Weitere Hindu-Drohungen in Südindien nach den Messerstichen gegen Missionar

C. K. Padmanabhan

Chennai – Der US-Missionar Joseph Cooper, dem wütende Hindus Ende Dezember nach einer Botschaft in einem Gottesdienst bei Thiruvanthapuram Schläge versetzten und schwere Stichwunden zufügten, ist in seine Heimat zurückgekehrt. Aktivisten des Heimat-Freiwilligen-Korps (RSS), der Kaderorganisation der fanatischen Hindus, wurden nach der Attacke festgenommen. Trotzdem strengen Hindu-Aktivisten ein Strafverfahren gegen Cooper an, unter dem Vorwand, er habe mit dem Touristenvisum gar nicht rechtens in einer evangelischen Kirche predigen können.

Der militante Welt-Hindu-Rat (VHP) will eine Liste mit fünfzig weiteren ausländischen Missionaren in der Hand haben, die „sich ähnlich an erzwungenen religiösen Bekehrungen beteiligen oder trotz anderlautenden Visa-Bestimmungen religiöse Veranstaltungen besuchen“. Die Liste soll den Behörden im südindischen Gliedstaat Kerala vorgelegt werden.

„Sollte die Regierung dann nicht handeln, wird sie es mit ‚direkten Aktionen‘ in der Form der Agitation zu tun bekommen“, drohte der VHP-Chef in Kerala, das von allen grossen Gliedstaaten den höchsten Anteil von Christen an der Bevölkerung hat.

Drohungen der Hindu-Partei

Verwandte Töne schlägt die (ebenfalls dem Lager der nationalistischen Hindus zugehörige) Heimat-Partei BJP an, die in Delhi den Premierminister und den Innenminister stellt; sie will gegen ausländische Christen vorgehen. C. K. Padmanabhan, Chef der BJP, die in Kerala in der Opposition ist: „Wenn die Regierung des Staats nicht imstande ist, Bekehrungen unter Zwang zu verhindern, wird die BJP die Leute gegen solche Tätigkeiten mobilisieren.“

Der Vorwurf, Christen (einheimische und fremde) drängten und zwängen Menschen zum Übertritt zum Christentum, wird in Indien seit Jahren erhoben; die Leiter der Kirchen und Missionen weisen ihn entschieden zurück und protestieren gegen die Verleumdung evangelischer Arbeit, die damit einhergeht.

Religiöse Propaganda in Indien verfassungsgemäss

"Wenn der Staat sagt, dass religiöse Verkündigung illegal ist, dann sollten Inder nicht hingehen und ihre Religionen predigen“, sagt K.C. John, Leiter der Indischen Pfingstkirche in Kerala. Aber die indische Verfassung garantiert diese Freiheit: "Wenn wir hingehen und predigen dürfen, dann müssten jene Ausländer, die zu uns kommen, ähnliche Rechte haben.“ Eine Sprecherin des US-Konsulats sagte, die Durchsetzung von Visavorschriften dürfe nicht dazu missbraucht werden, die Redefreiheit und die Glaubensfreiheit einzuschränken – beide seien in der amerikanischen wie der indischen Verfassung verankert.

Die Unterdrückten an der Emanzipation hindern

Die führende liberale Tageszeitung ‚The Hindu‘ beklagte, dass die politische Elite weder die Untat an Cooper verurteilt noch ihre Urheber angeprangert habe. „Die Täter verübten eine unverzeihliche Attacke. Sie suchten damit die Dalits (Kastenlose) und Tribals (Stammesangehörige), die der Missionar besucht hatte, in Furcht zu versetzen, damit sie nicht Christen würden. In diesem Sinn verletzte der Übergriff das Recht der Menschen, ihre Religion zu wählen“, ein Recht, das die geltende indische Verfassung ausdrücklich garantiert.

Datum: 25.01.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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