„Werdet wie die Kinder…“ am Kirchentag in Hannover

Im Gespräch mit Livenet zeigte sich der Schweizer Gast beeindruckt von der Vielfalt der gehaltvollen Angebote an der gutorganisierten Grossveranstaltung: „Kein beliebiges Jekami, es geht um evangelische Kirche, um den christlichen Glauben.“

Wiederkehrendes Thema sei die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation: „Wenn dein Kind dich morgen fragt…“ Locher hörte am Freitagmorgen Eberhard Jüngel zum Thema „Werdet wie die Kinder“ zu: Ein berühmter, älterer Theologe sucht in einer Bibelarbeit darzulegen, was kindlichen Glauben ausmacht.

In Hannover: Köhler, Schröder, Merkel…

Deutschlands evangelische Landeskirchen werden von Bischöfen geleitet, und mit ihnen ist laut Locher die Kirche in der Öffentlichkeit stärker präsent als die Reformierten in der Schweiz. Mehrere führende Politiker des Landes traten in den ersten Tagen auf.

Dies zeigt für Locher an, dass der Kirchentag nicht einfach ein Event einer kirchlichen Bewegung ist. „Der Wahlkampf mag eine Rolle spielen. Doch offenbar kommen die Politiker nicht darum, hier zu erscheinen. Die deutsche Öffentlichkeit will, dass Kirche präsent ist. Die Kirche bekommt mehr Raum in der Öffentlichkeit.“ Die Bischöfe – und besonders die gastgebende Bischöfin Margot Kässmann – nutzen ihn.

Zueinander von Basis und Bischöfen

Der EKD-Ratsvorsitzende und Bischof von Berlin, Wolfgang Huber, plädierte am Donnerstag für eine selbstbewusste evangelische Kirche im Zueinander von profilierter bischöflicher Leitung und mutiger Synodalität – was Beteiligung des Volkes meint: „nicht einfach Demokratie, sondern Beteiligung der Basis im Gegenüber zur geistlichen Leitung“. In Deutschland hätten die Evangelischen ein viel unverkrampfteres Verhältnis zur Hierarchie, sagt Locher, der dieses Thema südlich des Rheins aufgebracht hat.

Reformiert = gegen Globalisierung

Wo wird in Hannover reformiertes Profil gezeigt? Vor allem in den Diskussionen zur Globalisierung. „Die meisten Veranstaltungen in der diesem Thema gewidmeten Halle werden von Teilnehmern der Vollversammlung des Reformierten Weltbunds in Accra bestritten.“ So hat sein Vizepräsident den Eindruck gewonnen, dass man am Kirchentag die Reformierten vor allem durch ihre – meist scharfe – Kritik an der Globalisierung wahrnimmt.