"Kein Raufen, Stehlen und Saufen mehr"

Roma

Seit Jahrhunderten hat man sie verachtet, abgelehnt und sogar verfolgt - doch diese europäische Minderheit der Roma erfährt seit Jahren eine regelrechten religiösen Aufbruch. Schätzungen behaupten, dass es zwischen einer halben und einer Million Zigeunern in Europa gibt, die sich bewusst für den Glauben an Jesus entschieden haben. Ihre Gesamtpopulation wird auf 11 bis 38 Millionen geschätzt.

In Frankreich zählen 130000 Gläubige zu „Leben und Licht“, einem Zweig der Pfingstgemeinden Assemblies of God. Das entspricht einem Drittel der Roma. In dieser Bewegung gibt es 210 Roma-Gemeinden und 1300 ausgebildete Pastoren. Missionare sind in 40 Länder ausgesandt worden.

In Spanien, dem ersten Feld der „Leben und Licht“ Arbeit, gibg es nun bereits 500 Roma-Gemeinden und 2000 Pastoren. 90.000 der 600.000 spanischen Roma sind getaufte Christen, nach vorsichtigen Schätzungen der Bewegung selbst. Spanische „Gitano“ (Zigeuner) Pastoren behaupten, dass von den insgesamt einer Million ihres Volkes 100.000 bis 500.000 Christen seien.

Der Leiter von „Leben und Licht“, Jimmy Meier, berichtet, wie das Evangelium das Leben der Roma verändert. „Es gibt unter den Bekehrten kein Raufen, Stehlen und Saufen mehr,“ sagt Meier. Ausserdem bewirkt der Glaube, dass Gott aus einer grossen Zersplitterung von einzelnen Gruppen nach und nach ein geeintes Volk Gottes macht.

Die erfolgreiche Mission von Pfingstlern unter den französischen Sinti und Roma hat ausserdem ein bisher unbekanntes protestantisches Milieu erscheinen lassen. In der „Zigeunermission“ sind die meisten Prediger selber Roma oder Sinti (auch wenn die Schlüsselfiguren der Bewegung der bretonische Pastor der Assemblies of God Le Cossec und seine Familie sind). Dort ist eine „Mischkultur“ entstanden, ein Mix von Zigeunerkultur und religiöser Kultur der Pfingtsbewegung, die stark an manche spirituelle unabhängige Kirchen der Dritten Welt erinnert.

Wechselvolle Geschichte

Roma: Bedeutet wörtlich "Mann", wird von den Roma nur für Angehörige der eigenen Ethnie gebraucht. Ausserhalb des deutschen Sprachraumes Sammelbegriff für alle "Zigeunergruppen" einschliesslich der Sinti.

Die Migrationgeschichte des ursprünglich aus Asien stammenden Volkes der Rom (romanes = Mensch) zeigt, dass Rom sich bis ins 15. Jahrhundert hinein vor allem im Gebiet zwischen Griechenland und dem ehemaligen Jugoslawien niedergelassen hatten. Ab dem 13. bis ins 15. Jahrhundert haben sich die Rom in drei grosse Gruppen differenziert, die in verschiedene Teile Europas weiter migriert sind: Die Sinti nach Mittel- und Westeuropa (siehe Sinti), die Kale nach Südfrankreich, Spanien und Portugal sowie die Roma nach Ost- bzw. Südosteuropa.

Die Solidargemeinschaft der Grossfamilie spielt für viele Roma eine grosse Rolle, bietet sie doch den notwendigen Rückhalt und Schutz in der (Binnen-)Migration. Traditionelle Familienstrukturen, Verpflichtungen und Verhaltenskodices regeln das Zusammenleben, das v.a. durch Zusammenkünfte an Festtagen etc. gefestigt wird. Strenge Normen bestimmen den Alltag; zentrale Aspekte sind hierbei die Rolleneinhaltung (Jung-Alt, Mann-Frau, Verwandte-Fremde), die Achtung älterer Roma, Erhalt der Familienehre und das Reinheitsgebot. Die Sicherheit im Alter wird durch die jüngeren Roma garantiert. Die traditionelle Familienform unterliegt jedoch dem Wandel. Immer mehr Roma heiraten auch Nicht-Roma, die Tendenz zur Kleinfamilie steigt, jüngere Paare entziehen sich verstärkt ihren Gemeinschaftsverpflichtungen.

Sprache der Roma mit einem gemeinsamen indischen Kern

Da sich Roma nicht auf ein gemeinsames Herkunftsgebiet berufen können, ist das verbindende Moment die Sprache. Zwar hat sich das Romanes entsprechend der jeweiligen Migrationbewegungen in verschiedene Richtungen entwickelt, doch ist eine Verständigung unter Hinzunahme anderer europäischer Sprachen, von denen Roma oftmals mehrere beherrschen, möglich. Die Sprache bleibt selbst für jene, die kein Romanes sprechen eine Referenz. Neben der Sprache ist die Weltanschauung der Roma und ihre Einstellung zu Familie, Eigentum, Treue, Natur, Leben und so weiter.

Sprachvergleiche zeigen, dass die Vorfahren der Roma und kulturell verwandter Gruppen vor 1300 den Nordwesten Indiens aus unterschiedlichen Gründen in voneinander unabhängigen Gruppen verlassen und sich auf ihren Wanderungen lange Zeit in Persien, Armenien und im Byzantinischen Reich aufgehalten haben.

Quelle: Brennpunkt BMS International/Livenet

Datum: 03.02.2003

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