veranstaltung. Fast alle Zeitungen registrierten den Missstand, dass viele Besucher trotz gültiger Eintrittskarten nicht auf den Petersplatz gelangten. Die Polizei hatte zunächst auch Pilger ohne Billet - oder mit origineller Ausrede - passieren lassen, und musste zu einem bestimmten Zeitpunkt den Platz wegen Überfüllung schliessen.

Nur am Rand taucht der Zwischenfall mit dem festgenommen Deutschen auf: Ein Besucher hatte auf der Via della Conciliazione versucht, sich dem Jeep des Papstes zu nähern. Er wurde von Sicherheitsbeamten festgenommen. Der Mann habe jedoch keine Attentatspläne gehabt, sondern den Papst nur begrüssen wollen, so die Medien. - Für Montag stand noch einmal eine Sonderaudienz des Papstes für Pater-Pio-Pilger auf dem Petersplatz auf dem Programm.

Nachfeier für Neu-Heiligen Padre Pio im Vatikan

Das "Geheimnis" der grossen Verehrung für Padre Pio liegt nach Worten des Papstes in seiner Volkstümlichkeit, seiner Wundertätigkeit und seiner Verbundenheit mit dem gekreuzigten Christus. Das betonte Johannes Paul II. am Montag bei der traditionellen Nachfeier für den am Sonntag heiliggesprochenen KapuzinerPadre als Pietrelcina.

Padre Pio habe in "tiefer Übereinstimmung mit der Kirche" gestanden. Dieser "kindliche Gehorsam" sei auch durch zeitweilige Missverständnis mit der einen oder anderen kirchlichen Behörde nicht erschüttert worden. Wie sein Vorbild Franziskus sei auch er ein "treuer und mutiger Sohn der Kirche" gewesen.

Padre Pio sei für Priester, Ordensleute und Laien ein "glaubwürdiger Zeuge Christi und des Evangeliums. Sein Vorbild und seine Fürsprache dränge jeden zu einer grösseren Gottes- und Nächstenliebe, vor allem gegenüber den Armen, führte der Papst aus.

Unterschiedlichste Menschen angesprochen

Der heilige Kapuzinerpater habe Menschen aus unterschiedlichsten sozialen Schichten, aus verschiedenen Weltgegenden und in allen möglichen Lebensumständen angesprochen. Er werde heute von vielen Menschen in aller Welt verehrt und zeige den Gläubigen die Wege und Mittel zur Heiligkeit.

Da die meisten Teilnehmer an der Heiligsprechungsfeier per Bus und Sonderzug zu einer Tagesreise nach Rom gekommen und am Sonntag abend wieder abgereist waren, nahmen an der Nachfeier vor allem Angehörige des Kapuzinerordens sowie Bischöfe und Priester aus Süditalien teil. Wegen der drückenden Hitze war die Audienz, an der rund 8.000 Personen teilnahmen, vom Petersplatz in die vatikanische Audienzhalle verlegt worden.

Datum: 20.06.2002
Quelle: Kipa

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